15. August 2015

Basel vor Einführung des Lehrplans 21

Es war der erste Auftritt von Dieter Baur, neuer Leiter Volksschulen, und Ulrich Maier, neuer Leiter Mittelschulen und Berufsbildung, vor dem Start eines neuen Schuljahres. Sie hatten von ihren rührigen Vorgängern ein schweres Erbe angetreten, und die kommenden Jahre dürften mit vielen Herausforderungen gespickt sein. Immerhin müssen die beiden rund 2500 Pädagogen und 14 300 Schüler auf einem Pionierpfad begleiten. Als schweizweit erste werden Basels Pädagogen am Montag mit dem neuen Lehrplan 21 arbeiten. Das heisst, dass etwas über 13 000 Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrern Neuland betreten. Nur die 6. Primarklasse wird den Übergangslehrplan erhalten.
Frischer Wind in Basels Schulen, Basler Zeitung, 15.8. von Franziska Laur


«Das muss man nicht so eng sehen. Kein Lehrer wird morgens hinstehen und sich fragen, was er heute mit dem neuen Lehrplan machen will», sagt Dieter Baur. Da bestehe ein grosser Spielraum, und vieles sei gar nicht so arg neu. Auch wenn es jetzt beispielsweise nicht mehr die Fächer Geografie und Geschichte gibt, sondern diese zum Sammelfach «Räume, Zeiten und Gesellschaft» zusammengezogen worden sind. «Das muss man nicht so eng sehen. Wir drehen keinen Schalter und dann wird auf neue Weise unterrichtet.» Im Gegenteil, es gebe lange Übergangsfristen, die Lehrer hätten genügend Zeit für Umstellungen. Es gebe auch keine obligatorische Lehreraus­bildung zum Thema. Diese würden auf freiwilliger Basis erfolgen und diese Ausbildungslehrgänge seien sehr gut besucht.

Harmos ist formell abgeschlossen
Man befinde sich in einer spannenden Zeit, sagt der Volksschulleiter. Auch wenn man den Umbau erst im Jahr 2017 vollzogen haben werde, sei die Schulreform Harmos jetzt formell ab­­geschlossen. Eine Reform, für die man bis zum Schluss einen Betrag im dreistelligen Millionenbereich ausgegeben habe.
Die wichtigsten Änderungen: Die Orientierungsschulen sind verschwunden und es wurde auf sechs Primar- und drei Sekundarschuljahre umgestellt. Hinzu kommen zwei obligatorische Kindergartenjahre. Es zählen also elf Volkschuljahre, bevor die Kinder in weiterführende Schulen oder in die Berufslehre wechseln.
So sind die Lehrerinnen und Lehrer der Orientierungsschule jetzt alle an anderen Schulen, entweder an der Primarschule oder an der Sekundarstufe beschäftigt, und sie alle sollten grundsätzlich alles unterrichten können. Also heisst es jetzt für Lehrer wie Schüler: neue Kollegen, neue Abläufe, neuer Lehrplan. Und erstmals sind jetzt mit der Sekundarschule drei Leistungszüge unter einem Dach.
Allerdings habe man ein Ziel nicht erreicht, sagten Baur und Maier: «Wir wollten an allen zehn Standorten gleich viele Kinder in die drei Leistungszüge A (allgemein), E (erweitert) und P (erhöhte Anforderung) einteilen.» Nach den Sommerferien werden 22 Prozent der Schüler im A-, 37 Prozent im E- und 41 Prozent im P-Zug sitzen. Da jedoch entstand ein eigentlicher Formulierungsstreit. Es sei wichtig, dass man den P-Zug nicht als Progymnasium ansehe, sagten Baur und Maier. Die Züge seien durchlässig. Man könne also auch vom E-Zug aus ins Gymnasium wechseln. Und handkehrum sei es das Ziel, dass auch Schüler aus dem P-Zug in eine Lehre einsteigen.
Überhaupt müsse man prüfen, ob wirklich alle im Leistungszug ihrer Fähigkeiten seien. Tatsache ist: Immer noch kämpfen viele Eltern darum, dass ihre Kinder so hoch wie möglich eingestuft werden, unabhängig von ihren Fähigkeiten.

Die Berufsbildung aufwerten
Maier sagte auch, dass man die Berufsbildung aufwerten wolle. Es gehe nicht darum, den Jugendlichen die weiterführenden Schulen zu verderben, doch es solle eine bewusstere und klarere Wahl werden. Wenn über 40 Prozent der Schüler den P-Leistungszug besuchen, seien dies tatsächlich zu viel. Doch immerhin hätten 1950 Lehrverträge für eine Berufslehre abgeschlossen werden können. «Damit sind die Rekordzahlen vom vergangenen Jahr fast erreicht.» Augenfällig sei jedoch, dass die Lehrverträge in diesem Jahr später abgeschlossen worden seien.
Am Gymnasium, in der FMS und in der WBS gebe es jedoch keine Veränderungen. Allerdings seien noch lange nicht alle Umbauten abgeschlossen.


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