Kölliker: Es sei eine riesige Aufgabe gewesen, sich auf die Inhalte des Lehrplans zu einigen.
Regierungsrat begegnet Kritik am Lehrplan 21, Zürcher Oberländer, 29.5. von Ueli Abt
Der Lehrplan 21 kommt im
Kanton St. Gallen nicht vors Parlament und nicht vors Volk, stellte
Bildungsdirektor Stefan Kölliker (SVP) an der Informationsveranstaltung vom
Donnerstagabend klar. Vergangene Woche hat der Erziehungsrat den Lehrplan 21
erlassen. Die Regierung wird ihn laut Kölliker am 9. Juni genehmigen. Danach
wird er schrittweise bis zum Schuljahr 2017/2018 eingeführt.
«Eigentlich müsste ich nicht durchs
Land ziehen und informieren», sagte Kölliker zu Beginn seines Referats an der
Hochschule für Technik in Rapperswil. Es sei ihm aber ein Bedürfnis, die
Stimmung zu verbessern und die gezielt gestreute Falschinformation der Gegnerschaft
zu korrigieren. «Ich habe selten ein Geschäft erlebt, bei welchem so viel
Unsinn von verschiedensten Gruppierungen mit teils suspektem Hintergrund
verbreitet worden ist», sagte Kölliker.
Lehrplan
auf den Tisch gelegt
So handle es sich beim neuen Lehrplan
nicht etwa um ein «Monstrum»: Um das zu belegen, legte Kölliker den Stapel
Papier neben den derzeitigen – sogar noch etwas seitenreicheren – Lehrplan auf
den Tisch. Das Werk sei auch nicht in einer Hauruckübung entstanden, sondern
in einem langen Prozess sorgfältig erarbeitet worden. Weiter sei die kantonale
Hoheit trotz Harmonisierung gewährleistet. «Wenn es Dinge gibt, die uns nicht
passen, können wir dies ändern», sagte Kölliker.
Noch nicht abschliessend geklärt sei
im Erziehungsrat und im Austausch mit dem Schulgemeindeverband die Frage, wie
Schulkinder künftig beurteilt werden sollen. Immerhin ist laut Kölliker schon
jetzt klar: Die Lehrer werden dabei mehr Verantwortung erhalten. Die
Notengebung werde allerdings nicht abgeschafft.
Thomas Rüegg, Schulpräsident von
Rapperswil-Jona, doppelte aus seiner Warte nach. Der derzeitige Lehrplan 97 sei
Mitte der 90er-Jahre geschaffen worden. Somit sei klar, dass es etwas Neues,
Zeitgemässes brauche. Um den Sinn der Orientierung des Lehrplans auf
Kompetenzen zu veranschaulichen, griff Rüegg auf ein Bild zurück: Statt dass
man von den Kindern bloss erwarte, ein Menü aufzählen zu können, erwarte man
heute, dass sie es effektiv kochen könnten.
Gegner
melden sich
In der anschliessenden Publikumsrunde
meldeten sich zwei Mitglieder des Vereins «Starke Volksschule» zu Wort. Dieser
will im Kanton den Lehrplan 21 bekämpfen. Mit dem Lehrplan werde man nicht
erreichen können, was man sich vornehme, so lautete die Kritik des ersten
Votanten. Seine Nachrednerin knüpfte an Rüeggs Kochmetapher an: Gerade die
Hauswirtschaft und das praktische Kochen bleibe zugunsten einer theoretischen
Auseinandersetzung, etwa zum Konsumverhalten, auf der Strecke. Kölliker wies
darauf hin, dass es eine riesige Aufgabe gewesen sei, sich auf die Inhalte der
Lehrplans zu einigen.
Weiter stellte eine ganze Reihe von
Eltern mit Kindern im schulpflichtigen Alter Fragen. Die Befürchtung, dass
künftig nur noch selbstständig gelernt werde und der Lehrer zum Coach werde,
entkräftete Rüegg: Die Wahl der Methoden sei immer noch Sache der Lehrperson
und habe nichts mit dem Lehrplan zu tun. Ein klares Plädoyer für die Schule von
heute hielt ein Vater: Zu seiner Zeit habe man in der Kochschule viel
geschnetzelt und Herdplatten geschrubbt, was sich heute dank modernen
Küchengeräten praktisch erübrige. Heute erlangten die Schulkinder eine ganz
andere Reife: Er sei auf seinen 8-jährigen Sohn stolz, wenn er ihm beim
Einkaufen die Bohnen aus Ägypten aus ökologischen Gründen ausrede.
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