Maurers Liebeserklärung, NZZ, 11.9.
Am 12.
September 1814 hatte die Tagsatzung die Aufnahme des Wallis, von Genf und
Neuenburg in die Eidgenossenschaft besiegelt. 200 Jahre später liessen sich die
drei Kantone bei den Festivitäten nicht lumpen: Auf dem Bundesplatz verwöhnten
sie das Publikum mit lokalen Weinen, Genfer Saucisson und Walliser Raclette.
Beim Festakt
ergriff im Namen des Bundesrates auch Ueli Maurer das Wort - natürlich auf
Französisch. «Zu meiner Entschuldigung: Ich habe erst in meinem siebten
Schuljahr angefangen, die Sprache zu lernen», meinte er schmunzelnd. «Ich
hoffe, meine Nachfolger werden damit früher beginnen!» Das subtile Plädoyer für
das Frühfranzösisch liess aufhorchen angesichts der hitzigen Debatten, die
derzeit vom Thurgau bis nach Genf geführt werden. Nach seiner Rede bekräftigte
Maurer gegenüber der NZZ seine Worte: In der Schule mit Englisch anzufangen sei
- man beachte die Wortwahl - «ein No-Go». «Wir müssen unserer Kultur und
Vielfalt Sorge tragen und deshalb Französisch als erste Fremdsprache
beibehalten.»
Auch auf der
Bühne lobte Maurer die Romandie in höchsten Tönen. Er sei ein Fan der
Westschweizer Kultur. Und auch ein wenig neidisch auf die «offene Mentalität».
Ganz anders hatte es noch vor einigen Monaten bei Parteikollege Christoph
Blocher getönt: Wegen ihres Neins zur SVP-Zuwanderungsinitiative unterstellte
er den Romands, keine wahren Patrioten zu sein. Maurer hingegen erinnerte
daran, dass die Schweiz den drei Kantonen Henri Dunant, General Guillaume Henri
Dufour oder den Architekten Le Corbusier zu verdanken habe.
Als Verteidigungsminister nutzte Maurer die Gelegenheit auch zu einem
Werbespruch für die Armee: Sie sei wie ein solider nationaler Zement, der die
Schweizer zwinge zusammenzukommen. Eine ähnliche Funktion habe der Wein. «Er
ermöglicht, dass wir uns besser verstehen - vor allem nach ein paar Gläsern!»
Dem Geräuschpegel im Festzelt nach zu schliessen, wurde die nationale Kohäsion
am Mittwoch in Bern in bester Manier gelebt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen