Was folgt ist ein bunter Strauss von Wünschen, Hoffnungen und puren Spekulationen. So sagt Bauer, dass der neue Lehrplan die Methodenfreiheit garantiere. Angesichts der geplanten Einheitslehrmittel ist diese Aussage naiv oder verwegen. Für Thomas Birri von der PHSG ist die Kompetenzorientierung kein Paradigmenwechsel und Stefan Kölliker rechnet vor, dass der Kanton für eine eigene Lehrplanentwicklung 2 Millionen hingeblättert hätte. (uk)
Hansjörg Bauer vom St. Galler Lehrerverband stärkt Kölliker den Rücken, Bild: klv-sg.ch
St. Gallen führt Lehrplan ab 2017 ein, St. Galler Tagblatt, 13.11. von Christoph Zweili
Der Zeitplan zur Einführung des Lehrplans 21 im Kanton St.Gallen
berücksichtigt die kritischen Stimmen zum gemeinsamen Lehrplan für die deutsch-
und mehrsprachigen Kantone nicht. Dies, obwohl das Kantonsparlament in der
Novembersession zu zwei SVP-Motionen Stellung nehmen wird. Die eine verlangt
den Austritt aus dem HarmoS-Konkordat, dem der Kanton nach einem Volksentscheid
seit 2008 angehört. Ähnliches verlangt auch der «Verein Starke Volksschule
St.Gallen» mit einer kürzlich lancierten Initiative.
Unter anderem im Konkordat
ist geregelt, dass im Kanton heute Englisch ab der dritten und Französisch ab
der fünften Klasse unterrichtet wird. Die SVP will den Unterricht in der
zweiten Landessprache auf die Oberstufe verlegen, wie dies auch der
Nachbarkanton Thurgau beschlossen hat, der den Lehrplan 21 dafür entsprechend
anpasst (siehe Kasten). Die zweite SVP-Motion verlangt, dass künftig das
Parlament Einfluss auf den Lehrplan nehmen und diesen genehmigen kann. Auf
beide Anliegen will die St.Galler Regierung nicht eintreten, wie Bildungschef
Stefan Kölliker gestern bei der Präsentation des Lehrplans 21 einmal mehr betonte.
Schützenhilfe erhält
Kölliker vom Kantonalen Lehrerverband (KLV) und von den 93 St.Galler
Volksschulträgern: «Die Sprachendiskussion muss unabhängig vom Lehrplan
entschieden werden», fordert KLV-Präsident Hansjörg Bauer.
Rahmenbedingungen anpassen
500 000 Franken hat der
Kanton St.Gallen an die Erarbeitung des inzwischen abgespeckten Lehrplans 21
beigesteuert. «Müssten wir den Lehrplan für die St.Galler Volksschule aus dem
Jahr 1997 selber revidieren, nähmen wir dafür zwei Millionen Franken in die
Hand», sagt Kölliker. Für Bauer entscheidend war, dass der neue Lehrplan die
Methodenfreiheit der Lehrpersonen garantiert.
Der Erziehungsrat berät
nun im Januar 2015 die kantonalen Rahmenbedingungen und gibt sie anschliessend
in eine Vernehmlassung. An den neuen Lehrplan anzupassen ist die kantonale
Lektionentafel – Kölliker: «Wir haben mit Blick auf die Einführung eine
Stundenreduktion für die Lehrpersonen im Parlament durchgebracht.» Zu prüfen
sind auch die Lehrmittel sowie die Lern- und Testsysteme. Noch offen ist, ob
der Kanton St.Gallen der EDK-Empfehlung zur Einführung der neuen Schulschrift
Folge leistet. Mit den Landeskirchen zu regeln ist auch die besondere
Verankerung des Religionsunterrichts, die der Kanton beibehalten will.
Einführen ab Sommer 2015
Im Sommer beginnen für die
Lehrpersonen die zweitägigen Einführungsveranstaltungen zum neuen Lehrplan, der
ab dem Schuljahr 2017/18 angewendet wird.
Für Thomas Birri von der
Pädagogischen Hochschule St.Gallen ist der Schwerpunkt im neuen Lehrplan, die
Kompetenzorientierung, kein Paradigmenwechsel. «Es geht darum, Wissen und
Können nicht nur zu vermitteln, sondern auch zu ermöglichen, beides in
unterschiedlichen Situationen nutzen zu lernen.»
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