12. Dezember 2015

Alle Kantone machen bei ersten nationalen Tests mit

Bald ist es also soweit. Im kommenden Frühling überprüfen die Kantone zum ersten Mal, ob die nationalen Bildungsziele erreicht worden sind. Zunächst geht es um die Mathematik, 2017 dann um Sprache.











Die EDK unterstützt die Entwicklungs- und Durchführungsarbeiten mit knapp 1,5 Mio. Franken, Bild: Annick Ramp
Antreten zum nationalen Test, NZZ, 7.12. von Michael Schoenenberger


Es ist ein riesiges Projekt, das die Kantone derzeit vorbereiten: Erstmals werden 2016 und 2017 in Schweizer Schulen die nationalen Bildungsziele überprüft. Rund 25 000 Schülerinnen und Schüler in allen Kantonen müssen zum Test antreten. Für die Schweiz mit ihren kantonalen Schulsystemen bedeuten die Tests in zweifacher Hinsicht ein Novum: Erstens finden die Prüfungen über die Sprachregionen hinaus statt, zweitens werden sie im Land selber entwickelt, zur Überprüfung der eigenen Bildungsziele. Bisher wurden schulische Kompetenzen national nur im Rahmen der internationalen Pisa-Tests überprüft.

Die nationalen Bildungsziele wurden nach mehrjähriger Vorbereitung 2011 festgeschrieben. Dargelegt sind die Grundkompetenzen, die in der Schulsprache, in Mathematik und in Naturwissenschaften bis Ende des 2., 6. und 9. Schuljahres erreicht werden müssen. Grundkompetenzen sind auch für die Fremdsprachen am Ende des 6. und des 9. Schuljahres definiert. Diese Grundkompetenzen bilden nicht den gesamten Lernstoff ab, sondern sie stehen für den Kern der schulischen Bildung.

Zuerst die Mathematik

Im Mai und Juni 2016 geht es um die Mathematik. Geprüft werden Schülerinnen und Schüler, die im 9. Schuljahr stehen. Wie Vera Husfeldt, die Leiterin der Abteilung Qualitätsentwicklung bei der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK), erklärt, müssen in kleinen Kantonen wie den beiden Appenzell, in Glarus, Nid- und Obwalden, Schaffhausen, Uri, Zug und im deutschsprachigen Wallis sämtliche Schüler antreten. In mittelgrossen und grossen Kantonen wird eine Stichprobe genommen; es beteiligen sich rund 1000 Schülerinnen und Schüler pro Kanton. Geprüft wird im 9. Schuljahr, einbezogen sind die verschiedenen Leistungszüge auf der Sekundarstufe I.

«Für die Schulen wird die Teilnahme an den Tests von den Kantonen vorgegeben», sagt Husfeldt. Da alle Kantone, auch jene, die bei Harmos nicht mitmachen, ihre Teilnahme zugesichert hätten, wird auch in diesen Kantonen geprüft. Der Test selber dauert rund drei Stunden. Laut Husfeldt hält sich der Aufwand für die Schulen in Grenzen: So müssen sie beispielsweise die Infrastruktur zur Verfügung stellen – Räume mit Computern. Die computerbasierten Tests selber werden von Fachdidaktikern verschiedener pädagogischer Hochschulen und einer Universität unter der Federführung der Fachhochschule Nordwestschweiz erarbeitet. Für die Durchführung sind sprachregionale Zentren zuständig. Diese sind für die Absprachen mit den Schulen verantwortlich. Dabei handelt es sich um Zentren wie bei den Pisa-Tests: In der Deutschschweiz übernimmt diese Aufgabe die Pädagogische Hochschule St. Gallen. Am Testtag selber kommen externe Testleiter in die Schulen.

Keine Rankings

Seit der Annahme der Bildungsartikel in der Bundesverfassung 2006 sind die Kantone dazu verpflichtet, Eckwerte der obligatorischen Schule national zu harmonisieren. Dazu zählen namentlich auch die Ziele der Bildungsstufen. Wer Bildungsziele festlege, so schreibt die EDK in einem Papier, müsse auch deren Erreichen überprüfen und Schlussfolgerungen für die Qualitätsentwicklung ziehen. «Geprüft wird nun der Grad der Harmonisierung der Bildungsziele», sagt Husfeldt dazu. Rankings von Schulen und die Bewertung von Schülern oder Lehrpersonen seien nicht vorgesehen und auch nicht möglich. Jedoch werden die Ergebnisse, wie es in Unterlagen der EDK heisst, Aussagen zur Leistungsfähigkeit der kantonalen Schulsysteme ermöglichen.
Dem Ausbau der nationalen Tests steht ein Abbau bei den internationalen Pisa-Tests gegenüber: Schon 2015 nahmen nur noch rund 5000 Schweizer Jugendliche an diesen teil. Das wird auch für das Jahr 2018 gelten – dann testet Pisa die Lesekompetenzen. Innerhalb der Pisa-Erhebungen wird es keine kantonalen Stichproben mehr geben, es wird also beim internationalen Vergleich bleiben.
Publiziert werden die Ergebnisse der neuen nationalen Prüfungen zur Harmonisierung der Bildungsziele im Bildungsbericht 2018. Zurzeit finanziert die EDK die Entwicklungs- und Durchführungsarbeiten für die Überprüfung des Erreichens der Grundkompetenzen mit 1,493 Millionen Franken jährlich.

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