21. August 2014

Bündner Schulblatt informiert manipulativ

Die Rolle der kantonalen Sektionen des LCH in der Absegnung des Lehrplans 21 verdient eine genauere Betrachtung. So "informiert" der LEGR (Lehrpersonen Graubünden) in seinem Schulblatt seine Mitglieder über das Thema "Kompetenzorientierung". Dabei fällt auf, dass lauter befürwortende Stimmen zu lesen sind, von einer kritischen Auseinandersetzung mit dem heiss umstrittenen Thema keine Spur. Fritz Tschudi hat diese manipulative Informationspolitik zum Anlass für einen "Offenen Brief" genommen. 
Offener Brief an die Redaktion des Bündner Schulblattes, Fritz Tschudi, 21.8.

Die jüngste Ausgabe des „Bündner Schulblatt“ (August 2014/4) widmet sich dem flächendeckend umstrittenen Thema „Kompetenzorientierung“.

In diesem Zusammenhang findet sich ein Beitrag mit dem Titel „Vom Ausgeliefert-Sein zur Selbstwirksamkeit“. Mit „Ausgeliefert-Sein“ ist die aktiv unterrichtende traditionelle Lehrperson gemeint. Der Text entpuppt sich als reine Propaganda zur Proklamation des „pädagogischen Konstruktivismus“. Das ist jene pädagogische Modeströmung, welche den aktiven Unterricht in seiner heutigen bewährten Vielfalt abschaffen will. Stattdessen sollen Personen als Lerncoaches, Trainer, Lernbegleiter, Lernberater, Spielkameraden, Sparringpartner, Kumpels und Facilitatoren die Führungsrolle in den Klassenzimmern übernehmen. Die Folgen sind höchst umstritten. Das pädagogische Mantra beruht denn auch eher auf Glaubensbekenntnissen, als auf überzeugenden wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Die präsentierten Texte tragen die Handschrift von Hardcore-Vertretern der neuen pädagogischen Doktrine. Es sind Einschätzungen, die nicht ohne Korrektiv bleiben dürften.

Die Redaktion des Bündner Schulblattes handelte klar manipulativ.

Ich bitte deshalb die Redaktion um die Beantwortung folgender Fragen:

  • Weshalb begünstigen Sie durch Ihre Autorenwahl, eine Propagandaaktion zugunsten der höchst umstrittenen  Mainstreampädagogik?

  • Warum  findet sich kein einziger kritischer Beitrag zur Sicherstellung der Ausgewogenheit?

  • Weiss die Redaktion um die Tatsache, dass eine Fülle seriöser Autoren (auch wissenschaftliche) zur Verfügung steht, welche die aktuellen pädagogischen Glaubensbekenntnisse widerlegen bzw. relativieren könnten?

  • Sind Sie sich der Tatsache bewusst, dass die Kompetenzorientierung eines neuen Lehrplans nicht nur verzichtbar, sonder in wesentlichen Belangen von Vorteil wäre?

  • Sind Sie sich Ihrer Pflicht bewusst, die Meinungsvielfalt und die Diskurse zu zentralen pädagogischen und schulpolitischen Themen im Interesse der Sache anzuregen?

  • Sind Sie sich bewusst, mit der aktuellen Publikationskultur das Vertrauen und die Glaubwürdigkeit als Interessenvertretung von Schule und Lehrerschaft nachhaltig zu beschädigen?

Ich hoffe nicht, dass der Vorstand „Lehrpersonen Graubünden“ (LEGR) darauf stolz wäre, sich als fremd gesteuertes Instrument um die geistige Ruhigstellung der von ihm vertretenen Lehrerschaft zu bemühen.


In der Hoffnung auf mehr Eigenständigkeit und Mut!
Mit Bedauern

Fritz Tschudi, Chur

1 Kommentar:

  1. Der Bündner Lehrerverband (LEGR) gibt sich auch in anderen Sachthemen äusserst handzahm. So wurden zum Thema "Frühfremdsprachen" bereits zwei Mitgliederbefragungen durchgeführt. Beide Umfragen erreichten 90 Prozent Zustimmung für eine Primarfremdsprache. Doch zum Handeln ist dies dem LEGR offenbar immer noch zu wenig. Zu stark locken wohl die verschiedenen Pöstchen in der Administration, um sich hier die Finger zu verbrennen.

    AntwortenLöschen