Die Qualität der Ausbildung an der PH Luzern ist gross, Bild: Emanuel Ammon
Wo Lehrer das Fürchten lernen, Zentralplus.ch, 4.7. von Claude Hagen
Ein Drittel aller Lehrpersonen an öffentlichen Schulen im Kanton
Luzern sind über 50 Jahre alt. Nur rund 17 Prozent aller Lehrer sind jünger als
30, wie eine Untersuchung von LUSTAT Statistik Luzern zeigt. Während bei den
Frauen knapp 19 Prozent unter 30-jährig sind, macht dieser Anteil bei den
Männern gerade mal zehn Prozent aus.
«Gesamtschweizerisches Phänomen»
Laut Hans-Rudolf
Schärer, Rektor der Pädagogischen Hochschule Luzern, hat das Ergebnis der
Statistik mit «demographischen Entwicklungen zu tun» und sei ein
«gesamtschweizerisches Phänomen». Er erklärt: «In den nächsten Jahren geht ein
überproportionaler Anteil an Lehrpersonen in Pension.» Dies bedeute, dass die
Pädagogischen Hochschulen besondere Anstrengungen unternehmen müssten, um
genügend Studierende zu rekrutieren.
Dies gelang bisher laut Schärer sehr gut: «Wir haben derzeit
doppelt so viele Studierende, wie noch vor wenigen Jahren prognostiziert.» Die
Zahlen sprechen dafür: Mit 1600 Studierenden und 500 Mitarbeitern ist die PH
Luzern heute die viertgrösste Pädagogische Hochschule der Schweiz.
Die Gründe für den Mangel an jungen Lehrpersonen sind jedoch vielfältiger. Realität ist, dass der Lehrerberuf in den letzten Jahren an Anerkennung verloren hat. «Der Lehrerberuf hat einen schlechten Ruf», erklärt der Verein StudOrg auf Anfrage und fügt an, dass man als Lehrperson keinen einfachen Stand in der Gesellschaft habe. «Wo Lehrer früher die höchsten Respektpersonen waren, müssen sie sich heutzutage rechtfertigen wie noch nie.» Doch nicht nur der Beruf, sondern auch die Ausbildung zur Lehrperson steht nicht selten in der Kritik. StudOrg sagt dazu: «Es gibt jährlich wiederkehrende Kritikpunkte am Studiengang an der PH Luzern. Beispielsweise der ständige Standortwechsel zwischen den Lektionen oder auch die 80-Prozent Anwesenheitspflicht kommen bei den Studierenden nicht gut an.»
Die Gründe für den Mangel an jungen Lehrpersonen sind jedoch vielfältiger. Realität ist, dass der Lehrerberuf in den letzten Jahren an Anerkennung verloren hat. «Der Lehrerberuf hat einen schlechten Ruf», erklärt der Verein StudOrg auf Anfrage und fügt an, dass man als Lehrperson keinen einfachen Stand in der Gesellschaft habe. «Wo Lehrer früher die höchsten Respektpersonen waren, müssen sie sich heutzutage rechtfertigen wie noch nie.» Doch nicht nur der Beruf, sondern auch die Ausbildung zur Lehrperson steht nicht selten in der Kritik. StudOrg sagt dazu: «Es gibt jährlich wiederkehrende Kritikpunkte am Studiengang an der PH Luzern. Beispielsweise der ständige Standortwechsel zwischen den Lektionen oder auch die 80-Prozent Anwesenheitspflicht kommen bei den Studierenden nicht gut an.»
Auch David Leclerc, der im Sommer 2013 den Bachelor erworben hat
und seither im Schulhaus Fluhmühle in Reussbühl unterrichtet, konnte sich nie
mit der hohen Anwesenheitspflicht anfreunden: «Etwas weniger Präsenzzeit wäre
schon angebracht gewesen.» Denn Arbeiten, für die man auch Zeit in der Freizeit
investieren muss, gäbe es zu Genüge. «Man absolviert Praktika, muss
Hausaufgaben machen, in der Schule präsent sein und Leistungsnachweise
schreiben. All das bedeutet einen enormen Zeitaufwand.»
Die viele Präsenzzeit
hat auch Flurin Gotsch – heute Lehrer einer 2. Primarklasse in Ebikon – während
des Studiums hier und da mal den Nerv geraubt. «Ich sass oftmals im Unterricht
und dachte, dass ich ja noch anderes zu erledigen hätte. Dabei einfach die Zeit
abzusitzen, war schon sehr mühsam.» Als Beispiel spricht der 24-Jährige das
Fach Kommunikationstraining an: «Dies ist eines der Fächer, in dem das
unterrichtet wird, was bereits 80 Prozent aller Studierenden beherrschen.» Der
Nutzen dieses Moduls sei somit lediglich für eine Minderheit vorhanden gewesen.
Die strenge Anwesenheitspflicht gepaart mit den teils
zeitaufwändigen Leistungsnachweisen hat Flurin Gotsch während seiner
Studiumszeit an die Grenze gebracht: «Ich hatte das Gefühl, dass sie recht
viele Leistungsnachweise aufdrücken, nur um den Bologna-Prozess (siehe Box)
aufrecht zu erhalten.» Es sei einfach schade, wenn es nur darum gehe, den
Leistungsnachweis zu erfüllen. Für ihn besonders prekär: Am Anfang des Studiums
sei die Leistung der Arbeiten nicht wirklich differenziert beurteilt worden:
«Es gab lediglich ein ‹erfüllt› oder ‹nicht erfüllt›. Ich hatte dadurch oft das
Gefühl, dass ich einige Seiten schreibe, lediglich damit da etwas steht.»
Schreiben, ohne zu überlegen
Dem schliesst sich
Liliane Kyburz, PH-Studentin im zweiten Jahr, an: «Wenn man eine Arbeit machen
muss, ist es meist so, dass man einfach schreiben muss, ohne sich wirklich
etwas zu überlegen.» Das Studium fordere im Allgemeinen nicht viel an
eigenständiger Denkarbeit, so Kyburz weiter.
Studenten der PH Luzern
sind dafür bekannt, ausgewiesene Experten in Sachen «Reflexion» zu sein. Diese
Lernform macht im Studium ein relativ grosses Stück vom Kuchen aus. «Ich finde,
dass es nicht so viel schriftliche Reflexion braucht, wie es im Studium der
Fall ist. Oftmals reichen gute Diskussionen – ob mit Mitstudenten oder der Praxislehrperson
– aus, um sich des eigenen Handelns bewusst zu werden», erklärt Flurin Gotsch.
Rektor Hans-Rudolf
Schärer legitimiert: «Tatsache ist, dass Reflexionsarbeit an unserer Hochschule
wichtig ist und systematisch geübt wird. Die Voraussetzung dafür, etwas zu
verstehen, ist die Reflexion.» Es sei nur auf diese Weise möglich, jene
zugleich wissenschaftsgestützte und praxisorientierte Ausbildung zu
realisieren, die angestrebt werde.
Dass das «Lehrer-Semi» praxisorientierter als die
Hochschulausbildung war, bezeichnet Hans-Rudolf Schärer als «Mythos». Er
erklärt: «Rund 20 bis 30 Prozent der Ausbildung sind in Form von Praktika vor
Ort gestaltet.» Das sei mehr als das Doppelte gegenüber dem Vorgänger der
Pädagogischen Hochschule. «Wir wollen nicht nur eine genügend intensive
Praxisausbildung realisieren, sondern setzen Praxissequenzen auch früh im
Studium an. Dies, um eine frühzeitige Eignungsabklärung zu ermöglichen.» So
hätten Studierende bereits ab der zweiten Ausbildungswoche des Grundjahres
erste Praxiseinsätze zu meistern.
Starker Fokus auf Berufspraxis
Dass sich der Studiengang
stark an der Praxis orientiert, weiss auch Flurin Gotsch zu schätzen: «Ich
finde es sehr gut, wie es momentan ist. Besonders im Vergleich zu anderen
Universitäten oder Hochschulen, wird hier stärker auf die Berufspraxis gesetzt.
Das hat mir für meine jetzige Arbeit geholfen.» StudOrg sagt zu den Praktika:
«Besonders jene Praktika, die bereits ab dem ersten Jahr starten, motivieren
die Studierenden sehr und werden geschätzt.»
Die Quote jener, die das
Studium abbrechen, liegt seit Jahren konstant bei zehn Prozent. David Leclerc
seinerseits war schon nahe dran, das Studium vorzeitig zu beenden. «Es hatte
mich einfach nur noch genervt. Vieles von dem, was wir gemacht haben, hat mir
einfach nichts gebracht.» Liliane Kyburz, die das Studium für ein Jahr auf Eis
gelegt hatte, erklärt: «Ich hatte einfach genug von allem und keine Lust mehr,
weiter zu studieren.» Nach Umwegen über die Polizeischule und die Hochschule
Luzern für Wirtschaft habe sie jedoch gemerkt, dass dies keine Berufe sind, in
denen sie künftig tätig sein wolle. «Deshalb bin ich wieder an die PH Luzern
zurückgekehrt.»
«Man muss es einfach locker nehmen»
Flurin Gotsch rät
momentanen und künftigen Studierenden an der PH Luzern: «Man muss es einfach
locker nehmen und soll sich nicht stressen lassen. Die Studenten sollten für
sich entscheiden, worin sie sich vertiefen wollen.» Denn es gäbe gewisse
Leistungsnachweise, die relativ einfach abzuhaken seien. «Das gibt die
Möglichkeit, mehr Zeit in die Leistungsnachweise, die die eigenen Interessen überschneiden,
zu investieren.» David Leclerc sieht das auch so und fügt an: «Dadurch, dass
man stets recht gestresst ist, hat man gar nicht die Möglichkeit, viel Zeit in
alle Leistungsnachweise zu investieren. Man kann nicht überall gut sein.»
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