Der umstrittene Lehrplan 21 soll im Aargau nicht bloss verschoben, sondern ganz gestrichen werden, Bild: Tageswoche
Aargauer Volksinitiative gegen Lehrplan 21, SRF Regional, 20.8.
Elfy Roca vom Initiativkomitee, SRF Regional, 20.8.
Man
kämpfe mit der Initiative gegen den «schleichenden Niedergang des einstmals
guten Bildungswesens», sagte alt Landesring-Grossrat und Bildungspolitiker
Bruno Nüsperli vom Initiativkomitee am Mittwoch vor den Medien in Aarau.
Die
Initiative ebne «den Weg zurück zu einer guten Schuldbildung». Es gehe darum,
die schlafende Mehrheit aufzuwecken. Das Aargauer Volk müsse über eine
allfällige Einführung des Lehrplanes 21 entscheiden können.
Dem
Komitee gehören bislang rund 40 Personen an, darunter Lehrpersonen und einzelne
Mitglieder aus den Reihen von EVP, SVP und FDP. Das eher konservativ
ausgerichtete Komitee will sich nach eigenen Angaben jedoch nicht von einer
politischen Partei vereinnahmen lassen.
Nur eine
Fremdsprache auf Primarstufe
Die
Initiative schlägt einen neuen Paragraphen zum «Lehrplan» im kantonalen
Schulgesetz vor. Darin werden unter anderem die Fächer aufgezählt, die auf der
Primar- und Oberstufe unterrichtet werden. So soll auf der Primarstufe nur eine
Fremdsprache auf dem Stundenplan stehen.
Auch Religion und Ethik soll zum sogenannten
Fächerkanon gehören. Über den kantonalen Erziehungsrat soll das Parlament
indirekt mitreden können. Das Parlament soll Vereinbarungen zur Harmonisierung
des Lehrplans genehmigen müssen. Gegen den Entscheid soll das Referendum
ergriffen werden können.
Mit dem
Sammeln der Unterschriften für die Volksinitiative wird nach der Publikation
der Volksinitiative im kantonalem Amtsblatt am kommenden Freitag begonnen.
Innerhalb eines Jahres müssen mindestens 3000 gültige Unterschriften von Stimm-
und Wahlberechtigten gesammelt werden.
Aargau gehört nicht
Harmos-Konkordat
Da der
Kanton Aargau bislang nicht der Interkantonalen Vereinbarung über die
Harmonisierung der obligatorischen Schule (Harmos-Konkordat) beigetreten ist,
kann der Kanton über seinen Lehrplan selbst entscheiden.
Der
Regierungsrat hatte zum Schulstart vergangene Woche mitgeteilt, die Einführung
des Lehrplans 21 werden um drei Jahre verschoben. Es sollten im Kanton derzeit
keine weiteren Reform angeschoben werden, hiess es.
Auch Regierung ist kritisch
Der
Regierungsrat will den Lehrplan auch aus inhaltlichen Gründen erst auf das
Schuljahr 2020/21 einführen. Es würden teilweise zu hohe Anforderungen an die
Schüler gestellt. Praktische und handwerkliche Kompetenzen kämen zu kurz, hatte
der Regierungsrat kritisiert.
Vertreter des Initiativkomitees begrüssten den
Entscheid des Regierungsrates. «Aufgeschoben ist nicht aufgehoben», hiess es.
Sie lehnen den Deutschschweizer Lehrplan 21 grundsätzlich ab. Anstelle eines
fächerorientierten Rahmenlehrplanes werde der gesamte Lehrstoff in Tausende von
«Kompetenzen» zerhackt. Dies erschwere das Verständnis und mache die Lernenden
manipulierbar. Der Lehrplan erfülle nicht die von der Bundesverfassung
verlangte Harmonisierung.
Aargau ist kein
Einzelfall
In
mehreren Kantonen werden Volksinitiativen mit dem gleichen Ziel lanciert oder
sind in der Vorbereitung. Im Kanton Baselland hat die Unterschriftensammlung
bereits begonnen, im Kanton St. Gallen soll diese im Oktober starten.
Initiativen sind auch in den Kantonen Thurgau und Graubünden geplant.
Je nach
Kanton müssen die Lehrplan-Gegner zwei Volksinitiativen lancieren, um ihr Ziel
zu erreichen: Erstens für einen Austritt aus dem Harmos-Konkordat und zweitens
für einen kantonalen Lehrplan.
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