Monica Gschwind muss nachholen, was Vorgänger Urs Wüthrich ungenügend erledigt hat, Bild: Nicole Pont
Wüthrichs Arbeit soll nachgebessert werden, Basler Zeitung, 9.10. von Thomas Dähler
Was Bildungsdirektor Urs
Wüthrich (SP) in seinen letzten Tagen noch erledigt hat, scheint nicht nach dem
Gusto der Landräte von links bis rechts zu sein: Jedenfalls weigert sich die
Bildungs-, Kultur- und Sportkommission einstimmig, Vorstösse zur
Lehrerausbildung und zum Staatskunde- unterricht als erfüllt abzuschreiben, wie
dies der abtretende Regierungsrat noch beantragt hatte. Im Gegenteil: Der
Landrat soll Wüthrichs Nachfolgerin Monica Gschwind (FDP) mit Zusatzaufgaben
beauftragen.
Lanciert worden war die
Diskussion um die Sekundarlehrer-Ausbildung vom Lehrerinnen- und Lehrerverein
Baselland mit einer Petition, welche der Landrat in ein Postulat umgewandelt
hatte. Dies bedeutet, dass die Bildungsdirektion das Anliegen zu prüfen hat und
dem Parlament einen Bericht abliefern muss. Die Lehrerinnen und Lehrer möchten
nämlich, dass bei der Ausbildung das Fachstudium stärker gewichtet wird und
dass bei der möglichen Einführung sogenannter Sammelfächer nach wie vor eine
genügende Ausbildung in den einzelnen Teilfächern erfolgt und nicht die
kritisierten Schnellbleichen. Mit den Beteuerungen des abgetretenen
Bildungsdirektors, alles sei schon gut unterwegs, mochte sich die
Bildungskommission des Landrats nicht abfinden.
Sie will das Postulat aufrecht
erhalten und ergänzt es mit weiteren Aufträgen. «Der Landrat beauftragt den
Regierungsrat, eine aktualisierte Analyse der Ausbildungssituation und
Ausbildungsqualität zu erarbeitet», heisst es in dem von der Kommission mit
zwölf zu null Stimmen verabschiedeten Antrag an das Parlament. Klar wird damit,
dass auch Wüthrichs Parteikollegen von der SP nicht der Ansicht sind, dass bei
der Ausbildung alles bestens ist.
Die Kommission kritisiert
gemäss ihrem Bericht, dass Wüthrich und seine Mitarbeiter die Frage nach dem
Verhältnis zwischen Fachausbildung und erziehungswissenschaftlicher Ausbildung
«nicht ausreichend beantwortet» haben. Auch die Frage nach der Anerkennung der
Teilfächer bei der möglichen Einführung von Sammelfächern sei «nach Auffassung
der Kommission» nicht beantwortet.
Beide Aspekte des
Postulats haben Brisanz: So wird demnächst das Volk an der Urne über die
Sammelfächer abstimmen können. Dabei geht es darum, ob Teilfächer wie etwa
Biologie, Chemie und Physik erhalten und nicht zum Sammelfach «Natur und
Technik» fusioniert werden sollen. Auch hinter den offenen Fragen zur
Sekundarlehrer-Ausbildung steckt die Sorge um ein Volksverdikt. Hängig ist eine
Volksinitiative des Komitees Starke Schule Baselland, gemäss dieser den gemäss
jetzigen Studienplänen der Pädagogischen Hochschule (PH) ausgebildeten
Lehrkräften eine Anstellung im Kanton Baselland verweigert werden soll. Hinter
dem Streit steckt der Umstand, dass das Komitee Starke Schule die Ausbildung an
der Universität jener der PH vorzieht.
Vorschläge zur Staatskunde
Auch die allgemein
gehaltenen Ausführungen Wüthrichs und seiner Mitarbeiter, die Staatskunde im
Rahmen des heutigen Unterrichtsangebots zu berücksichtigen, genügen der
Kommission nicht. Diese plädiert zwar «grossmehrheitlich» nicht für die
Einführung eines Fachs «Staatskunde und Politik» an den Gymnasien, wie das
Martin Rüegg (SP) als Autor des überwiesenen Postulats anregt. Doch sie möchte
von Wüthrichs Nachfolgerin «konkrete und verbindliche Vorschläge» zur
Integration der Staatskunde in den heutigen Unterricht.
«Der Regierungsrat wird
eingeladen, dem Landrat detaillierter zur politischen Bildung zu berichten und
aufzuzeigen, welche Lösungen aktuell umsetzbar sind», lautet die Vorgabe,
welche der Landrat gemäss der Kommission demnächst verabschieden soll. Mit elf
zu null Stimmen verlangt die Kommission, dass das Postulat nicht als erledigt
abgeschrieben wird. Demnach wird Nachfolgerin Gschwind das Versäumnis ihres
Vorgängers ausbügeln.
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