15. August 2015

Pichard kritisiert Lehrplan-Einführung

Der Lehrplan-Kritiker Alain Pichard äussert sich im Interview mit der Basler Zeitung zur schweizweiten Premiere des Lehrplans 21 in Basel. 







Pichard: "Man hätte problemlos eine Überbrückung machen können", Bild: Basler Zeitung


"Das ist nicht demokratisch", Basler Zeitung, 15.8. von Franziska Laur





BaZ: Herr Pichard, finden Sie es richtig, dass Bildungsdirektor Christoph Eymann schon jetzt den umstrittenen Lehrplan 21 einführen will?
Alain Pichard: Man kann für oder gegen den Lehrplan sein, doch es müsste eine öffentliche Debatte stattfinden. Was jetzt geschieht, ist in höchstem Mass undemokratisch. Weder Lehrer noch Eltern können mitreden.

Was fürchten Sie aufgrund der Einführung des Lehrplans am meisten?
Ich fürchte mich nicht. Fürchten müssten sich die Basler Kinder und Eltern. Ich unterrichte im Kanton Bern, wo Erziehungsdirektor Bernhard Pulver sagt: Der Lehrplan 21 wird 2017 oder 2018 eingeführt und zwar erst dann, wenn alle Fragen geklärt sind. Christoph Eymann handelt nach dem Motto: Jetzt machen wir mal was, und wenn es nicht funktioniert, machen wir was anderes. Vielleicht funktioniert es dann auch nicht. Grundsätzlich halte ich diesen Lehrplan für einen Schritt in Richtung Ökonomisierung der Schule. Es findet ein Paradigmenwechsel statt. Stichworte dazu: Output-Orientierung, Standardisierung und Normierung.

Weshalb ist der Druck in Basel besonders gross?
Basel hat eines der schlechtesten Schulsysteme. Nirgendwo schneiden die Schüler so schlecht ab wie in Basel und in Genf. Pikant: Genau diese Kantone geben am meisten Geld aus für ihre Bildungssysteme.

Wohin verschwindet dieses Geld?
Eben in solchen Reformen, in Bauten und in der Bildungsbürokratie. An der Basis kommen die Millionen nicht an.

Doch Basel wäre ab diesem Jahr ohne Lehrplan dagestanden.
Das wäre auch kein Problem gewesen. Man hätte problemlos eine Überbrückung machen können. Die Lehrpläne zwischen den verschiedenen Kantonen sind gar nicht so unterschiedlich. 80 Prozent der Inhalte sind gleich. Da hätte man gut noch einige Jahre mit einem anderen Lehrplan arbeiten können.


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