23. September 2015

Computer und Handys müssen in Unterricht integriert werden

Trotz der schlechten Resultate, die computergestütztes Lernen erzielt, ist Klaus Rummler davon überzeugt, dass die modernen Kommunikationsinstrumente nicht aus dem Schulalltag verschwinden werden. 














Die Leistungsbewertung von computergestütztem Arbeiten ist ein Problem, Bild: 20 Minuten
"In absehbarer Zeit ist das Klassenzimmer digital", 20 Minuten, 23.9. 


Herr Rummler*, laut der Pisa-Studie haben Computer im Klassenzimmer keinen guten Effekt auf die Leistung. Wieso setzt die Schweiz weiterhin darauf? 
Wir kommen nicht darum herum. Wir müssen die Nutzung, die im Alltag bereits normal ist, in unseren Unterricht integrieren. Dies verlangt auch die Arbeitswelt. 

Sie treiben also etwas voran, das eigentlich totgesagt ist?
Nein, ich würde das umgekehrt anschauen. Die Pisa-Studie, in der man noch von Computern im Schulzimmer redet, hinkt der Schweiz hinterher. Wir haben eine der höchsten Smartphone-Dichten der Welt bei den Jugendlichen. Dieses Wissen im Umgang mit dem Internet der Jugendlichen müssen wir unbedingt in den Unterricht integrieren. 

Das heisst, die Jugendlichen werden künftig auf ihrem Handy in der Schule arbeiten? 
Das kann ich noch nicht sagen. Es gibt viele unterschiedliche Herangehensweisen beim digitalen Lernen. Bis jetzt tut sich noch kein Rezept hervor. Aber es zeichnet sich bereits ab, dass die Schüler glücklich sind und gern lernen, wenn Technologien wie Tablets eingesetzt werden, die sie bereits aus dem Alltag kennen. Dann machen sie plötzlich ihre Hausaufgaben. 

Dann ist das Tablet der Heilsbringer? 
Nein, eigentlich nicht. Wir wissen schon lange, dass nicht die Ausstattung gute Schulleistungen sicherstellt. Es kommt in erster Linie auf die Lehrpersonen an. 

An den Lehrern hängt alles? 
Vielleicht nicht gerade alles, aber sehr vieles. Und das verunsichert sie auch. Sie stehen ständig auf dem Prüfstand. 

Müssen sie bald fast ganz auf digital umstellen? 
In absehbarer Zeit wird das so sein. Immer mehr Bücher gibt es nur noch in digitaler Form. Ausserdem sehen wir, dass die Kinder und Jugendlichen im Umgang mit den neuen Medien Kompetenzen erwerben, die in der Schule nicht aufscheinen. Etwa Programmieren oder Filmchen erstellen. 

Dann könnten das neue Schulfächer sein? 
Oder die Fähigkeiten fliessen in den regulären Unterricht ein. Die Schwierigkeit für die Lehrpersonen ist aber, wie sie die Leistung der Schüler bewerten. Da bestehen noch viele Unsicherheiten, weil man sich auch zu wenig auskennt. Wir werden für solche Fragen auch Kriterien entwickeln müssen.


Dr. Klaus Rummler ist Forschungsgruppenleiter der Bereiche Medienpädagogik und Medienbildung an der Pädagogischen Hochschule Zürich.

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