13. Oktober 2015

Pulver (Grüne Partei) preist Einweglehrmittel

In einem Interview nimmt der Berner Erziehungsdirektor Bernhard Pulver Stellung zur Kritik am Französischunterricht. Er findet es vorteilhaft, dass Einweglehrmittel die Möglichkeit bieten, jedes Jahr Verbesserungen anzubringen.











Eine Evaluation erfolgt erst am Ende der Schulzeit...mit dem zweiten Jahrgang...nach einigen Jahren, Bild: Andreas Blatter
Bernhard Pulver: "Keine grundsätzlichen Änderungen", Berner Zeitung, 13.10. von Marius Aschwanden


Herr Pulver, sind Sie zufrieden mit dem Frühfranzösisch?
Bernhard Pulver: Als wir 2011 damit begonnen haben, rechnete ich bereits im ersten Jahr mit Schwierigkeiten. Diese blieben aber weitgehend aus. Als am Anfang dieses Schuljahres der erste Jahrgang in die 7. Klasse kam, rechnete ich erneut mit Problemen. Und tatsächlich folgten einige Reaktionen. Grundsätzlich ist die Einführung eines neuen Lehrmittels mit einer neuen Didaktik immer eine Herausforderung. In dem Sinne verläuft das Projekt erwartungsgemäss.

Was sagen Sie inhaltlich zur Kritik von Lehrern und Eltern?
Es gibt Kritik, die begründet ist. Diese muss aber richtig eingeordnet werden. Wir erhalten auch Rückmeldungen von begeisterten Lehrern. Es ist durchaus möglich, dass die Kenntnis etwa von Grammatikregeln weniger gross ist als früher. Ab dem 7. Schuljahr wird verstärkt ein Augenmerk darauf gelegt. Viele Kinder sind aber mutiger, verstehen komplizierte Texte besser und wagen eher Französisch zu sprechen. Dies entspricht der Stossrichtung der neuen Didaktik. Letztlich kann erst am Ende des 9. Schuljahres analysiert werden, wo die Schüler im Gegensatz zu früher stehen.

Im Zentrum der Kritik steht das neue Lehrmittel. Sind daran Anpassungen denkbar?
Das ist der Vorteil von Einweglehrmitteln: Jedes Jahr wird ein neues Heft herausgegeben, und der Verlag kann Anpassungen vornehmen. Dies wird auch gemacht. Ein Beispiel sind etwa die Ergänzungen für Mehrjahrgangsklassen. In der Grundausrichtung der Didaktik wird sich aber nichts ändern.

Gelingt es, den ersten Frühfranzösischjahrgang erfolgreich ans Ende der obligatorischen Schulzeit zu führen?
Ich habe keine Indizien dafür, dass bis am Ende der obligatorischen Schulzeit das Französischniveau der Schüler schlechter sein wird als früher. Garantieren kann ich es aber nicht. Wir müssen zuerst mehrere Jahre auswerten. Wenn die Schüler am Ende ein bisschen mehr Fehler machen, dafür aber mehr Freude an der Sprache haben und damit besser kommunizieren können, so wäre das gar nicht so schlecht.

Manche Kinder sind aber auch frustriert...
Da höre ich sehr unterschiedliche Reaktionen. Ich habe auch schon Mittelstufenschüler getroffen, die mit grossem Vergnügen Französisch parlierten.

Die Ergebnisse einer Evaluation des Sprachniveaus der Schüler werden frühestens in drei Jahren erwartet. Für die heutigen Siebtklässler ist dies zu spät.
Es macht keinen Sinn, den ersten Jahrgang, der mit einem neuen Lehrmittel unterrichtet wird, zu evaluieren. Ich erwarte auch von den Lehrern nicht, dass der Unterricht vom ersten Tag an perfekt funktioniert. Dies braucht seine Zeit. Deshalb evaluieren wir erst den zweiten Jahrgang.

Was sagen Sie den Eltern, die sich jetzt Sorgen machen?
Wir raten ihnen, darauf zu achten, ob die Kinder auch Dinge besser können als früher.

Sie sind auch Präsident der Steuergruppe des Projekts Passepartout. Was für Rückmeldungen erhalten Sie aus den anderen Kantonen?
Die Rückmeldung sind ähnlich wie in Bern: Manche Lehrkräfte stehen dem neuen Lehrmittel skeptisch gegenüber, andere sind begeistert. Beide Positionen auf der Oberstufe dürfen aber momentan nicht überbewertet werden. Wie gesagt: Es braucht ein oder zwei Jahre, bis die Situation beurteilt werden kann.


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