9. Oktober 2015

Etappensieg für Baselbieter Lehrer

Die Antworten des früheren Bildungsdirektors zur Lehrerausbildung und zur Staatskunde befriedigen nicht. Die landrätliche Bildungskommission folgt dem Lehrerverein Baselland und beauftragt den Regierungsrat mit zwölf zu null Stimmen, "eine aktualisierte Analyse der Ausbildungssituation und Ausbildungsqualität zu erarbeiten". 

















Monica Gschwind muss nachholen, was Vorgänger Urs Wüthrich ungenügend erledigt hat, Bild: Nicole Pont
Wüthrichs Arbeit soll nachgebessert werden, Basler Zeitung, 9.10. von Thomas Dähler


Was Bildungsdirektor Urs Wüthrich (SP) in seinen letzten Tagen noch erledigt hat, scheint nicht nach dem Gusto der Landräte von links bis rechts zu sein: Jedenfalls weigert sich die Bildungs-, Kultur- und Sportkommission einstimmig, Vorstösse zur Lehrerausbildung und zum Staatskunde- unterricht als erfüllt abzuschreiben, wie dies der abtretende Regierungsrat noch beantragt hatte. Im Gegenteil: Der Landrat soll Wüthrichs Nachfolgerin Monica Gschwind (FDP) mit Zusatzaufgaben beauftragen.

Lanciert worden war die Diskussion um die Sekundarlehrer-Ausbildung vom Lehrerinnen- und Lehrerverein Baselland mit einer Petition, welche der Landrat in ein Postulat umgewandelt hatte. Dies bedeutet, dass die Bildungsdirektion das Anliegen zu prüfen hat und dem Parlament einen Bericht abliefern muss. Die Lehrerinnen und Lehrer möchten nämlich, dass bei der Ausbildung das Fachstudium stärker gewichtet wird und dass bei der möglichen Einführung sogenannter Sammelfächer nach wie vor eine genügende Ausbildung in den einzelnen Teilfächern erfolgt und nicht die kritisierten Schnellbleichen. Mit den Beteuerungen des abgetretenen Bildungsdirektors, alles sei schon gut unterwegs, mochte sich die Bildungskommission des Landrats nicht abfinden.

Sie will das Postulat aufrecht erhalten und ergänzt es mit weiteren Aufträgen. «Der Landrat beauftragt den Regierungsrat, eine aktualisierte Analyse der Ausbildungssituation und Ausbildungsqualität zu erarbeitet», heisst es in dem von der Kommission mit zwölf zu null Stimmen verabschiedeten Antrag an das Parlament. Klar wird damit, dass auch Wüthrichs Parteikollegen von der SP nicht der Ansicht sind, dass bei der Ausbildung alles bestens ist.
Die Kommission kritisiert gemäss ihrem Bericht, dass Wüthrich und seine Mitarbeiter die Frage nach dem Verhältnis zwischen Fachausbildung und erziehungswissenschaftlicher Ausbildung «nicht ausreichend beantwortet» haben. Auch die Frage nach der Anerkennung der Teil­fächer bei der möglichen Einführung von Sammelfächern sei «nach Auffassung der Kommission» nicht beantwortet.

Beide Aspekte des Postulats haben Brisanz: So wird demnächst das Volk an der Urne über die Sammelfächer abstimmen können. Dabei geht es darum, ob Teilfächer wie etwa Biologie, Chemie und Physik erhalten und nicht zum Sammelfach «Natur und Technik» fusioniert werden sollen. Auch hinter den offenen Fragen zur Sekundarlehrer-Ausbildung steckt die Sorge um ein Volksverdikt. Hängig ist eine Volksinitiative des Komitees Starke Schule Baselland, gemäss dieser den gemäss jetzigen Studienplänen der Pädagogischen Hochschule (PH) ausgebildeten Lehrkräften eine Anstellung im Kanton Baselland verweigert werden soll. Hinter dem Streit steckt der Umstand, dass das Komitee Starke Schule die Ausbildung an der Universität jener der PH vorzieht.

Vorschläge zur Staatskunde
Auch die allgemein gehaltenen Ausführungen Wüthrichs und seiner Mitarbeiter, die Staatskunde im Rahmen des heutigen Unterrichtsangebots zu be­­rücksichtigen, genügen der Kommission nicht. Diese plädiert zwar «grossmehrheitlich» nicht für die Einführung eines Fachs «Staatskunde und Politik» an den Gymnasien, wie das Martin Rüegg (SP) als Autor des überwiesenen Postulats anregt. Doch sie möchte von Wüthrichs Nachfolgerin «konkrete und verbindliche Vorschläge» zur Integration der Staatskunde in den heutigen Unterricht.

«Der Regierungsrat wird eingeladen, dem Landrat detaillierter zur politischen Bildung zu berichten und aufzuzeigen, welche Lösungen aktuell umsetzbar sind», lautet die Vorgabe, welche der Landrat gemäss der Kommission demnächst verabschieden soll. Mit elf zu null Stimmen verlangt die Kommission, dass das Postulat nicht als erledigt abgeschrieben wird. Demnach wird Nachfolgerin Gschwind das Versäumnis ihres Vorgängers aus­bügeln.

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