31. Oktober 2015

Widerstand gegen Fremdsprachendidaktik und zwei Primarfremdsprachen

Seit 2012 werden an der Primarschule Fremdsprachen nach einem neuen didaktischen Konzept unterrichtet. Dieses mutet den Schulkindern zu, ohne kontinuierlichen, systematischen Sprachaufbau, ohne Grammatik, ohne tragfähige Basis auskommen zu müssen. Auf Wörtchenlernen, korrekte Schreibweise und Aussprache wird kein Gewicht gelegt, im Gegenteil. Die Primarlehrpersonen sind ausdrücklich angehalten, ihre Schützlinge nicht zu korrigieren, selbst, wenn sie sinn- und verständnislos daherreden. Dies verlangt die neue Didaktik, bei welcher nicht Verständnis bzw. Verständigung im Vordergrund stehen, sondern das so genannte Sprachbad.
Umfrage bei Lehrpersonen belegt breiten Widerstand gegen die neue Fremdsprachendidaktik, Medienmitteilung Starke Schule Baselland, 29.10.

Nicht von ungefähr hagelt es daher von Seiten beunruhigter Lehrpersonen und Eltern heftige Kritik. Gaukelt das neue Konzept doch Mehrsprachigkeit nur vor. Es wird mehrheitlich befürchtet, dass mit dieser Sprachdidaktik die  Lernziele traditioneller Sprachkompetenz sowie der Anschluss an die Sekundarstufe l nicht zu erreichen sind. Die neue Didaktik zeigt einmal mehr die Kluft zwischen abgehobenen Bildungsphantasien und der Schulrealität auf.
Vor diesem alarmierenden Hintergrund hat die Starke Schule, bei der sich fast täglich besorgte Eltern und Lehrpersonen melden,  eine breite E-Mail-Umfrage lanciert. Angeschrieben wurden insgesamt 2‘472 Lehrpersonen der Primarstufe, der Sekundarstufe l und der Gymnasien mit der Bitte um Beantwortung der folgenden zwei Fragen mit Ja oder Nein:
1.      Befürworten Sie diese neue Didaktik mit dem Passepartout-Projekt?
2.      Bevorzugen Sie, dass auf der Primarstufe nur eine Fremdsprache gelehrt wird (die zweite erst auf der Sek. I-Stufe)?
Über 300 Lehrpersonen aus allen drei Bildungsstufen nahmen an der Abstimmung teil. Die Resultate sind eindrücklich und aussagekräftig. 73.5% der Abstimmenden lehnen die neue Didaktik ab, während sie 21.9% bei 4.6% Enthaltungen befürworten. Ähnlich sieht es bei Frage 2 aus. Lediglich 23.5% stimmen für zwei Fremdsprachen auf der Primarstufe. 72.8% sind dagegen und befürworten eine einzige. 3.7% enthalten sich.
Alle drei Bildungsstufen lehnen die neue Didaktik wuchtig ab. Brisant und überraschenderweise auch die Primarstufe. Damit stehen beinahe drei Viertel der abstimmenden Lehrpersonen hinter den Anliegen der kürzlich lancierten Volksinitiativen „Stopp dem Verheizen von Schüler/-innen: Ausstieg aus dem gescheiterten Passepartout-Fremdsprachenprojekt“ und „Stopp der Überforderung von Schülerinnen und Schülern: Eine Fremdsprache auf der Primarstufe genügt.“ Mit diesen beiden Initiativen setzt sich die Starke Schule klar für den dringenden Ausstieg aus diesem realitätsfernen Sprachexperiment und für einen fachlich und pädagogisch verantwortungsvollen Fremdsprachenunterricht ein.

Der breite Widerstand hat jedoch nichts zu tun mit Reformängsten und Rückwärtsgewandtheit, wie dies von Befürwortern behauptet wird, sondern mit Professionalität und Verantwortungsbewusstsein gegenüber Schülerinnen und Schülern. Lehrpersonen wissen, was auf dem Spiel steht.

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