26. Oktober 2014

Kartenhaus bricht zusammen

Dass die «NZZ amSonntag» dem Fremdsprachenthema einen ganzen Bund widmet, ist bemerkenswert. Der aufschlussreiche Rückblick auf die Geschichte des Fremdsprachenunterrichts sowie Beiträge von hoher Sachlichkeit bieten einen spannenden Überblick. Auch der wichtigen Frage nach der nachhaltigen Wirkung des frühen Fremdsprachenunterrichts wird nicht ausgewichen. Dabei wird das seit Jahren verkündete Dogma vom Erfolg des frühen schulischen Sprachenlernens so stark relativiert, dass das Ganze wie ein Kartenhaus zusammenbricht. Schade nur, dass das Fremdsprachenthema zu wenig in den Kontext des Grundauftrags der Primarschule eingebettet wurde. In welchen Fächern steht das Zeitfenster bei Mittelstufenkindern am weitesten offen? Die meisten Pädagogen beurteilen den Stellenwert des frühen Sprachenlernens ganz anders als praxisferne Bundespolitiker. Es ist irritierend, dass manche Nationalräte einfach die Förderung der Fremdsprachen aus dem Bildungsprogramm herauspicken, ohne sich um die Nebenwirkungen zu kümmern. Leider fehlt eine grundlegende Diskussion um die Bedeutung zentraler Inhalte auf der Mittelstufe. Die Lektionentafel hat einen bestimmten Umfang und kann nicht beliebig erweitert werden. Deshalb muss man umsichtig festlegen, wo die Schwerpunkte jeder Schulstufe liegen.
Leserbrief, Hanspeter Amstutz, NZZaS, 26.10.

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