4. November 2014

Irritation über Knill

Die Thurgauer Erziehungschefin Monika Knill (SVP) wird sich vor ihrer Fraktion erklären müssen. Die SVP will wissen, warum sie an der Erziehungsdirektorenkonferenz vom Freitag für zwei Fremdsprachen auf der Primarstufe stimmte.




"Mehr als merkwürdig", so urteilt ein SP-Kantonsrat über das Stimmverhalten von Knill, Bild: Nana do Carmo

Irritation über Knills Ja-Stimme, St. Galler Tagblatt, 4.11. von Caspar Hesse


«Ich selber bekomme keinen Ärger», sagte Erziehungsdirektorin Monika Knill (SVP) am 15. August im Interview mit der Thurgauer Zeitung zur Abschaffung des Frühfranzösisch auf Primarstufe. Der Grosse Rat hatte die Abschaffung beschlossen, und Knill kündigte an, diesen Entschluss vor den Erziehungsdirektoren zu verteidigen. Nun könnte es doch noch Ärger geben, aber nicht bei den Erziehungsdirektoren, sondern zu Hause.
Die Erziehungsdirektoren wollen weiterhin zwei Fremdsprachen in der Primarschule. 22 Kantone hatten sich für den EDK-Sprachenkompromiss ausgesprochen, nur zwei Kantone stimmten mit Nein. Darunter aber nicht der Thurgau, der gerade dabei ist, sich von diesem Kompromiss zu verabschieden. Zwar hat der Entscheid vom Freitag keine rechtlichen Konsequenzen, doch wurde auf die «Signalwirkung» hingewiesen.
Dass Knill Ja stimmte, «war keine erfreuliche Mitteilung, lieb ausgedrückt», sagt SVP-Kantonsrat Hanspeter Gantenbein, der Initiant der Motion zur Abschaffung des Frühfranzösisch. «Wir hatten schon Kontakt, sie werde das noch klären, hat sie gesagt.» Es ändere jedoch nichts daran, dass die Verschiebung des Französischunterrichts auf die Oberstufe umgesetzt werde. «Es geht um die Kinder, nicht um nationale Politik. Da wird etwas vermischt», sagt Gantenbein.

«Das gäbe einen Volksaufstand»

Zu Knills Abstimmungsverhalten will sich Gantenbein noch nicht äussern: «Zuerst wollen wir ihr Gelegenheit geben, um uns zu sagen, was das soll.» Dass der Entscheid Signalwirkung haben könnte, will Gantenbein nicht komplett verneinen. «Er ist höchstens gut für Bundesrat Berset.» Dieser hatte bereits gedroht, einzugreifen, wenn sich Kantone vom Sprachenkompromiss verabschieden. «Das gäbe einen Volksaufstand. Man lässt sich nicht gerne in den Föderalismus dreinreden», prophezeiht Gantenbein.

«Mehr als merkwürdig»

Der SP-Kantonsrat und pensionierte Lehrer Peter Gubser ist ebenfalls ein Gegner des Frühfranzösisch. Er findet Knills Abstimmungsverhalten «mehr als merkwürdig». Knill hätte an dieser Sitzung «das Holz zum Feuer herausnehmen sollen». Gubser bedauert, dass immer nur über die Französischkenntnisse der ersten sechs Schuljahre diskutiert werde. «Man sollte stattdessen darüber reden, wie gut die Französischkenntnisse nach neun Jahren sind.» Schade findet Gubser, dass in der ganzen Debatte nicht pädagogische, sondern nur politische Gesichtspunkte im Vordergrund stehen.
SVP-Nationalrätin Verena Herzog ist «sehr erstaunt» über Knills Ja vor der EDK, will sich aber nicht weiter dazu äussern. Knill habe angekündigt, sich dazu in der Fraktion morgen zu äussern.


1 Kommentar:

  1. Erlag Knill dem Gruppendruck in der konsenssüchtigen EDK? Fairerweise muss man jedoch erwähnen, dass sich neben Knill auch die Vertreter von Uri und Appenzell IR duckten. Und wie ernst es dem Aargauer Hürzeler war, als er abstimmte, wissen wir auch nicht.

    AntwortenLöschen