1. Dezember 2014

Unwahr und diffamierend

Nach mehr als 40 Jahren Schuldienst an der Oberstufe im Kanton Solothurn deckt sich der Artikeltitel nicht mit meinen Beobachtungen. Ich bin ohne Burn-out bis zur Pensionierung gekommen. Nie würde ich es wagen, dies meiner fachlichen Kompetenz zuzuschreiben, und der Satz: «Kompetente Lehrkräfte riskieren kein Burn-out», ist herabwürdigend und falsch.
Leserbrief, Basler Zeitung, 1.12. von Jean-Pierre Marquis

In meinem Umfeld hat es eine ganze Reihe Kollegen erwischt, und es traf vorwiegend Leute, für die ich in Sachen Kompetenzen die Hand ins Feuer legen würde. In diesem Beruf kommt Kritik schnell und Lob ist sehr selten. Probleme sind: «Grenzenlosigkeit der Aufgabenstellung». Das ständige Gegenüber von 20 Individuen, auf die man spontan eingehen muss, ohne dass man sich zuvor absichern kann, innerhalb von Sekunden reagieren muss, und das hundert Mal am Tag, das fordert, und Fehler sind unvermeidlich. Kommt nun Kritik, besteht gerade bei Gewissenhaften, die gerne unterrichten, die Gefahr, dass sie die Fehler bei sich suchen und die Gedanken sich im Kreis drehen. Da sind dann solche Artikel fatal, welche einem ungeschminkt vorwerfen, man sei inkompetent und daher selber schuld. Bedenklich ist, dass solche Elaborate von der Pädagogischen Hochschule kommen, wohl von Leuten, die mit Studenten abgehobene, pädagogische Probleme reflektieren, aber kaum jahrelang täglich vor einer Klasse mit integrierten oder der Sprache nur ­halbwegs mächtigen Schülern standen.

Zynisch finde ich die Aussage in der Studie, kleinere Schulklassen und weniger Lektionen hätten keinen entscheidenden Einfluss auf das Arbeitsengagement. Sie sind ja am Anschlag! Dies ist jetzt Präsentismus, woran die Lehrer selber schuld sein sollen. Nicht die heutige Jugend verleidet einem die Schule, sondern solche Hilfestellungen, besonders, wenn sie von der PH kommen.

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