"Lernlandschaften" soll ein Riegel geschoben werden, Bild: Keystone
Stopp für pädagogische Spielereien an Sek-Schulen, Basler Zeitung, 12.2. von Daniel Wahl
Den Lernlandschaften einen Riegel schieben würde ein zusätzlicher Passus
im Bildungsgesetz – und zwar mit folgenden Worten: «In den Promotionsfächern
(mit Ausnahme von Sport) dürfen in einem Unterrichtsraum gleichzeitig nicht
mehr Schülerinnen und Schüler betreut werden als die bereits festgelegte
Maximalzahl der Klassengrössen». Das heisst: Fächer wie Deutsch, Fremdsprachen,
Mathematik, Geografie oder Geschichte dürfen nur noch im Klassenverband (22 bis
maximal 24 Schüler) unterrichtet werden. Und die Schule in Pratteln müsste
ihren bereits baulich umgesetzten Lernlandschaft-Versuch, der jüngst durch den
Lehrerverband (LVB) in Kritik und in die Schlagzeilen geraten ist, unter
anderen Voraussetzungen umsetzen.
«Mit solchen von oben verordneten Reformen ist das Fuder überladen»,
begründet die federführende Landrätin Regina Werthmüller (Grüne) den Vorstoss,
den sie heute einreichen wird. Die Gymnastik- und Musikpädagogin aus Sissach,
die selber mit einem Lehrer verheiratet ist, hat in der Bildungslandschaft die
Ohren offen: «Viele erfahrene und erfolgreiche Lehrpersonen stehen diesem
Grossraumvorhaben ablehnend gegenüber», schreibt sie auch vor dem Hintergrund,
dass solche «exotischen Experimente» mit niveauübergreifendem Unterricht in
Basel im Rahmen der OS und der WBS gescheitert sind.
Schwache
Schüler mit Problemen
Die Motion ist auch ein Postulat, das Altbewährte nicht kampflos
aufzugeben: «In einer Zeit der Reizüberflutung und der Unruhe stellt das
herkömmliche Klassenzimmer für viele Jugendliche einen wichtigen, vielleicht
einzigen Ruhepol dar», schreibt sie. Gemäss Ausführungen von Werthmüller liegen
mehrere Rückmeldungen von beteiligten Lehrpersonen auch aus Pratteln vor,
demzufolge die Lernziele in Lernlandschaften insbesondere bei schwächeren
Schülern nicht erreicht werden.
Der getreue Streiter an der Seite von Noch-Bildungsdirektor Urs
Wüthrich, Schulleiter Thomas von Felten in Pratteln, schluckt leer: «Ich muss
den Vorstoss so zur Kenntnis nehmen. Die Lehrer, die sich hier in Pratteln
Lernlandschaften wünschten, kommen in eine prekäre Situation.» Offenbar sei es
schwierig, in der neuen politischen Konstellation ein
Schulentwicklungsprogramm voranzutreiben, sagt von Felten. Zudem erschliesst
sich dem Präsidenten der Schulleitungskonferenz nicht, dass ein ähnliches
Lernlandschafts-Modell den schweizerischen Schulpreis erhalten kann, aber im
Baselbiet auf der Abschussliste steht. Schulpflegepräsidentin Elisabeth
Schiltknecht kann nicht verstehen, dass das Projekt in Pratteln als Vorlage für
die Motion herbeigezogen wird. «Wer zu uns auf Besuch kommt, sieht, dass nie
mehr als eine Klasse in der Lernlandschaft arbeitet.» Schiltknechts Darstellung
gemäss ist demnach die Lernlandschaft in Pratteln nichts mehr als ein
ausgelagerter Gruppenraum für eine Schulklasse.
Gschwind
fürchtet hohe Kosten
Hoffnung, dass sich die künftige Bildungsdirektorin für Lernlandschaften
einsetzen wird, kann sich von Felten kaum machen: «Ich werde diese Motion gerne
entgegennehmen und hoffe auch, dass sie überwiesen wird», sagt die frisch
gewählte Bildungsdirektorin Monica Gschwind, die im Juni das Regierungsamt
übernehmen wird.
Selber steht sie Lernlandschaften skeptisch gegenüber. «Ich setze vor
allem ein Fragezeichen, ob schwächere Schüler in Lernlandschaften gefördert
werden und nicht vielmehr durch die Maschen fallen.» Im Weiteren hat sich die
Bildungsdirektorin auch mit Konzepten auseinandergesetzt, die den vermehrten
Einsatz von Heilpädagogen für schwächere Schüler postulieren. «So wird der
Bedarf an Heilpädagogen nochmals steigen, was nicht wünschenswert ist», sagt
Gschwind nicht zuletzt aufgrund der negativen finanziellen Konsequenzen für den
Kanton.
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