«Zusammen mit Genf hat Basel-Stadt die
tiefste Quote» bei der Berufsmaturität. Sie betrug 2014 nur 7,9 Prozent,
während in der ganzen Schweiz 14,8 Prozent diesen Abschluss erreichten. Damit
bestätigt der Regierungsrat in seinem Bericht die Angaben von SP-Grossrätin
Danielle Kaufmann, die sich in einem politischen Anzug für eine «Steigerung der
Quote bei der Berufsmaturität» einsetzt. Eine Berufslehre mit Berufsmaturität
ermöglicht den Zugang zu den Fachhochschulen.
Weg zur Berufsmatur aufwerten, Basler Zeitung, 30.10. von Urs Rist
Zwar erreichten 2014 im Kanton Basel-Stadt 1870 Personen
Abschlüsse der beruflichen Grundbildung, davon 1602 mit Fähigkeitszeugnis, aber
nur 323 schlossen mit der Berufsmaturität ab. Im gleichen Jahr wurden 640
gymnasiale Maturitätszeugnisse abgegeben. Die gymnasiale Maturitätsquote lag in
Basel-Stadt im vergangenen Jahr mit 30,5 Prozent bedeutend höher als in der
ganzen Schweiz mit 20,2 Prozent. Diese Quote erreichten in Basel vor sechs
Jahren erst 23 Prozent. Bei den gymnasialen Maturitäten sind die Frauen in der
Mehrheit, bei den Berufsmaturitäten die Männer.
«In Basel ist der Trend zum Besuch von weiterführenden Schulen
seit Generationen ungebrochen», schreibt der Regierungsrat. «Eine Änderung
dieser Grundhaltung braucht Zeit und viele Teilschritte.» Vor einigen Jahren
lancierten Basel-Stadt und Baselland eine Kampagne für die Förderung der
Berufsmaturität. Der Informationsstand bei den Jugendlichen und deren Eltern
sei dennoch «verhalten». Die Berufsmaturität sei eben ein «kompliziertes
Produkt» und brauche deshalb eine verständliche Kommunikation. Die Homepage www.berufsmaturbb.ch soll jetzt Jugendliche und junge
Erwachsene gezielter ansprechen.
Vor allem setzt der Regierungsrat auf die Schulreform: In diesem
Jahr sind erstmals Schülerinnen und Schüler nach der verlängerten Primarschule
in die dreijährige Sekundarschule übergetreten. Dort gehört die berufliche
Orientierung in allen drei Leistungszügen zum Grundangebot. Dabei sollen die
Schüler die Vielfalt der Berufe und deren Zukunftsperspektiven kennenlernen.
Jede und jeder erhält einen Berufswahlpass, der eine Übersicht über den
Berufswahlprozess gibt. Weiter zeigt ein Berufswahlfahrplan die zur Verfügung
stehenden Angeboten. Im zweiten Jahr absolvieren die Schüler eine
Berufserkundungswoche mit Betriebsbesichtigung und Kurzberatung.
Späterer Übertritt ins Gymnasium
Die Schulreform soll nach Ansicht der Regierung auch die
Übertritte in die Berufsbildung und die Quote der Berufsmaturität steigern.
Einen Beitrag dazu leiste der spätere Übertritt in die Gymnasien. Dieser
erfolgt erst nach der Sekundarschule und damit gleichzeitig wie der
frühestmögliche Eintritt in eine Berufslehre.
Kaufmann fragte auch nach Anreizen für Lehrbetriebe, den Besuch
der Berufsmittelschule als Vorbereitung auf die Berufsmaturität zuzulassen.
«Derzeit bieten insbesondere Grossbetriebe die Berufsmatur an, während kleine
Betriebe häufig zurückhaltend sind», schreibt der Regierungsrat. Andere
Betriebe könnten aber Lehrstellen mit Berufsmaturität mangels geeigneter
Kandidaten nicht besetzen. Angestrebt würden Modelle mit möglichst kompakten
Schulzeiten und -wegen, um die Absenzen im Betrieb gering zu halten. Die
Berufsmittelschule kann auch nach Abschluss der Lehre absolviert werden.
Weil ab jetzt alle Jugendlichen über die Angebote der
Berufsbildung informiert werden, beantragt der Regierungsrat den Anzug
abzuschreiben. Nach der Berufsmaturität gibt es auch den Weg über eine
Passerelle zur gymnasialen Matur. In einem BaZ-Artikel zu diesem Thema sagte
ein 21-jähriger gelernter Informatiker, der diesen Weg erfolgreich absolviert
hat, um an der Uni Wirtschaftsinformatik zu studieren: «Ich wollte nicht den
gewöhnlichen Weg über ein Gymnasium einschlagen und habe mich deshalb für eine
Berufslehre entschieden.»
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