13. Juli 2014

Eltern gegen altersdurchmischtes Lernen

An der Schule Zumikon im Kanton Zürich werden Unterschriften gesammelt gegen das altersdurchmischte Lernen.


Sollen Kinder verschiedenen Alters gemeinsam unterrichtet werden? Bild: Gaetan Bally

Wieder einmal dicke Luft an der Schule Zumikon, NZZ, 8.7. von Christa Neuhaus


Altersdurchmischtes Lernen ist in der Schweiz gerade en vogue. Hunderte von Schweizer Schulklassen stellen jedes Jahr vom Jahrgangsunterricht auf den gemischten Unterricht um. Im Gegensatz zum traditionellen Schulmodell, das Kinder nach Jahrgängen zusammenfasst, setzen sich altersdurchmischte Klassen aus drei, vier oder gar fünf Jahrgängen zusammen. In der Theorie profitieren alle Kinder voneinander. Dass ihnen das Modell schulisch tatsächlich entgegenkommt, konnten Untersuchungen bisher jedoch nicht erhärten. In funktionierenden Mischklassen profitieren die Kinder aber tendenziell von einem besseren Klassenzusammenhalt. Kritiker des Modells – und von denen gibt es zwischen Bern und der Ostschweiz einige – monieren dagegen, dass der hochkomplexe Systemwechsel von den Behörden oft unterschätzt wird und zu einer höheren Belastung der Lehrer und Schüler führt. Einer der Hauptkritikpunkte ist der höhere Lärmpegel an Schulen, wo altersdurchmischtes Lernen praktiziert wird. An der Schule Feusisberg (SZ), wo das Modell nach einer politischen Schlammschlacht doch noch eingeführt worden ist, stellten die Verantwortlichen den Kindern in der Folge Armee-Gehörschutzgeräte der Marke Pamir zur Verfügung.
Vehement gestritten wird derzeit auch in der Schulgemeinde Zumikon, wo 2008 auf den altersdurchmischten Unterricht umgestellt wurde. Dass das Modell schon seit einigen Jahren praktiziert wird, bedeutet allerdings nicht, dass es auch akzeptiert wäre.
Mitte Juni formierte sich ein Elternkomitee, das die Rückkehr zum Jahrgangsunterricht fordert und bereits mehrere hundert Unterschriften gesammelt hat. Moniert werden die grosse Unruhe in den Klassen, die hohe Belastung der Lehrerinnen und Lehrer sowie eine latente Unzufriedenheit der Eltern mit der Schule. Tatsächlich hatte die Schulgemeinde Zumikon in einer Evaluation der zuständigen kantonalen Fachstelle der Bildungsdirektion vor zwei Jahren mässig abgeschnitten: Die Zufriedenheit der Eltern lag in vielen Punkten unter dem kantonalen Mittel.
Während der Goodwill vieler Eltern aufgebraucht ist, will die Zumiker Schulpflege das Modell nicht ohne weiteres preisgeben. Das Gremium will sich Anfang September im Rahmen einer Strategieklausur mit den Kritikpunkten auseinandersetzen und danach «den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern» aufnehmen.

Dass die Wogen wegen der Schule hochgehen, ist in Zumikon kein Novum. Anfang 2007 hatten Schüler, Lehrer und Eltern vehement gegen die fristlose Entlassung einer Lehrperson protestiert und die gesamte Schulpflege zum Rücktritt aufgefordert. – Nach Umstrukturierungen und einer zeitweisen Beruhigung gärt es nun erneut.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen