18. März 2015

Ständerat versenkt Verschärfung von Ritalin-Abgabe

Der Nationalrat forderte bereits vor zwei Jahren, die Abgabe von Ritalin strenger zu handhaben. Der Ständerat sieht keinen Handlungsbedarf - und versenkt die Motion einstimmig.
Ständerat gegen strengere Regeln, NZZ, 17.3.


Vier Jahre sind vergangen, seit Nationalrat Oskar Freysinger (svp., Wallis) mit einer Parlamentarischen Initiative forderte, dass die Verschreibung von Ritalin strenger geregelt werde. Seine Forderung hat seitdem mehrmals die Form und den Absender gewechselt – ihr Kern aber ist derselbe geblieben. Bereits 2013 überwies der Nationalrat eine entsprechende Motion seiner Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit mit nur zehn Nein-Stimmen an den Ständerat. Am Montag befand nun die kleine Kammer über die Vorlage – und versenkte sie ohne Gegenstimme.

«Unnötiger Vorstoss»
Diese markante Differenz zwischen den beiden Räten erklärt sich zumindest teilweise durch die lange Pause zwischen den beiden Abstimmungen. Denn gleichzeitig mit der Annahme der Motion hatte der Nationalrat den Bundesrat beauftragt, einen Bericht zur Verschreibung von Ritalin zu erstellen. Der Bundesrat veröffentlichte diesen im November letzten Jahres. Bei der Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Ritalin oder anderen Medikamenten auf der Basis desselben Wirkstoffes konnte er keinen Missbrauch feststellen. Deshalb bestehe kein Handlungsbedarf. Entsprechend argumentierte Felix Gutzwiller (Zürich, fdp.) in Anlehnung an die Haltung des Bundesrates, die Motion sei schlicht überflüssig: «Sie sagt, dass Ritalin nur verschrieben werden soll, wenn es wirksam, zweckmässig und wirtschaftlich ist. Das ist genau der Wortlaut des Gesetzes», welches heute schon gelte.

Kritik von der Uno
Der Uno-Kinderrechtsausschuss schätzte die Lage in der Schweiz Anfang Jahr deutlich kritischer ein als der Bundesrat in seinem Bericht. Der Ausschuss bemängelte, dass hierzulande bei Kindern und Jugendlichen ADHS «exzessiv» diagnostiziert werde. Entsprechend gering sei auch die Hemmschwelle, Ritalin und verwandte Medikamente zu verschreiben. Teilweise würden Eltern gar unter Druck gesetzt, ihren Kindern Medikamente zu verabreichen. Bundesrat Alain Berset nutzte die Debatte im Ständerat für eine Replik an die Uno. Ihre Kritik habe die Schweiz «überrascht». So nannte die Uno Fälle, in welchen Kinder riskierten, von der Schule ausgeschlossen zu werden, wenn sie sich weigerten Ritalin zu nehmen. Solche seien ihm keine bekannt, sagte Berset. Man verfolge die Problematik aber weiterhin aufmerksam – auch wenn sie in vielen Aspekten Sache der Kantone sei.


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