8. April 2015

Basisschrift wird in Zug eingeführt

Nachdem 2011 im Kanton Luzern die als «Schnürlischrift» bekannte Schweizer Schulschrift abgeschafft wurde, gehört sie nun auch im Kanton Zug bald der Vergangenheit an. Ab dem kommenden Schuljahr werden Erstklässler mit der Basisschrift eine neue Schulschrift erlernen, die gemäss der Zuger Direktion für Bildung und Kultur verschiedene Vorteile mit sich bringt: Die neue Schrift soll den Schreibablauf «entkrampfen» und führe zu einem messbar höheren Schreibtempo.


Schneller, schöner, besser: Das verspricht man sich von der Basisschrift, Bild: Fotolia
Kein Krampf mehr für Zuger Schüler, Zentral +, 8.4. 

Die Buchstaben der neuen Basisschrift werden zunächst unverbunden gelernt (siehe Schriftmuster unten) und später teilweise verbunden. «Es ist somit auch eine Art von ‹Schnürlischrift›», erklärt Martina Krieg, Leiterin der Schulentwicklung. Der grosse Unterschied zur bisherigen Schulschrift sei jedoch, dass die Verbindungen zwischen den Buchstaben nicht mehr vorgegeben sind, sondern von jedem Kind aus dem individuellen Schreibfluss heraus entwickelt werden. Die Schüler sollen somit früher als bisher eine zügige und persönliche Handschrift entwickelt.
«Die neue Schrift wird sowohl die Schüler als auch die Lehrer entlasten», sagt Krieg. Die bisherige «Schnürlischrift» sei streng genormt gewesen, was dazu geführt habe, dass viele Kinder beim Schreibenlernen gelitten hätten. «Lehrer müssen die Schüler nicht mehr dazu zwingen, gemäss einer perfekten Schreibvorlage zu schreiben. Sondern sie können die Entwicklung ihrer persönlichen Schreibweise fördern.» Dennoch sei die Leserlichkeit der Schrift nach wie vor ein sehr wichtiges Kriterium.
Der Kanton Zug habe mit der Einführung der Basisschrift warten wollen, bis sie sich im Kanton Luzern bewährt habe, sagt Krieg weiter. Dort wurde die neue Schulschrift vorgängig getestet und 2011 obligatorisch eingeführt. Die Erfahrungen seien durchwegs positiv gewesen: Bei Vergleichen schnitten Kinder, welche die Basisschrift gelernt hatten, besser ab, als gleichaltrige Kinder mit der herkömmlichen Schweizer Schulschrift − dies sowohl mit Blick auf die Leserlichkeit als auch auf das Schreibtempo. «In der Schulpraxis wird die neue Schrift deshalb sehr begrüsst», so Krieg. «Sie ist einfach schneller, besser und schöner.»
Doch warum hat man trotz der Vorteile der Basisschrift so lange auf die alte «Schnürlischrift» bestanden? «Das sind eben Traditionen», lacht Krieg. «Von diesen löst man sich manchmal nur schwer.» Die Schweizer Schulschrift wurde 1947 eingeführt und immer häufiger kritisiert, weil sie die Anforderung an eine schnelle und doch leserliche Handschrift nicht erfülle. Vor allem die überdimensionierten Grossbuchstaben hätten zu stark geschwungene Formen.
Es sei dabei oft nicht möglich, alle Buchstaben eines Wortes zu schreiben ohne abzusetzen. Eine gewisse Umständlichkeit in Form und Ablauf war die Folge. «Die Kinder sollen darüber nachdenken, was sie Schreiben − und nicht wie sie schreiben», betont Krieg. So hätten sie den Kopf für wichtigere Dinge frei.
Mit dem Lehrplan 21 werden zudem auch Tastatur-Lernprogramme in der Primarschule Einzug halten. Trotzdem bleibt die Handschrift wichtig. Einerseits aus alltagspraktischen Gründen und andererseits zeigen neurowissenschaftliche Studien, dass Kinder und Jugendliche Lerninhalte besser begreifen, wenn sie sich dazu handschriftliche Notizen machen. 
Die Basisschrift wird im Kanton Zug ab dem Schuljahr 2015/16 mit dem Start in den ersten Klassen der Primarschule eingeführt. Schulkinder, welche noch die herkömmliche Schweizer Schulschrift gelernt haben, bleiben dabei und werden nicht umgeschult. Lehrerinnen und Lehrer können sich die notwendigen Kenntnisse über die Basisschrift in Kursen oder im Selbststudium aneignen. 

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