6. Dezember 2015

Aus dem Busch geklopft

Die kritischen Artikel der Sonntagszeitung haben nun erstmals die Befürworter des Lehrplans 21 aus dem Busch geklopft. Gleich vier Leserbriefschreiber äussern sich wohlwollend zum bildungspolitischen Grossprojekt. Das hat es in der nun schon jahrelang dauernden Auseinandersetzung noch nie gegeben: Die Befürworter haben gemerkt, dass sie, wenn sie den Lehrplan 21 noch retten wollen, aktiver in Erscheinung treten müssen. (uk)
Leserbriefe, Sonntagszeitung, 6.12.


Ich moderiere die Bildungsgruppe einer politischen Partei (AL) und sitze in zwei Schulkommissionen der Stadt Zürich. Die Entscheidung, welche Fremdsprache zuerst gelernt wird, ist eine politische Entscheidung und hat nichts mit dem Lehrplan 21 zu tun. Die Kompetenzorientierung ist nichts Neues, sondern es gibt sie an vielen anderen Orten auch. Das Ziel der Volksinitiativen ist Stillstand und Rückschritt – nicht Vereinheitlichung.
Mike Chudacoff, Zürich

Den Kritikern des Lehrplans 21 möchte ich Folgendes entgegenhalten: Die Schweiz ist nach wie vor eines der innovativsten Länder der Welt. Das nicht zuletzt aufgrund unseres ausgezeichneten Bildungssystems. Mit dem Lehrplan 21 soll der Unterricht an unseren Volksschulen auf die zukünftigen Herausforderungen vorbereitet werden. Die dem Lehrplan 21 zugrunde liegende Kompetenzorientierung hat in der Berufsbildung schon eine längere Tradition. Die durchwegs guten Klassierungen in internationalen Berufswettbewerben zeigen, dass Kompetenzorientierung in der Praxis bestens funktioniert. Der Lehrplan 21 ist zwar nicht in allen Aspekten perfekt, aber er ist ein sorgfältig austarierter eidgenössischer Kompromiss zwischen verschiedenen Einflussgruppen aus Bildung, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Das hier investierte Geld ist eine Investition in die Zukunft des Bildungs- und Innovationsstandortes Schweiz.
Cyrill Moser, dipl. Berufs- und Laufbahnberater, Oberägeri ZG

Der Lehrplan 21 wird hier und dort kritisiert, einesteils polemisch-ideologisch, andernteils mit Argumenten, die gestützt auf Erfahrungen anderer Länder sehr wohl diskutiert werden müssen. Andernorts sind an Schulen im Kanton Luzern oder in Basel-Stadt bereits Einführungen in den Lehrplan 21 unaufgeregt erfolgt, meistens mit dem Fazit: Der Lehrplan 21 ist ein guter, für die Unterrichtsplanung hilfreicher Kompass. Die SonntagsZeitung hat die Kritik am Lehrplan 21 auf der Frontseite lanciert und dann stossend einseitig und mit fachlich falschen Aussagen weiterbearbeitet. Die Einseitigkeit bezieht sich auf den Umstand, dass in diesem Artikel keine Vertretung der Gegenseite zu Wort kam. Fachlich falsch ist die immer wieder bemühte Platte, dass durch den Lehrplan 21 inhaltsleere Kompetenzen vermittelt würden. Das ist so dumm! Lernen ist letztlich immer selbstgesteuert. Wenn es dafür einen Indikator bräuchte, dann bitte: Erinnern Sie sich doch, wie Sie mit den Hausaufgaben umgegangen sind. Fazit: Debatte um den Lehrplan 21 ja, aber debattieren wir doch bitte aus unterschiedlichen Perspektiven.
Martin Riesen, Pädagoge LSEB, Twann-Tüscherz BE

Ihre Berichterstattung zum Lehrplan 21 war schlicht unprofessionell, tendenziös und grösstenteils falsch. Ich bin enttäuscht. Warum bringen Sie nicht einmal einen positiven, wahrheitsgetreuen Bericht zum LP 21? Auch wenn Widerstand schweizweit spürbar ist, wird der Lehrplan 21 grösstenteils als innovativ und fortschrittlich beurteilt. Warum nur Gegner zu Wort kommen, ist schlicht unverständlich. Beispielsweise ist der Teil Gestalten äusserst innovativ und zeitgemäss.

Thomas Stuber, Dozent, IVP NMS PHBern

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