27. Juli 2014

Falsche Signale gesetzt

Zurück auf Feld eins. Nicht ganz. Aber immerhin, in diese Richtung sollte sich die Volksschule bewegen. Es sind schon zu viele Experimente lanciert worden, die kaum einer kritischen Beurteilung standhalten. Eltern sind nicht mehr in der Lage, den Überblick zu behalten. Verunsicherung macht sich breit. Sie wehren sich bei Schulbehörden und werden kaltschnäuzig abgewiesen.
Zwei Fakten, von denen ich Kenntnis habe, machen mich nachdenklich und stehen stellvertretend für diese verfehlten Schulreformen: Wegen zu hohen Lärmpegels arbeiten die Schüler tatsächlich mit einem Gehörschutz. Grotesk! In einer Oberstufenschule mit alters- und niveaudurchmischtem Unterricht können Schüler eine Prüfung schreiben, wenn sie bereit sind. Also nicht der Lehrer bestimmt, wann die Prüfung zu schreiben ist, sondern der Schüler, pardon, einen Lehrer gibt es dort gar nicht, er nennt sich Coach.
Leserbrief, NZZ, 25.7. von Karl Bertschinger

Genau da wird den Oberstufenschülern ein falsches Signal für die spätere Lehre gesandt. ln einem Betrieb muss der Lehrling auf einen bestimmten Zeitpunkt fertig sein. Es kann doch nicht sein, dass der Lehrling diesen Zeitpunkt selber wählen kann. Es ist ja hinlänglich bekannt, dass Lehrlinge oft keinen Biss mehr haben. Lehrabbrüche nehmen trotz sorgfältiger Evaluation der Lehrbetriebe stetig zu. Hier trägt die strukturlose Volksschule sicher ihren Teil dazu bei. Die «coolen» Lehr- und Lernformen, die an den pädagogischen Hochschulen doziert werden, sind gar nicht im Sinne des Schülers. Die Schüler wollen sich messen, wollen geführt werden, wollen Erfolg haben. Im gleichmacherischen Mainstream zu schwimmen, macht sie lustlos, frustriert und wenig lernwillig. Hoffentlich formiert sich weiter Widerstand zum Wohle einer traditionellen und dennoch guten Volksschule.

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