Lehrerverband wehrt sich gegen Vorwürfe, Basler Zeitung, 20.2. von Franziska Laur
Eine Lehrerin ärgert sich. Sie wollte eine Auskunft von ihrem
Verband, der Freiwilligen Schulsynode Basel-Stadt, (FSS). Doch als sie erfährt,
dass deren Geschäftsleitung vollumfänglich auch in der Kantonalen
Schulkonferenz (KSBS) vertreten ist, verliert sie das Vertrauen. Eine
Gewerkschaft, die so eng mit der kantonalen Schulverwaltung zusammenarbeitet,
könne kaum unabhängig sein, sagt sie.
«Die
Geschäftsleitung ist auf diese Weise stark in der Bildungsverwaltung
eingebunden. Ich würde sogar sagen, sie ist gekauft», sagt auch SP-Grossrat und
Gymnasiallehrer Daniel Goepfert.Er kritisiert diese Verbandelung seit längerer
Zeit. Tatsächlich gilt in anderen Nordwestschweizer Kantonen eine andere
Praxis. So sind etwa im Kanton Baselland die Geschäftsleitungsmitglieder des
Lehrerverbands (LVB) nicht gleichzeitig Amtsträger der Amtlichen
Kantonalkonferenz (AKK). Beide Gremien nähmen jedoch zu bildungspoltischen wie
pädagogischen Fragen Stellung, sagt LVB-Präsident Roger von Wartburg. «Manchmal
ist man sich einig, manchmal nicht.»
«Wie
können denn die Meinungen unterschiedlich sein?», fragt sich Beat Siegenthaler,
Präsident der FSS. In Basel jedenfalls seien fast alle Lehrpersonen in beiden
Gremien vertreten. Er und Gaby Hintermann, Präsidentin der KSBS, wehren sich
gegen den Vorwurf, mit der Bildungsverwaltung zu stark verbandelt und von ihr
gekauft zu sein. Natürlich werde ihre für die KSBS investierte Zeit abgegolten,
doch: «Meine Hauptaufgabe besteht darin, Vernehmlassungen sinnvoll zu
organisieren, Stellungnahmen der Lehr- und Fachpersonen entgegenzunehmen, die
Antworten dem Erziehungsdepartement zukommen zu lassen und da entsprechend zu
vertreten», sagt Hintermann, die neben ihrer Verbandstätigkeit als
Sekundarlehrerin unterrichtet.
Keine
zwei Seelen in der Brust
Und
Gymnasiallehrer Siegenthaler sagt: «Ich habe keine zwei Seelen in meiner Brust.
Ich vertrete die Lehrpersonen.» Er spricht bildlich von einer umgekehrten
Pyramide: «Oben sind die 3000 Lehrpersonen, die uns Aufträge erteilen, wir
nehmen sie entgegen und leiten sie weiter.» Der Unterste in dieser Pyramide sei
er selber. Dasselbe Prinzip gelte für die KSBS, sagt Hintermann.
Hintermann
und Siegenthaler, sie, die gerne mit den Haien taucht und er, der
leidenschaftlich Tango tanzt, sie sind in Sachen Basisdemokratie völlig
konsequent. Sie vertreten die Meinung der Mehrheit und nicht diejenige derer,
die besser mobilisieren können. Und überhaupt habe die Verkoppelung mit der
staatlichen Organisation auch Vorteile. So habe man als Vertretung der Lehrpersonen
ein grösseres Gewicht beim Erziehungsdepartement und sei als Sozialpartner
verlässlicher.
Trotzdem,
das Vertrauen einiger Mitglieder scheint brüchig geworden zu sein. «Ich berate
sicher 300 bis 400 Leute pro Jahr. Dies zeugt nicht unbedingt von mangelndem
Vertrauen», sagt Siegenthaler. Doch natürlich sei man sich nicht immer einig.
So gebe auch diese Doppelspurigkeit immer wieder zu reden. Und man habe in der
Basis auch überzeugte Gegner des Lehrplans 21. «Doch wenn wir ihn im Sommer
nicht einführen, so haben wir gar keinen», sagt Hintermann. Mit der Aufgabe der
Orientierungsstufe stelle Basel-Stadt auf ein völlig neues Schulsystem um und
könne den alten Lehrplan nicht mehr nutzen. «Wir haben jedoch eine sechsjährige
Übergangszeit ausgehandelt», sagt sie. In dieser Zeit wolle man schauen, ob man
das Planungsinstrument modifizieren müsse.
Natürlich
gebe es momentan auch unter den Basler Lehrern viel Unruhe und Unzufriedenheit,
denn die Last der Reformen drücke enorm. «Es ist gar denkbar, dass wir in Basel
zum Schluss kommen, eine Fremdsprache auf der Primarstufe könnte reichen», sagt
Siegenthaler. Doch viel mehr als die Einführung des neuen Lehrplans belaste die
Basler Lehrer das Thema Integration. «Wir kämpfen neben vielem anderem darum,
dass die Einführungsklassen nicht abgeschafft werden.»
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