Garibovic: "Die Jugendlichen brauchen Erziehung, keine Sozialarbeiter". Bild: zfg
"Schulpsychologen bringen wenig, es braucht mehr Zivilcourage!" Aargauer Zeitung, 26.3. von Fabian Hägler
Vor 29 Jahren
kam Sefika Garibovic in die Schweiz, heute ist sie erfolgreiche Expertin für
Nacherziehung und Konfliktmanagement. Garibovic stammt aus dem heutigen
Montenegro, spricht also die Sprache vieler «Balkan-Machos» und kennt deren
kulturellen Hintergrund.
Die Behörden sagen, im Aargau gebe es kaum Probleme
mit «Balkan-Machos» – deckt sich das mit Ihren Erfahrungen?
Sefika
Garibovic: Nein, absolut nicht, rund drei Viertel meiner
Klienten kommen aus dem Aargau. Es sind hier vielleicht etwas
weniger Jugendliche, die aus Balkanländern stammen, dafür mehr Italiener,
Portugiesen und Schweizer. Aber das Problem, dass Jungs ohne Erziehung die
Mädchen beleidigen und sexuell belästigen, ist im Aargau sicher nicht kleiner
als in anderen Kantonen.
Laut dem Bildungsdepartement gibt es
Schulsozialarbeit, Präventionskonzepte, den schulpsychologischen Dienst und das
Inspektorat – sind das die richtigen Mittel, um das Problem anzugehen?
Aus meiner
Sicht bringt das alles wenig – die Kinder und Jugendlichen brauchen
Erziehung, keine Sozialarbeiter oder Psychologen, die ihnen zuhören. Wenn die
Jungs ein Mädchen als Nutte bezeichnen und sie begrabschen, zeigt dies auf,
dass ihnen niemand Grenzen setzt, dass sie keinen Respekt haben.
Wie vermittelt man den schwierigen Jugendlichen
denn anständiges Verhalten und Respekt? Bringt es etwas, sie für ein Timeout
von der Schule zu nehmen und in einem Betrieb arbeiten zu lassen, in die
Therapie zu schicken, in ein Heim zu stecken?
Das ist alles
sehr teuer, aber mit solchen Massnahmen wird das Problem nur verschoben. Nach
einer gewissen Zeit ist das Time-out vorbei, die Therapie beendet oder der
Jugendliche kehrt aus dem Heim zurück. Doch das Verhalten der Jungs hat sich
dadurch nicht geändert, viele schauen es sogar als Prestige-Sache an, dass sie
im Heim waren.
Wie lässt sich das Problem mit diesen Jugendlichen
denn lösen?
In erster Linie
sind ganz eindeutig die Eltern gefragt, die ihren Kindern unbedingt Anstand,
Respekt und korrektes Verhalten beibringen müssen. Es ist ihre Aufgabe, die
Kinder zu erziehen, den Jungs zu zeigen, wie man mit Mädchen umgeht, dass es
nicht akzeptabel ist, sie zu beleidigen und ihnen an Brüste und Po zu fassen.
Andererseits müssen die Eltern auch den Mädchen beibringen, dass sie sich nicht
als Sexobjekt kleiden und jedem Jungen an den Hals werfen sollen.
Und was kann die Schule, was können die
Lehrpersonen tun?
Auf jeden Fall
dürfen sie nicht wegschauen, stattdessen sind Zivilcourage und ein klarer
Auftritt nötig. Wenn ein Lehrer einen Vorfall mitbekommt, muss er den
Jugendlichen zur Rede stellen und ihm ganz klar sagen, welche Grenzen für ihn
gelten. Jugendliche sehnen sich nach klaren Strukturen, nach Vorbildern, nach
Führung. Da braucht es manchmal auch ein autoritäres Auftreten: Die Schüler
müssen merken, dass der Lehrer der Chef ist, sie müssen ihn respektieren.
Oder man schickt Jugendliche zur Nacherziehung zu
Ihnen . . .
Das ist
natürlich auch eine Möglichkeit, aber ich würde mich freuen, wenn ich in diesem
Bereich weniger Klienten hätte. Das geht aber nur, wenn die Eltern und
Lehrpersonen ihre Aufgaben erfüllen. Momentan ist die Nachfrage noch sehr
gross.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen