2. Juli 2014

Rückbesinnung auf die Heilpädagogik

Im letzten Jahrzehnt hat sich in den Schweizer Volksschulen die Zahl der Sonderschüler von 12 000 auf 24 000 verdoppelt.1 Das sind 3,2% aller Volksschüler. Gleichzeitig ist in diesem Zeitraum die Gesamtschülerzahl zurückgegangen. Viele dieser Kinder sind gar keine Sonderschüler, sondern Kinder mit einer Lernschwäche oder Verhaltensauffälligkeiten. Trotzdem wird ihnen eine «Behinderung» zugeschrieben. Ein Grund dafür ist, an mehr Ressourcen heranzukommen, weil Klassenlehrer mit integrierten Sonderschülern mehr Förder- und Stützmassnahmen in Anspruch nehmen können. Die Fehldiagnose «Sonderschüler» ist grobfahrlässig und für die Zukunft dieser Kinder schwerwiegend. Sonderschüler, die in einer Regelklasse integriert werden, sind meist lernzielbefreit mit entsprechend tiefgreifenden Folgen für ihr ganzes Leben. Sie verlieren den Anspruch, gemeinsam mit den Gleichaltrigen den normalen Schulstoff zu erarbeiten. Der Übertritt in eine höhere Schule oder in eine normale Berufslehre wird illusorisch. Damit verwehren wir diesen Kindern ihr Menschenrecht auf Bildung.
Als erfahrene Pädagoginnen im sonderpädagogischen Bereich kann uns das nicht gleichgültig sein. Wir haben uns deshalb mit dieser Problematik befasst, sie genauer ausgeleuchtet und Grundlagen dargelegt, wie solche Probleme angegangen und gelöst werden könnten.
Statt künstlich "Sonderschüler" zu produzieren - Rückbesinnung auf die Heilpädagogik, Zeit-Fragen, 19.11. 2013 von Eliane Gautschi und Henriette Hanke Güttinger

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