9. Dezember 2014

Angriffe auf den Lehrplan 21

Die Zentralschweizer Kantone wollen den Lehrplan 21 koordiniert einführen. Doch in Luzern droht Opposition. In Schwyz ist ein Volksbegehren, das die Einführung verhindern will, bereits zustande gekommen.
Störmanöver gegen den Lehrplan 21, NZZ, 9.12. von Erich Aschwanden


Vieles macht der Lehrplan 21 neu, aber nicht ganz alles. So stellte der Luzerner Bildungsdirektor Reto Wyss (cvp.) nach dessen Verabschiedung durch die Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz Anfang November fest: «Das Einmaleins gehört nach wie vor in die Schulstuben.» Die Regierungen in der Zentralschweiz sind denn auch bemüht, den Ball flach zu halten. Sie wollen das Instrument, das die Lernziele der Volksschule für die Deutschschweiz vereinheitlicht, in ihren Kantonen auf das Schuljahr 2017/18 einführen.
Volk soll entscheiden
An diesem Zeitplan will auch der Luzerner Kantonsrat nicht rütteln. Vor einer Woche lehnte er einen SVP-Vorstoss klar ab, der die Verschiebung der Einführung und die Sistierung der Vorbereitungen für Schulleitungen und Lehrer verlangte. Nachdem der Lehrplan 21 auf der parlamentarischen Schiene nicht gestoppt werden konnte, will SVP-Kantonsrätin Barbara Lang nun das Volk auf den Plan rufen. Noch in dieser Woche treffen sich die Kritiker des Lehrplans, um über die Lancierung einer Volksinitiative zu entscheiden. Wenn es gelinge, die Kräfte überparteilich zu bündeln, werde man so schnell wie möglich Unterschriften sammeln, erklärt Lang, die in Luzern die Initiative «Nur eine Fremdsprache auf der Primarstufe» lanciert hat.
Bereits sicher ist, dass die Schwyzerinnen und Schwyzer an der Urne über die Implementierung des Lehrplans 21 entscheiden werden. Dort wird die Opposition vom Bürgerforum Freienbach angeführt, das bisher weniger mit bildungspolitischen Anliegen als mit Widerstand gegen örtliche Bauvorhaben in Ausserschwyz aufgefallen ist. Wie Präsidentin Irene Herzog-Feusi auf Anfrage erklärt, ist das Echo in der Bevölkerung riesig gewesen. Die benötigten 2000 Unterschriften seien zusammengekommen und sollen noch in diesem Jahr bei der Schwyzer Staatskanzlei eingereicht werden. Auch in anderen Kantonen wurden Initiativen gestartet, mit denen die Einführung des Lehrplans 21 verhindert werden soll.
In den übrigen Kantonen der Zentralschweiz schlägt der Lehrplan 21 weniger hohe Wellen. Gewissermassen in letzter Minute, Ende Oktober, wurde im Kanton Uri ein Vorstoss eingereicht, die Implementierung zu verschieben. Auch hier kommt die Forderung aus SVP-Kreisen.
Enge Kooperation

Die politischen Manöver könnten im letzten Moment die Bemühungen der Zentralschweizer Kantone für eine grösstmögliche Kooperation stören. Bereits seit 2012 verfolgen die Bildungsdirektoren den Entstehungsprozess des Lehrplans 21 gemeinsam. Am weitesten sind die Arbeiten zur Einführung im Kanton Luzern fortgeschritten. Dort wurden die notwendigen Vorarbeiten frühzeitig geleistet und die Stundentafeln zusammen mit dem Lehrplan bereits vor einem Jahr in eine breite Vernehmlassung geschickt. Besonders eng ist die Kooperation im Bildungsbereich traditionell zwischen Uri, Ob- und Nidwalden. Diese soll auch mit dem neuen Lehrplan beibehalten werden. So will man bei den Weiterbildungskursen für Lehrpersonen eng zusammenarbeiten.

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