1. September 2014

Seldwyla im Klassenzimmer

Sekundar-, Gymnasial- und Berufsschüler sollen der Jungen SVP melden, wenn sie ein Lehrer linkspolitisch beeinflussen möchte. Sind wir denn nun endgültig in Seldwyla angekommen? Ich habe mir die Webseite kurz angesehen und habe eine kleine Frage: Ist korrekte Rechtschreibung Indoktrination von links oder rechts? (uk)



Subtile Bildwahl bei 20 Minuten, Bild: Martin Ruetschi

Schüler sollen linke Lehrer der SVP melden, 20 Minuten, 31.8.


Die Junge SVP lanciert ein neues Schulprojekt. Auf der Internetseite Freie-Schulen sollen Schüler ihre Lehrer melden können, wenn diese den Unterricht linkspolitisch beeinflussen würden. In der Schweiz sei dies ein grosses Problem, ist die Junge SVP (JSVP) überzeugt: «Seit längerem melden sich Schüler aus der ganzen Schweiz bei uns», so Anian Liebrand, Präsident der JSVP. Die Jugendlichen würden einen ideologisch gefärbten Unterricht beklagen. Liebrand berichtet von Fällen bei denen Lehrer die SVP mit den Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg verglichen hätten. Generell würde alles, was politisch rechts sei, immer wieder verteufelt.
Formularende
Das Projekt richtet sich an Schüler der Sekundar-, Gymnasial- sowie Berufsschulstufe und beinhaltet zwei zentrale Punkte, um sich «gegen die Indoktrination» zu wehren, heisst es in der Mitteilung der JSVP. Einerseits fungiert die Seite als Meldestelle. Falls Lehrer linkspolitisch unterrichten, können die Jugendlichen sich dort beschweren. Dafür stehen verschiedenste Beanstandungskategorien zur Auswahl, von «politischer Indoktrination» bis hin zur «Verunglimpfung von Parteien». Die JSVP würde dann mit den betroffenen Lehrern das Gespräch suchen. Es gehe jedoch nicht darum den Lehrer an den Pranger zu stellen, sagt Liebrand. Das Projekt hat den Zweck, den öffentlichen Druck zu steigern.
Schulunterlagen «zu links»
Daneben will die Partei eine «Offensive gegen linke Lerninhalte» starten. Schüler sollen auf der Webseite Zugriff auf «alternatives Wissen, das den gängigen Lehrbüchern widerspricht» haben. Dafür werden Dokumente, Broschüren, Essays und Meinungsbeiträge hochgeladen, welche «die Mainstream-Medien» verschweigen würden.
Das Hauptaugenmerk wird auf der Schweizer Geschichte liegen. Denn diese sei heute systematisch zurückgedrängt und durch Weltpolitik ersetzt worden. Zudem würden Geschichtsbücher die Rolle der Schweiz beispielsweise im Zweiten Weltkrieg einseitig darstellen. Hier werde die Leistung der Armee als Schutzfaktor klar verkannt, sagt Liebrand.
Historiker nicht erfreut
Beim Chefredaktor des «Historischen Lexikons» der Schweiz, Marco Jorio, stösst das Projekt Freie-Schulen auf wenig Begeisterung: «Aus Historikersicht ist das Blödsinn», sagt er zur «Schweiz am Sonntag». Es sei ein läppisches Spiel einzelne historische Ereignisse für politischer Anliegen zu instrumentalisieren. Zum Beispiel der Rolle der Schweizer Armee während dem Zeiten Weltkrieg meint Jorio: Die Armee habe ihren Anteil daran gehabt, dass die Schweiz verschont blieb. Aber das sei nur einer von mehreren Faktoren. Auch wenn Spielraum für Interpretation immer vorhanden sei, müsse man sich an die Fakten handeln.
Liebrand will mit dem Projekt die Schüler nicht manipulieren, wie er betont. Um sich jedoch eine Meinung bilden zu können, brauche es verschiedene Blickwinkel. Beim Projekt gehe es auch darum Geschichte peppig und frech darzustellen.

Das die jungen Linken an den Schulen heute breit verbreitet seien, erkenne man an den vielen Che-Guevara-Shirts. Auch hier will die JSVP eine alternative bieten: «Wir werden über unsere Webseite Christoph-Blocher-T-Shirts verkaufen», so Liebrand.

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