Schule darf nicht zum Lotterbett werden, Oltner Tagblatt, 13.11. von Beat Nützi
Bildungsfragen sind ein
Dauerbrenner im Solothurner Kantonsrat. Gestern wurden Vorbehalte gegenüber dem
Lehrplan 21 laut. Das ist ein Zukunftsprojekt. Gegenwärtig beschäftigt sich die
Volksschule aber vor allem mit der integralen Beschulung lernschwacher und
behinderter Kinder in den Regelklassen. Dieses Schulmodell ist nach wie vor
umstritten, nicht nur im Kanton Solothurn, sondern landesweit. Kritik gibt es
von verschiedenen Seiten. Es sei verfehlt, der Schule diese zusätzliche
Verantwortung zu übertragen, weil sie zu einer Überlastung der Lehrerschaft und
zu einer Nivellierung nach unten führe, reklamieren die politischen Gegner der
integrativen Schule. Und Lehrerverbände sowie Gewerkschaften warnen vor einem
Kollaps der Schule; sie drängen vor allem auf zusätzliche personelle
Ressourcen, die nötig seien, um den Unterricht in den sehr heterogen
zusammengesetzten Klassen in der gebotenen Qualität überhaupt erbringen zu
können.
Es schleckt keine Geiss weg, dass
Regelklassen für Kinder mit leichten Verhaltensauffälligkeiten,
Lernbeeinträchtigungen oder körperlichen Behinderungen ein besseres und
anregenderes Lernmilieu bilden als Sonderklassen. Es ist aber auch nicht zu
verschweigen, dass das für Kinder mit schweren Verhaltensauffälligkeiten oder
starken kognitiven Beeinträchtigungen nicht gilt. So braucht es auch weiterhin
die Möglichkeit der Separation. Integration und Separation sollen sich nicht
ausschliessen, sondern Hand in Hand gehen.
Deshalb sind entsprechend einer Analyse der
Solothurner Lehrerschaft möglichst rasch genügend regionale Kleinklassen zu
bilden, wie es das jetzige Schulmodell vorsieht. Ausserdem fehlen aus der Sicht
der Lehrerschaft für die differenzierten Lernprogramme geeignete Lehrmittel.
Und die Zuteilung der Ressourcen soll nach Klassengrösse sowie
Belastungsfaktoren erfolgen. Das sind nachvollziehbare, vernünftige Anliegen,
denen unverzüglich Nachachtung zu verschaffen ist. Denn dieses Schulmodell ist
zu konsolidieren, bevor der Lehrplan 21 eingeführt wird. Sonst droht der Schule
ein Lotterbett.
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