"Der Lehrplan 21 macht nur Sinn, wenn auch genügend Finanzen zur Verfügung stehen". Bild: zvg
Kanton Aargau verschiebt Einführung des Lehrplan 21, SRF Regional, 11.8.
Die Umstellung des Aargauer
Schulsystems auf 6 Jahre Primarschule und 3 Jahre Oberstufe ist eine
historische Änderung. Die ganzen damit verbundenen Änderungen seien für alle
Beteiligten eine grosse Belastung gewesen, teilt der Regierungsrat am Montag
mit.
Die Regierung möchte in der
Schule deshalb nun eine Art Reformpause einlegen, damit sich die ganzen
Änderungen konsolidieren können. Die konkrete Folge davon: Der Aargau führt den
neuen Lehrplan 21 nicht, wie vorgesehen, auf das Schuljahr 2017/18 ein, sondern
erst auf 2020/21.
Auch die Einführung von
Frühfranzösisch werde diesem Zeitplan angepasst, sprich erst auf das Schuljahr
2020/21 eingeführt, teilte das kantonale Departement Bildung, Kultur und Sport
(BKS) am Montag zum Start des neuen Schuljahres mit.
Mit seinem Entscheid
reagierte der Regierungsrat auf die Debatte im Kantonsparlament zum
120-Millionen-Sparpaket. Die Volksschule müsse sich auch aus finanzpolitischen
Gründen konsolidieren und brauche Zeit, hält das Departement von
Bildungsdirektor Alex Hürzeler (SVP) fest.
Der Kanton verschiebt die
Einführung des Lehrplans auch aus inhaltlichen Gründen. Der Aargau hatte erhebliche
Anpassung gefordert. Es würden teilweise zu hohe Anforderungen an die Schüler
gestellt, wurde bemängelt. Praktische und handwerkliche Kompetenzen kämen zu
kurz.
Der Lehrplan 21 wird
derzeit grundsätzlich überarbeitet und um einen Fünftel gekürzt. Das beschloss
die Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz (D-EDK) im April nach
Auswertung der Rückmeldungen. Kritikpunkte waren Umfang, Detaillierungsgrad
sowie die teilweise zu hohen Anforderungen an die Schüler.
Die überarbeitete Version
soll gemäss D-EDK im Herbst vorliegen. Die meisten der 21 Kantone in der
deutschsprachigen Schweiz planen die Einführung des Lehrplans auf das Schuljahr
2017/18.
Dass die Einführung des
Lehrplan 21 verschoben wird, das können die Lehrerinnen und Lehrer verstehen.
Zwar sei bedauere man es schon etwas, heisst es beim Aargauischen Lehrerinnen-
und Lehrerverband alv. Aber die stellvertretende Geschäftsführerin des alv,
Kathrin Scholl, findet: «Eine Einführung des Lehrplan 21 macht nur Sinn, wenn
dafür genügend Finanzen zur Verfügung stehen.»
Auch die Schweizerische
Erziehungsdirektorenkonferenz EDK sieht kein Problem im Aargauer Entscheid.
Grundsätzlich sei die Einführung des neuen Lehrplans jedem Kanton selber
überlassen. Durch die Verschiebung im Aargau werde die weitere Einführung in
anderen Kantonen nicht behindert, heisst es bei der EDK auf Anfrage.
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