In Solothurn soll der LP21 im Schuljahr 2018/19 eingeführt werden, Bild: Basellandschaftliche Zeitung
Einzig die SVP ist gegen Lehrplan 21 und plant eine Initiative, Solothurner Zeitung, 12.11. von Elisabeth Seifert
Mit
grosser Mehrheit versenkte das Kantonsparlament am Mittwoch einen Auftrag der
SVP, mit dem die Einführung des Lehrplans 21 verhindert werden sollte. Einzig
die Volkspartei stellte sich geschlossen hinter den Vorstoss ihres
Parteikollegen Beat Künzli (SVP, Laupersdorf). Eine gewisse Unterstützung
erhielt das Anliegen von der grossen Mittefraktion, aus der sich einige der
Stimme enthielten. Mit 69 zu 19 Stimmen (bei 9 Enthaltungen) fiel der Entscheid
dennoch deutlich gegen einen Abbruch der Übung aus – und damit für die weiteren
geplanten Umsetzungsschritte.
Künzli
machte keinen Hehl aus seiner Enttäuschung, wenn er meinte: «Während andere
Kantone bereits zurückkrebsen, erachtet Solothurn diese und auch andere
Reformen immer noch für das Glück auf Erden.» Mit den anderen Kantonen meinte
er St. Gallen, Baselland und Schwyz. Dort seien bereits die nötigen
Unterschriften für eine Volksinitiative gegen die Einführung des Lehrplans 21
gesammelt worden. Im Aargau sei eine solche Unterschriftensammlung derzeit im
Gang.
Im
Anschluss an die Debatte im Kantonsrat sagte SVP-Fraktionspräsident Christian
Imark gegenüber dieser Zeitung: «Auch bei uns laufen entsprechende
Abklärungen.» Zuerst habe man aber die Debatte im Kantonsrat abwarten wollen.
Auf einen genauen Zeitplan für den Start der Unterschriftendsammlung wollte
sich Imark nicht festlegen lassen.
Ein «fahrlässiger» Lehrplan?
Der
Lehrplan 21 ist und bleibe ein «Monstrum», sagte Beat Künzli – auch wenn seit
vergangenem Freitag jetzt die überarbeitete und abgespeckte Fassung auf dem
Tisch liege. Noch immer halte man an «Kompetenzen» fest, statt den Schülern
Lerninhalte zu vermitteln. Das bedeute zum Beispiel, dass die Kinder nicht mehr
richtig lesen lernen, dafür sollen sie über ihr Leseverhalten reflektieren.
«Mit dem neuen Lehrplan ist nicht mehr Leistung gefragt». Künzli machte sich
deshalb gestern dafür stark, dass die Regierung gemeinsam mit anderen Kantonen
einen neuen Lehrplan erarbeitet, der – wo möglich – die geforderte
Harmonisierung berücksichtigen soll.
Explizit
unterstützt wurde die SVP einzig von EVP-Kantonsrat René Steiner (Olten), der
den Lehrplan 21 als «fahrlässig» bezeichnete. Niemand wisse, was mit
«Kompetenzen» genau gemeint ist. Es sei auch unklar, wie solche Kompetenzen von
den Lehrern geprüft werden sollen. Weiter ist Steiner überzeugt, dass die
Einführung des Lehrplans den Kanton teuer zu stehen kommt, weil es dafür mehr
Lektionen braucht. «Nicht infrage kommt, dass aus Spargründen einfach
Schichtlektionen abgebaut werden.»
Kritik wurde berücksichtigt
Die
«Kompetenzorientierung» des neuen Lehrplans habe in der Mittefraktion (CVP,
EVP, GLP, BDP) emotionale Debatten ausgelöste, hielt Mehrheits-Sprecher Urs
Ackermann (CVP, Balsthal) fest. Einige Mitglieder hegten denn auch gewisse
Sympathien für den SVP-Vorstoss. Jetzt gelte es aber, zuerst einmal den
überarbeiteten Lehrplan 21 genau zu studieren. «Zum jetzigen Zeitpunkt ist es
wenig sinnvoll, ein definitives Urteil zu fällen.»
«Es
ist richtig, die Arbeit am Lehrplan 21 angemessen kritisch zu verfolgen», sagte
FDP-Sprecher Hubert Bläsi (Grenchen). Das Stimmvolk habe sich aber klar für
eine Harmonisierung der Bildungsinhalte ausgesprochen. «Auch wir sind
überzeugt, dass sich die Kantone bei den schulischen Inhalten annähern müssen»,
meinte der Freisinnige. In die gleiche Richtung zielte das Votum von Felix
Wettstein (Grüne, Olten): «Gerade Familien und Anbieter von Lehrstellen
wünschen sich dringend eine Harmonisierung.» Jetzt, wo die überarbeitete
Fassung des Lehrplans vorliege, sei es zudem an der Zeit, dass sich die Debatte
rund um den Lehrplan abkühle. «Viele der Kritikpunkte auch aus Solothurn sind
in der Neufassung berücksichtigt worden.» Einen eigenen Lehrplan zu erarbeiten,
käme den Kanton zudem teuer zu stehen, betonte Wettstein. Aufgrund der
Überarbeitung sei der Lehrplan nicht mehr «überdimensioniert», unterstrich
SP-Sprecher Simon Esslinger (Seewen). Es gelte aber auch weiterhin, den Prozess
kritisch zu verfolgen. So müssten etwa genügend Mittel bereitgestellt werden,
um die Einführung gut zu begleiten.
«Es
liegt jetzt ein gutes Resultat vor», meinte Bildungsdirektor Remo Ankli. Und:
«In den 90er-Jahren gab es grosse Diskussionen über Lernziele, jetzt sind es
die Kompetenzen». In etlichen Fächern, zum Beispiel in der Mathematik und in
den Frühfremdsprachen, werde heute bereits kompetenzorientiert unterrichtet –
und das mit gutem Erfolg. Den Entscheid über die Einführung des Lehrplans 21
werde die Regierung im Herbst 2015 treffen. Eingeführt werden soll der neue
Lehrplan dann im Schuljahr 2018/2019.
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