Die Landessprachen sind weniger attraktiv als Englisch, Bild: Keystone
Die Crux mit der Sprache der anderen, Radio SRF, 28.9. von Rafael von Matt
«Enttäuschend.» Mit diesem Wort fasst Studienautor François Grin,
Professor an der Universität Genf, die Resultate der Jugendbefragung zusammen:
«Aufgrund der Daten, die wir erhoben haben, würde ich sagen, dass das Niveau
enttäuschend ist. Vor allem im Vergleich zu den Ressourcen, die dafür
investiert werden.»
Bei der Befragung mussten die 41'000 Männer und 1000 Frauen ihr
Sprachniveau selber einschätzen. Nur 44 Prozent der Deutschschweizer gaben an,
auf Französisch ein einfaches Gespräch führen zu können. Den gleichen Wert
erreichten die Westschweizer in Deutsch.
Ganze drei Viertel der Befragten hingegen sind in der Lage, ein
einfaches Gespräch auf Englisch zu führen. Zu denken gibt François Grin auch,
dass eine Mehrheit der Befragten den Französischunterricht als «langweilig»
bezeichnet. Aber an den Lehrkräften liege es nicht, glaubt Grin. Vielmehr sei
Englisch einfach so beliebt, dass die anderen Landessprachen dagegen alt
aussähen.
Und die Tendenz gehe noch weiter in diese Richtung: «Die Präsenz der
englischen Sprache im Alltagsleben hat so sehr zugenommen, dass es vielleicht
eine zusätzliche Anstrengung braucht, um das Interesse für die Landessprachen
zu wecken.»
Um das zu machen, solle die Nützlichkeit dieser Sprachen stärker betont
werden, findet der Wirtschaftswissenschaftler. Laut Grin haben sehr viele
Schweizer Firmen intensive Geschäftsbeziehungen in die anderen Sprachregionen.
Vielen Jungen sei das zu wenig bewusst.
Um das Interesse an den anderen Landessprachen zu fördern, plädiert
Studienautor Grin für zweisprachigen Unterricht an den Schulen: Zum Beispiel
Geschichte oder Biologie sollten auf der Oberstufe also auch auf Französisch
unterrichtet werden. Wenn Englisch eine zweite Landessprache immer stärker
verdränge, dann sei das gar nicht gut.
«Man darf nicht vergessen, dass die Schweiz an sich ein politisches
Projekt ist. Und dieses Projekt beruht darauf, dass man die anderen besser
kennenlernen und etwas gemeinsam aufbauen will.» Das habe man seit etwa
zwanzig, dreissig Jahren etwas vernachlässigt. «Und das finde ich für die
Zukunft des Landes gefährlich», schliesst
Grin ist ein Anhänger der Frühfremdsprachen http://schuleschweiz.blogspot.ch/2014/10/quinzes-questions-sur-les-langues.html Die Deutschschweizer Rekruten hatten Französisch in der Primarschule (und die Welschen Deutsch). Erstaunlich nun die Folgerungen, die Grin zieht. Anstatt das momentane Sprachenkonzept zu hinterfragen, fordert er eine (unrealistische) Ausdehnung auf Sachfächer in der Sekundarstufe. Für Grin sind gute Englischkenntnisse eine Bedrohung der Willensnation Schweiz. Ich sehe dies anders. Und die machbaren, effizienten und finanzierbaren Verbesserungsvorschläge für den Unterricht in den Landessprachen liegen schon lange auf dem Tisch, resp. in diesem Blog :-) Wie verzweifelt wird Grin sein, wenn die Generation mit zwei Primarfremdsprachen zu seinen Tests antritt?
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