13. November 2014

St. Galler Lehrer stehen hinter Lehrplan 21

In St. Gallen wird Geschlossenheit demonstriert: Bildungschef, Lehrerverband und die Gemeinden stehen hinter dem Lehrplan. Dann allerdings kommen die Einschränkungen: "Die Sprachendiskussion muss unabhängig vom Lehrplan entschieden werden", sagt der Lehrer-Präsident Hansjörg Bauer.
Was folgt ist ein bunter Strauss von Wünschen, Hoffnungen und puren Spekulationen. So sagt Bauer, dass der neue Lehrplan die Methodenfreiheit garantiere. Angesichts der geplanten Einheitslehrmittel ist diese Aussage naiv oder verwegen. Für Thomas Birri von der PHSG ist die Kompetenzorientierung kein Paradigmenwechsel und Stefan Kölliker rechnet vor, dass der Kanton für eine eigene Lehrplanentwicklung 2 Millionen hingeblättert hätte. (uk)




Hansjörg Bauer vom St. Galler Lehrerverband stärkt Kölliker den Rücken, Bild: klv-sg.ch

St. Gallen führt Lehrplan ab 2017 ein, St. Galler Tagblatt, 13.11. von Christoph Zweili



Der Zeitplan zur Einführung des Lehrplans 21 im Kanton St.Gallen berücksichtigt die kritischen Stimmen zum gemeinsamen Lehrplan für die deutsch- und mehrsprachigen Kantone nicht. Dies, obwohl das Kantonsparlament in der Novembersession zu zwei SVP-Motionen Stellung nehmen wird. Die eine verlangt den Austritt aus dem HarmoS-Konkordat, dem der Kanton nach einem Volksentscheid seit 2008 angehört. Ähnliches verlangt auch der «Verein Starke Volksschule St.Gallen» mit einer kürzlich lancierten Initiative.
Unter anderem im Konkordat ist geregelt, dass im Kanton heute Englisch ab der dritten und Französisch ab der fünften Klasse unterrichtet wird. Die SVP will den Unterricht in der zweiten Landessprache auf die Oberstufe verlegen, wie dies auch der Nachbarkanton Thurgau beschlossen hat, der den Lehrplan 21 dafür entsprechend anpasst (siehe Kasten). Die zweite SVP-Motion verlangt, dass künftig das Parlament Einfluss auf den Lehrplan nehmen und diesen genehmigen kann. Auf beide Anliegen will die St.Galler Regierung nicht eintreten, wie Bildungschef Stefan Kölliker gestern bei der Präsentation des Lehrplans 21 einmal mehr betonte.
Schützenhilfe erhält Kölliker vom Kantonalen Lehrerverband (KLV) und von den 93 St.Galler Volksschulträgern: «Die Sprachendiskussion muss unabhängig vom Lehrplan entschieden werden», fordert KLV-Präsident Hansjörg Bauer.

Rahmenbedingungen anpassen

500 000 Franken hat der Kanton St.Gallen an die Erarbeitung des inzwischen abgespeckten Lehrplans 21 beigesteuert. «Müssten wir den Lehrplan für die St.Galler Volksschule aus dem Jahr 1997 selber revidieren, nähmen wir dafür zwei Millionen Franken in die Hand», sagt Kölliker. Für Bauer entscheidend war, dass der neue Lehrplan die Methodenfreiheit der Lehrpersonen garantiert.
Der Erziehungsrat berät nun im Januar 2015 die kantonalen Rahmenbedingungen und gibt sie anschliessend in eine Vernehmlassung. An den neuen Lehrplan anzupassen ist die kantonale Lektionentafel – Kölliker: «Wir haben mit Blick auf die Einführung eine Stundenreduktion für die Lehrpersonen im Parlament durchgebracht.» Zu prüfen sind auch die Lehrmittel sowie die Lern- und Testsysteme. Noch offen ist, ob der Kanton St.Gallen der EDK-Empfehlung zur Einführung der neuen Schulschrift Folge leistet. Mit den Landeskirchen zu regeln ist auch die besondere Verankerung des Religionsunterrichts, die der Kanton beibehalten will.

Einführen ab Sommer 2015

Im Sommer beginnen für die Lehrpersonen die zweitägigen Einführungsveranstaltungen zum neuen Lehrplan, der ab dem Schuljahr 2017/18 angewendet wird.
Für Thomas Birri von der Pädagogischen Hochschule St.Gallen ist der Schwerpunkt im neuen Lehrplan, die Kompetenzorientierung, kein Paradigmenwechsel. «Es geht darum, Wissen und Können nicht nur zu vermitteln, sondern auch zu ermöglichen, beides in unterschiedlichen Situationen nutzen zu lernen.»


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