Nach mehr als 40 Jahren Schuldienst an der Oberstufe im Kanton
Solothurn deckt sich der Artikeltitel nicht mit meinen Beobachtungen. Ich bin
ohne Burn-out bis zur Pensionierung gekommen. Nie würde ich es wagen, dies
meiner fachlichen Kompetenz zuzuschreiben, und der Satz: «Kompetente Lehrkräfte
riskieren kein Burn-out», ist herabwürdigend und falsch.
Leserbrief, Basler Zeitung, 1.12. von Jean-Pierre Marquis
In
meinem Umfeld hat es eine ganze Reihe Kollegen erwischt, und es traf vorwiegend
Leute, für die ich in Sachen Kompetenzen die Hand ins Feuer legen würde. In
diesem Beruf kommt Kritik schnell und Lob ist sehr selten. Probleme sind:
«Grenzenlosigkeit der Aufgabenstellung». Das ständige Gegenüber von 20
Individuen, auf die man spontan eingehen muss, ohne dass man sich zuvor
absichern kann, innerhalb von Sekunden reagieren muss, und das hundert Mal am
Tag, das fordert, und Fehler sind unvermeidlich. Kommt nun Kritik, besteht
gerade bei Gewissenhaften, die gerne unterrichten, die Gefahr, dass sie die
Fehler bei sich suchen und die Gedanken sich im Kreis drehen. Da sind dann
solche Artikel fatal, welche einem ungeschminkt vorwerfen, man sei inkompetent
und daher selber schuld. Bedenklich ist, dass solche Elaborate von der
Pädagogischen Hochschule kommen, wohl von Leuten, die mit Studenten abgehobene,
pädagogische Probleme reflektieren, aber kaum jahrelang täglich vor einer
Klasse mit integrierten oder der Sprache nur halbwegs mächtigen Schülern
standen.
Zynisch
finde ich die Aussage in der Studie, kleinere Schulklassen und weniger
Lektionen hätten keinen entscheidenden Einfluss auf das Arbeitsengagement. Sie
sind ja am Anschlag! Dies ist jetzt Präsentismus, woran die Lehrer selber
schuld sein sollen. Nicht die heutige Jugend verleidet einem die Schule,
sondern solche Hilfestellungen, besonders, wenn sie von der PH kommen.
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