Paul Wenger unterstützt reformkritische Initiativen, Bild: Basler Zeitung
BKSK-Präsident: "Sammelfächer passen nicht zu unserem Schulsystem", Basellandschaftliche Zeitung, 23.6. von Bojan Stula
Die
Mehrheit der Baselbieter Bildungs-, Kultur- und Sportkommission (BKSK) lehnt
die Einführung von Sammelfächern auf der Sekundarstufe ab. Darüber und über die
Einführung des Lehrplans 21 soll der Landrat entscheiden und nicht der
Bildungsrat. Der Kommissionspräsident Paul Wenger (SVP, Reinach) nimmt
Stellung.
Paul
Wenger, Sie sind der Präsident der Bildungs-, Kultur- und Sportkommission und
persönlich gegen die Einführung des Lehrplans 21 auf Stufe Sekundarschule 1.
Warum?
Paul Wenger: Der Lehrplan 21 führt zu
einer Nivellierung des Leistungsniveaus nach unten. Wenn auf jeder Klassenstufe
die Vermittlung von Lernkompetenzen im Vordergrund steht, ist das nicht
altersgerecht. Vor den Kompetenzen kommt Wissen und Können. Ebenso passen die
beabsichtigten Sammelfächer nicht zu unserem Schulsystem.
Jetzt hat
die BKSK entschieden, dass sie die beiden parlamentarischen Initiativen von
Jürg Wiedemann «Verzicht auf kostentreibende Sammelfächer» und zur Einführung
des Lehrplans 21 unterstützen. Seit der Publikation des Kommissionsberichts am
Montagvormittag läutet bei Ihnen das Handy Sturm.
Ich verstehe die ganze Aufregung nicht. Wir verlangen doch nur einen
grundlegenden Entscheid von Parlament und vermutlich dem Volk zu einer
epochalen Umwälzung unseres Schulsystems. Und wenn dieser Entwurf tatsächlich
so brillant und vom Bildungsrat zu recht abgesegnet worden ist, haben die
Befürworter doch auch in einer Volksabstimmung nichts zu befürchten.
Das
Baselbieter Volk hat aber genau diese Kompetenz in der Referendumsabstimmung
vom November 2011 mit klarem Mehr dem Bildungsrat zugesprochen.
Das
ist im Grundsatz richtig, aber damals war noch gar nicht absehbar, was der neue
Lehrplan an Änderungen mit sich bringen würde. Ich bin einer der wenigen
BKSK-Mitglieder, die sich die beiden bisherigen Entwürfe aus Bern haben
zusenden lassen. Das sind jeweils Pakete von mehreren hundert Seiten. Da stehen
Dinge drin, mit denen sich bisher noch kein Mensch auseinandergesetzt hat. Und
über diese Konsequenzen des Lehrplans 21 hat das Volk damals ganz bestimmt
nicht abgestimmt.
Sie sagen
es: Wenn die Gesetzesänderung zur Einführung des Lehrplans 21 nicht mit
Vier-Fünftel-Mehr des Landrats abgesegnet wird, kommt es zum Volksentscheid.
Aber auch dann wird kein Mensch im Vorfeld diesen Wälzer durchlesen.
Nein,
ganz bestimmt nicht. Das Volk hat keine Ahnung, was mit dem Lehrplan 21 auf
unsere Schulen zukommt. Aber man kann dann im Abstimmungskampf auf gewisse
Punkte wie die Einführung der Sammelfächer hinweisen und diese ausdiskutieren.
Für mich ist eine Volksschule ohne Volk eine schlechte Ausgangslage.
Der
Entscheid der BKSK ist wie die parlamentarische Initiative von Jürg Wiedemann
inkonsequent: Wenn schon, soll das Parlament auch über die Einführung aller
künftigen neuen Lehrpläne entscheiden.
Genau
das wollten wir nicht. Der Lehrplan 21 ist die bedeutendste Umwälzung unseres
Schulsystems in neuerer Zeit. Und weil diese Einführung so speziell und die
Folgen so weitreichend sind, soll notfalls das Volk darüber entscheiden.
Sie haben
die Abstimmungsergebnisse innerhalb der Kommission bewusst geheim gehalten.
Also kann man davon ausgehen, dass die Entscheide per Stichentscheid des
Präsidenten fielen respektive mit einer Stimme Unterschied.
Sagen
wir es so: Erdrückende Mehrheiten hat es nicht gegeben. Die BKSK war sich in
sehr vielen Punkten uneins. Da prallen zwei gegensätzliche Philosophien
aufeinander, weshalb es müssig ist, die Gegenseite von seiner Sicht der Dinge
überzeigen zu wollen. Deshalb ist ein Volksentscheid nur konsequent.
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