Der Koloss
Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) mit über 10 000 Studierenden, der
mittels Staatsvertrag von den vier Kantonen Solothurn, Aargau, Baselland und
Basel-Stadt getragen wird, sorgt immer wieder mal für Bauchweh. Zuletzt bei
Kantonsrat Rudolf Hafner (GLP, Dornach), der in einer Interpellation
verschiedene Probleme und Schwachstellen zur Diskussion stellt. Sein Unbehagen
betrifft die parlamentarischen Einflussmöglichkeiten und zudem vermisst er vor
allem in der Pädagogischen Hochschule – aber auch in den anderen Teilschulen –
die Orientierung an der Praxis.
Die Pädagogische Hochschule in Solothurn, Bild: az
Praxisbezug der PH steht auf dem Prüfstand, Solothurner Zeitung, 28.1. von Elisabeth Seifert
Bedenken,
die im Kantonsrat durchaus auf Verständnis stiessen. Dem Fazit von Felix Lang
(Grüne, Lostorf), der «zuversichtlich» in die Zukunft der Fachhochschule
blickt, konnten sich – im Einklang mit der Regierung – aber dennoch die meisten
Fraktionssprecher anschliessen. Nicht ganz so zuversichtlich ist der
Interpellant selber, vor allem was die Praxisorientierung betrifft. Hafner
kritisierte eine «Elfenbeinturm-Mentalität» – und zwar nicht nur bei den
Dozierenden der Pädagogischen Hochschule. Gerade hier aber sei der Praxisbezug
von besonderer Bedeutung, um die Lehrerstudierenden auf ihre anspruchsvolle Aufgabe
vorzubereiten. Hafner zitierte einen deutschen Jugendpsychiater, der
festgestellt haben will, dass die Hälfte der Schulabgänger Schwierigkeiten
damit bekundet, sich in der Arbeitswelt zurechtzufinden.
Grünen-Sprecher
Felix Lang betonte mit Blick auf die demokratischen Einflussmöglichkeiten, dass
sich die Partizipation im Rahmen der Interparlamentarischen Kommission (IPK)
deutlich verbessert habe. «Wichtig ist, dass die IPK ihrer Verantwortung jetzt
auch wirklich nachkommt.» Was die Pädagogische Hochschule betrifft, verwies
Lang auf den Schlussbericht einer eigens eingesetzten Arbeitsgruppe und die
daraus abgeleiteten konkreten Massnahmen.
Eingeschränkte Autonomie
Die IPK habe
sich positiv entwickelt, stellte auch Hubert Bläsi (FDP, Grenchen) fest. Und auch
er ist zuversichtlich, dass sich die PH aufgrund des erarbeiteten
Massnahmenkatalogs auf einem guten Weg befindet. «Die Problematik des fehlenden
Praxisbezugs hat der Fachhochschulrat erkannt», unterstrich Urs von Lerber
(Luterbach). Die aktuellen Steuerungsmöglichkeiten der gesamten FHNW erachtete
er als «genügend». Vonseiten der SVP betonte Rolf Sommer (Olten), dass die IPK
mittlerweile über einige Einflussmöglichkeiten verfüge. Das kritischste Votum
kam gestern von Tamara Mühlemann (CVP, Zuchwil), der Sprecherin der
Mittefraktion. Sie bedauerte die «eingeschränkte Autonomie der Kantone». Und:
«Der Praxisbezug der PH genügt nicht.»
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