Subtile Bildwahl bei 20 Minuten, Bild: Martin Ruetschi
Schüler sollen linke Lehrer der SVP melden, 20 Minuten, 31.8.
Die Junge SVP lanciert ein
neues Schulprojekt. Auf der Internetseite Freie-Schulen sollen
Schüler ihre Lehrer melden können, wenn diese den Unterricht linkspolitisch
beeinflussen würden. In der Schweiz sei dies ein grosses Problem, ist die Junge
SVP (JSVP) überzeugt: «Seit längerem melden sich Schüler aus der ganzen Schweiz
bei uns», so Anian Liebrand, Präsident der JSVP. Die Jugendlichen würden einen
ideologisch gefärbten Unterricht beklagen. Liebrand berichtet von Fällen bei
denen Lehrer die SVP mit den Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg
verglichen hätten. Generell würde alles, was politisch rechts sei, immer wieder
verteufelt.
Das Projekt richtet sich an
Schüler der Sekundar-, Gymnasial- sowie Berufsschulstufe und beinhaltet zwei
zentrale Punkte, um sich «gegen die Indoktrination» zu wehren, heisst es in der
Mitteilung der JSVP. Einerseits fungiert die Seite als Meldestelle. Falls
Lehrer linkspolitisch unterrichten, können die Jugendlichen sich dort
beschweren. Dafür stehen verschiedenste Beanstandungskategorien zur Auswahl,
von «politischer Indoktrination» bis hin zur «Verunglimpfung von Parteien». Die
JSVP würde dann mit den betroffenen Lehrern das Gespräch suchen. Es gehe jedoch
nicht darum den Lehrer an den Pranger zu stellen, sagt Liebrand. Das Projekt
hat den Zweck, den öffentlichen Druck zu steigern.
Schulunterlagen «zu links»
Daneben will die Partei
eine «Offensive gegen linke Lerninhalte» starten. Schüler sollen auf der
Webseite Zugriff auf «alternatives Wissen, das den gängigen Lehrbüchern
widerspricht» haben. Dafür werden Dokumente, Broschüren, Essays und
Meinungsbeiträge hochgeladen, welche «die Mainstream-Medien» verschweigen
würden.
Das Hauptaugenmerk wird auf
der Schweizer Geschichte liegen. Denn diese sei heute systematisch
zurückgedrängt und durch Weltpolitik ersetzt worden. Zudem würden Geschichtsbücher
die Rolle der Schweiz beispielsweise im Zweiten Weltkrieg einseitig darstellen.
Hier werde die Leistung der Armee als Schutzfaktor klar verkannt, sagt
Liebrand.
Historiker nicht erfreut
Beim Chefredaktor des «Historischen
Lexikons» der Schweiz, Marco Jorio, stösst das Projekt
Freie-Schulen auf wenig Begeisterung: «Aus Historikersicht ist das Blödsinn»,
sagt er zur «Schweiz am Sonntag». Es sei ein läppisches Spiel einzelne
historische Ereignisse für politischer Anliegen zu instrumentalisieren. Zum
Beispiel der Rolle der Schweizer Armee während dem Zeiten Weltkrieg meint
Jorio: Die Armee habe ihren Anteil daran gehabt, dass die Schweiz verschont
blieb. Aber das sei nur einer von mehreren Faktoren. Auch wenn Spielraum für
Interpretation immer vorhanden sei, müsse man sich an die Fakten handeln.
Liebrand will mit dem
Projekt die Schüler nicht manipulieren, wie er betont. Um sich jedoch eine
Meinung bilden zu können, brauche es verschiedene Blickwinkel. Beim Projekt
gehe es auch darum Geschichte peppig und frech darzustellen.
Das die jungen Linken an
den Schulen heute breit verbreitet seien, erkenne man an den vielen
Che-Guevara-Shirts. Auch hier will die JSVP eine alternative bieten: «Wir
werden über unsere Webseite Christoph-Blocher-T-Shirts verkaufen», so Liebrand.
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