"Mehr als merkwürdig", so urteilt ein SP-Kantonsrat über das Stimmverhalten von Knill, Bild: Nana do Carmo
Irritation über Knills Ja-Stimme, St. Galler Tagblatt, 4.11. von Caspar Hesse
«Ich selber bekomme keinen Ärger», sagte Erziehungsdirektorin
Monika Knill (SVP) am 15. August im Interview mit der Thurgauer Zeitung zur
Abschaffung des Frühfranzösisch auf Primarstufe. Der Grosse Rat hatte die
Abschaffung beschlossen, und Knill kündigte an, diesen Entschluss vor den
Erziehungsdirektoren zu verteidigen. Nun könnte es doch noch Ärger geben, aber
nicht bei den Erziehungsdirektoren, sondern zu Hause.
Die Erziehungsdirektoren
wollen weiterhin zwei Fremdsprachen in der Primarschule. 22 Kantone hatten sich
für den EDK-Sprachenkompromiss ausgesprochen, nur zwei Kantone stimmten mit
Nein. Darunter aber nicht der Thurgau, der gerade dabei ist, sich von diesem
Kompromiss zu verabschieden. Zwar hat der Entscheid vom Freitag keine
rechtlichen Konsequenzen, doch wurde auf die «Signalwirkung» hingewiesen.
Dass Knill Ja stimmte,
«war keine erfreuliche Mitteilung, lieb ausgedrückt», sagt SVP-Kantonsrat
Hanspeter Gantenbein, der Initiant der Motion zur Abschaffung des
Frühfranzösisch. «Wir hatten schon Kontakt, sie werde das noch klären, hat sie
gesagt.» Es ändere jedoch nichts daran, dass die Verschiebung des
Französischunterrichts auf die Oberstufe umgesetzt werde. «Es geht um die
Kinder, nicht um nationale Politik. Da wird etwas vermischt», sagt Gantenbein.
«Das gäbe einen Volksaufstand»
Zu Knills
Abstimmungsverhalten will sich Gantenbein noch nicht äussern: «Zuerst wollen
wir ihr Gelegenheit geben, um uns zu sagen, was das soll.» Dass der Entscheid
Signalwirkung haben könnte, will Gantenbein nicht komplett verneinen. «Er ist
höchstens gut für Bundesrat Berset.» Dieser hatte bereits gedroht,
einzugreifen, wenn sich Kantone vom Sprachenkompromiss verabschieden. «Das gäbe
einen Volksaufstand. Man lässt sich nicht gerne in den Föderalismus
dreinreden», prophezeiht Gantenbein.
«Mehr als merkwürdig»
Der SP-Kantonsrat und
pensionierte Lehrer Peter Gubser ist ebenfalls ein Gegner des Frühfranzösisch.
Er findet Knills Abstimmungsverhalten «mehr als merkwürdig». Knill hätte an
dieser Sitzung «das Holz zum Feuer herausnehmen sollen». Gubser bedauert, dass
immer nur über die Französischkenntnisse der ersten sechs Schuljahre diskutiert
werde. «Man sollte stattdessen darüber reden, wie gut die Französischkenntnisse
nach neun Jahren sind.» Schade findet Gubser, dass in der ganzen Debatte nicht
pädagogische, sondern nur politische Gesichtspunkte im Vordergrund stehen.
SVP-Nationalrätin Verena
Herzog ist «sehr erstaunt» über Knills Ja vor der EDK, will sich aber nicht
weiter dazu äussern. Knill habe angekündigt, sich dazu in der Fraktion morgen
zu äussern.
Erlag Knill dem Gruppendruck in der konsenssüchtigen EDK? Fairerweise muss man jedoch erwähnen, dass sich neben Knill auch die Vertreter von Uri und Appenzell IR duckten. Und wie ernst es dem Aargauer Hürzeler war, als er abstimmte, wissen wir auch nicht.
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