"Das Modell ist für Eltern attraktiv und bringt Planungssicherheit", NZZ, 3.9. von Irène Troxler
In einer Tagesschule gibt es normalerweise
obligatorische Präsenzzeiten. Dies gilt als Voraussetzung für ein
übergreifendes pädagogisches Konzept. Sie verzichten nun aber auf ein
Obligatorium. Erhoffen Sie sich dennoch pädagogische Vorteile vom neuen Modell?
Pädagogisch entscheidend ist nicht das
Obligatorium, sondern dass der Unterricht und die weiteren Angebote sinnvoll
aufeinander abgestimmt sind im Rahmen einer möglichst konsistenten
pädagogischen Einheit. Das streben wir mit unserem Modell Tagesschule 2025 an.
Wir meinen, dies sei für Familien attraktiv, und hoffen deshalb auf möglichst wenige
Abmeldungen.
Haben Sie aus den Erfahrungen mit der Grundstufe
Lehren gezogen? Vermeiden Sie diesmal den politischen Grundsatzentscheid, der
mit einem Tagesschul-Obligatorium verbunden wäre?
Für die Stadt Zürich steht das Obligatorium nicht
im Zentrum. Zwar regt die Stadt beim Kanton einen entsprechenden Schulversuch
an - wenn dieser zustande kommt, wollen wir mitmachen. Inzwischen versuchen wir
mit unserem Modell möglichst ähnliche Bedingungen zu schaffen. Dies erlaubt
uns, die gemachten Erfahrungen schrittweise umzusetzen; auch im Hinblick auf
einen möglichen kantonalen Versuch.
Was geschieht, wenn an einer Pilotschule Eltern
ihre Kinder über Mittag lieber zu Hause betreuen wollen?
Der Einzelentscheid wird abhängig sein von der
konkreten Situation. Das Kind wird entweder einer anderen Schule zugeteilt oder
von den gebundenen Mittagen befreit.
Wie muss man sich das Essen an der Schule konkret
vorstellen?
Die Kinder erhalten eine warme, ausgewogene
Mahlzeit; es wird in zwei Etappen gegessen, im Klassenverband oder in
altersdurchmischten Gruppen. Über die gesamte Zeit werden die Kinder durch
Fachpersonen begleitet, dies je nach Bedarf und Vorlieben der Kinder.
80 Minuten Mittagszeit ist immer noch relativ viel.
Würden 50 nicht genügen?
Die Mittagspause wird gegenüber heute um etwa 30
Minuten verkürzt - von 110 auf 80 Minuten. Die Erfahrungen der bestehenden
Tagesschulen zeigen, dass die Mittagszeit nicht zu kurz sein sollte. Sie dient
ja nicht nur dem Essen, sondern auch der Erholung und der Abwechslung im Tagesablauf.
Aus den Erfahrungen des Versuchs werden wir in Bezug auf die Länge der
Mittagspause sicher weitere Erkenntnisse gewinnen.
Rechnen Sie damit, dass die Belegung der Horte
ausserhalb der neuen Blockzeiten zurückgeht?
Wir beobachten jetzt schon, dass die Nachfrage nach
Nachmittagsplätzen weniger stark zunimmt als jene nach Mittagsbetreuung.
Sie wollen 15 Prozent der Kosten einsparen
gegenüber dem Hort-Modell im Endausbau, wenn 70 Prozent der Schulkinder betreut
werden müssen. Wie soll das gehen?
Wir sehen Sparmöglichkeiten in drei Bereichen:
Erstens wird die Mittagszeit um rund 30 Minuten verkürzt, was den
Personalbedarf reduziert. Dann rechnen wir mit einer tieferen Nachfrage
ausserhalb der neuen Mittagszeiten. Und schliesslich wird durch die neue Stundenplanregelung
das Essen in Etappen möglich, was eine effizientere Nutzung der Infrastruktur
und einen optimalen Personaleinsatz erlaubt.
Sieben Schulen der Stadt machen mit beim
Pilotprojekt. Haben Sie Interessenten abweisen müssen?
Wir hatten keine Probleme, sieben Pilotschulen zu
finden. Sie wurden in einem sorgfältigen Verfahren unter Beteiligung der
Schulkonferenzen und Kreisschulpflegen ausgewählt. Einige Interessenten zogen
sich zurück, vor allem, weil die räumlichen Bedingungen nicht optimal waren.
Sie haben sich gegenüber der Idee der FDP für
Halbtagesschulen zunächst skeptisch geäussert. Wie beurteilen Sie heute die
Erfolgschancen des präsentierten Modells?
Ich
war nicht grundsätzlich gegen die Idee, sie war aber aufgrund des dafür
notwendigen Obligatoriums rechtlich nicht umsetzbar. Wir starten daher mit
einem freiwilligen Modell. Der Umfang der allfälligen Abmeldungen aus den
sieben Pilotschulen wird uns Hinweise auf die Akzeptanz für ein künftiges
Obligatorium liefern. Das wird unsere Strategie bestimmt beeinflussen. Wir
rechnen uns sehr gute Chancen für unser Modell aus; es scheint uns für die
Eltern attraktiv und bringt Planungssicherheit.
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