17. Juni 2014

Voodoo-Bildungspolitik

Im Kanton Aargau wird (wie im Kanton Zürich) im Kindergarten wieder grundsätzlich Mundart gesprochen. Das Volk sagte kürzlich deutlich ja zu einer entsprechenden Initiative - gegen massiven Widerstand der grössten Parteien und der selbsternannten Bildungsexperten. Sie alle, Lehrerverein, Erziehungsdepartement und PH tanzten wie Voodoo-Tänzer um das von den Medien immer wieder neu entfachte magische Feuer der Sprachförderung. Dabei wiederholten sie die immer gleichen Beschwörungsformeln: „Hochdeutsch im Kindergarten schärft das Sprachbewusstsein!“ „Die Kinder können beide Sprachformen sauber trennen!“ „Hochdeutsch kommt den Kindern in der Schule und nachher im Beruf zugute!“ Doch all dies ist pure Spekulation. Es existieren keine empirischen Daten zu diesen gewagten Experimenten mit unseren Kindern. Nach heutigem Wissensstand ist die Wirkung von Hochdeutsch im Kindergarten nach zwei Jahren wieder verpufft. Hochdeutsch im Kindergarten ist bewusste Desintegration von Fremdsprachigen. Und weshalb sollen ausgerechnet Kindergärtler die PISA-Deutschschwächen von Schulabgängern kompensieren? Der ganze Hochdeutsch-Zauber im Kindergarten ist von der Bevölkerung als solcher identifiziert worden. Die Aargauer löschten diesen Hokuspokus mit kaltem Wasser. Der Spuk ist vorbei!





Voodoo-Pädagogik: Alles wird gut, man muss nur ganz fest daran glauben, Bild: Fellowship of the Minds


Blogbeitrag in der Südostschweiz, Urs Kalberer, 17.6.

Was hat dies alles mit Graubünden zu tun? Auch unsere Voodoo-Pädagogik wird von LEGR, Erziehungsdepartement und PHGR unter dem Deckmäntelchen von Fortschritt verkauft.
Bei uns haben sogar die Kindergärtnerinnen selbst (!) das Hochdeutsche gefordert. Es wird jetzt also mal vormittags, mal nachmittags Hochdeutsch gesprochen. Da gibt sich ein Berufsstand solche Mühe, endlich ernst genommen zu werden und eines Tages gleich viel wie Primarlehrer zu verdienen. Gleichzeitig demontiert man die eigene Aufgabe gleich selbst. Es ist nicht der Auftrag des Kindergartens, dass die Kinder möglichst viel Hochdeutsch hören. Das bekommen sie zuhause am Fernsehen in besserer Qualität geliefert. Wie wäre es, wenn die Kindergärtler so auf die Schule vorbereitet würden, dass sie in der Lage sind, sich zu konzentrieren und ohne ständige Ablenkungen den Schulalltag meistern könnten? Ich glaube, für einen guten Schulstart wäre damit mehr getan. 

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