19. Juni 2014

Jassen gegen Rechenschwäche

In der Diskussion des Bildungsberichtes brachte der Thurgauer Grosse Rat verschiedene Ideen ins Spiel. Unter anderem sollen schwache Schüler eine Lektion Jassen pro Woche erhalten. 

Jassen fördert nach SVP-Kantonsrat Walter Knöpfli Kopfrechnen, Kommunikation und Brauchtum, Bild: Reto Martin

 Kantonsrat fordert Jassen als Schulfach, Thurgauer Zeitung, 19.6. von Thomas Wunderlin





Um die rechenschwachen Schulabgänger kümmerte sich der Thurgauer Grosse Rat erst Ende Februar. Er beschloss, die Anlehre beizubehalten, obwohl sie der Bund durch die Grundbildung zum Berufsattest (EBA) ersetzt hat. Am Mittwoch machte der Kesswiler SVP-Kantonsrat Walter Knöpfli einen weiteren Vorschlag, um die Rechenschwäche der Schulabgänger zu beheben: Die Schüler sollen nach Freiburger Vorbild eine wöchentliche Lektion Jassen erhalten. Knöpfli will den jährlich 20 bis 40 Schulabgängern helfen, die dem EBA-Rechenunterricht nicht folgen können, deren IQ aber zu hoch ist, um als invalid zu gelten.

Seinen Vorschlag machte er in der Debatte über den Bildungsbericht, einer 76seitigen Broschüre, in der das Departement für Erziehung und Kultur (DEK) einen Überblick über die vielfältige Thurgauer Bildungslandschaft gibt. Im Gleichklang mit der Restschweiz geht das DEK nach der 7. Ausgabe vom Zwei- zum Vierjahresrhythmus über. Die Redner begrüssten den Wechsel mehrheitlich. Verschiedentlich wurde der Lehrplan 21 erwähnt. Die gemeinsamen Ziele der Kantone sollten schlank und übersichtlich sein, wünschte Helen Jordi (EDU, Bischofszell).

«Thurgauer Lied» bleibt
Auf eine Frage von Andrea Vonlanthen (SVP, Arbon) versicherte Regierungsrätin Monika Knill, dass die Nationalhymne und das «Thurgauer Lied» im Thurgauer Lehrplan bleiben werden. Kommissionspräsidentin Margrit Aerne (SVP, Lanterswil) bemängelte, dass im Bildungsbericht nichts dazu stehe, wann welche Sprachen unterrichtet werden sollen. Auch zur Einführung der Informatik sei nichts zu finden.

Laut Hans Feuz (CVP, Altnau) bringen grössere Schulgemeinden nicht unbedingt eine bessere Unterrichtsqualität. Er wünschte eine bessere Vernetzung von Sekundarschule und Berufsbildung. Viktor Gschwend (FDP, Neukirch) unterstützte die Bildung von Volksschulgemeinden. Die SP-Vertreterinnen Renate Bruggmann (Kradolf) und Christa Thorner (Frauenfeld) warnten angesichts der bevorstehenden Sparübung, der Bildung zu schaden. Gemäss Thorner hat der Thurgau eine der tiefsten Maturandenquoten, auch inklusive der Berufsmaturanden: «Ist es das, was wir wollen?» Roland A. Huber (BDP, Frauenfeld) und Josef Brägger (GP, Amriswil) kritisierten, dass der Regierungsrat das Projekt der Jahresarbeitszeit der Lehrerschaft gestoppt hat. Laut Brägger äusserte sich Bildung Thurgau nur wegen der fehlenden Ressourcen kritisch.

Broschüre zum 45-Jahr-Jubiläum
Huber kritisierte die Broschüre zum «epochalen 45-Jahr-Jubiläum» der Kantonsschule Romanshorn: «Wenn der Rektor die Selbstbeweihräucherung aus der eigenen Tasche bezahlt hat, will ich nicht darum herumnörgeln.»

Christa Kaufmann (CVP, Bichelsee) erwartet, dass im nächsten Bildungsbericht auch die Kantonsschule Wil erwähnt wird.

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