Störmanöver gegen den Lehrplan 21, NZZ, 9.12. von Erich Aschwanden
Vieles macht der Lehrplan 21 neu, aber nicht ganz
alles. So stellte der Luzerner Bildungsdirektor Reto Wyss (cvp.) nach dessen
Verabschiedung durch die Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz Anfang
November fest: «Das Einmaleins gehört nach wie vor in die Schulstuben.» Die
Regierungen in der Zentralschweiz sind denn auch bemüht, den Ball flach zu
halten. Sie wollen das Instrument, das die Lernziele der Volksschule für die
Deutschschweiz vereinheitlicht, in ihren Kantonen auf das Schuljahr 2017/18
einführen.
Volk soll entscheiden
An diesem Zeitplan will auch der Luzerner
Kantonsrat nicht rütteln. Vor einer Woche lehnte er einen SVP-Vorstoss klar ab,
der die Verschiebung der Einführung und die Sistierung der Vorbereitungen für
Schulleitungen und Lehrer verlangte. Nachdem der Lehrplan 21 auf der
parlamentarischen Schiene nicht gestoppt werden konnte, will SVP-Kantonsrätin
Barbara Lang nun das Volk auf den Plan rufen. Noch in dieser Woche treffen sich
die Kritiker des Lehrplans, um über die Lancierung einer Volksinitiative zu
entscheiden. Wenn es gelinge, die Kräfte überparteilich zu bündeln, werde man
so schnell wie möglich Unterschriften sammeln, erklärt Lang, die in Luzern die
Initiative «Nur eine Fremdsprache auf der Primarstufe» lanciert hat.
Bereits sicher ist, dass die Schwyzerinnen und
Schwyzer an der Urne über die Implementierung des Lehrplans 21 entscheiden
werden. Dort wird die Opposition vom Bürgerforum Freienbach angeführt, das
bisher weniger mit bildungspolitischen Anliegen als mit Widerstand gegen
örtliche Bauvorhaben in Ausserschwyz aufgefallen ist. Wie Präsidentin Irene
Herzog-Feusi auf Anfrage erklärt, ist das Echo in der Bevölkerung riesig
gewesen. Die benötigten 2000 Unterschriften seien zusammengekommen und sollen
noch in diesem Jahr bei der Schwyzer Staatskanzlei eingereicht werden. Auch in
anderen Kantonen wurden Initiativen gestartet, mit denen die Einführung des
Lehrplans 21 verhindert werden soll.
In den übrigen Kantonen der Zentralschweiz schlägt
der Lehrplan 21 weniger hohe Wellen. Gewissermassen in letzter Minute, Ende
Oktober, wurde im Kanton Uri ein Vorstoss eingereicht, die Implementierung zu
verschieben. Auch hier kommt die Forderung aus SVP-Kreisen.
Enge Kooperation
Die politischen Manöver könnten im letzten Moment
die Bemühungen der Zentralschweizer Kantone für eine grösstmögliche Kooperation
stören. Bereits seit 2012 verfolgen die Bildungsdirektoren den
Entstehungsprozess des Lehrplans 21 gemeinsam. Am weitesten sind die Arbeiten
zur Einführung im Kanton Luzern fortgeschritten. Dort wurden die notwendigen Vorarbeiten
frühzeitig geleistet und die Stundentafeln zusammen mit dem Lehrplan bereits
vor einem Jahr in eine breite Vernehmlassung geschickt. Besonders eng ist die
Kooperation im Bildungsbereich traditionell zwischen Uri, Ob- und Nidwalden.
Diese soll auch mit dem neuen Lehrplan beibehalten werden. So will man bei den
Weiterbildungskursen für Lehrpersonen eng zusammenarbeiten.
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