Pichard: "Man hätte problemlos eine Überbrückung machen können", Bild: Basler Zeitung
"Das ist nicht demokratisch", Basler Zeitung, 15.8. von Franziska Laur
BaZ: Herr Pichard, finden Sie
es richtig, dass Bildungsdirektor Christoph Eymann schon jetzt den umstrittenen
Lehrplan 21 einführen will?
Alain Pichard: Man kann für oder gegen
den Lehrplan sein, doch es müsste eine öffentliche Debatte stattfinden. Was
jetzt geschieht, ist in höchstem Mass undemokratisch. Weder Lehrer noch Eltern
können mitreden.
Was
fürchten Sie aufgrund der Einführung des Lehrplans am meisten?
Ich
fürchte mich nicht. Fürchten müssten sich die Basler Kinder und Eltern. Ich
unterrichte im Kanton Bern, wo Erziehungsdirektor Bernhard Pulver sagt: Der
Lehrplan 21 wird 2017 oder 2018 eingeführt und zwar erst dann, wenn alle
Fragen geklärt sind. Christoph Eymann handelt nach dem Motto: Jetzt machen wir
mal was, und wenn es nicht funktioniert, machen wir was anderes. Vielleicht
funktioniert es dann auch nicht. Grundsätzlich halte ich diesen Lehrplan für
einen Schritt in Richtung Ökonomisierung der Schule. Es findet ein
Paradigmenwechsel statt. Stichworte dazu: Output-Orientierung, Standardisierung
und Normierung.
Weshalb
ist der Druck in Basel besonders gross?
Basel
hat eines der schlechtesten Schulsysteme. Nirgendwo schneiden die Schüler so
schlecht ab wie in Basel und in Genf. Pikant: Genau diese Kantone geben am
meisten Geld aus für ihre Bildungssysteme.
Wohin
verschwindet dieses Geld?
Eben
in solchen Reformen, in Bauten und in der Bildungsbürokratie. An der Basis
kommen die Millionen nicht an.
Doch
Basel wäre ab diesem Jahr ohne Lehrplan dagestanden.
Das
wäre auch kein Problem gewesen. Man hätte problemlos eine Überbrückung machen
können. Die Lehrpläne zwischen den verschiedenen Kantonen sind gar nicht so
unterschiedlich. 80 Prozent der Inhalte sind gleich. Da hätte man gut noch
einige Jahre mit einem anderen Lehrplan arbeiten können.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen