Schulpflege: Abschaffung nicht vom Tisch - Ammänner hoffen auf neuen Anlauf, Aargauer Zeitung, 28.5. von Hans Fahrländer
Die Regierung hat die Vorlage «Optimierte Führungsstrukturen der Aargauer Volksschule» sistiert (die az berichtete). Sie tat es im Zusammenhang mit dem Sparpaket: Sie beugte sich der Einsicht, dass man nicht Angebote für die Jugendlichen kürzen und gleichzeitig Mehrkosten generierende Reformen durchführen kann.
Hinter der «Optimierung» versteckte sich hauptsächlich
die Abschaffung der Schulpflegen auf Ende 2017. Die strategische Führung der
Schule wäre an den Gemeinderat übergegangen. Gleichzeitig hätten vielerorts die
Pensen für die operative Führung, die Schulleitungen, erhöht werden müssen
(daher die Mehrkosten). Ursprünglich war auch die Abschaffung der
Bezirksschulräte Teil der Vorlage. Diesen Teil hatte die Regierung aber bereits
aufgrund der Anhörungsergebnisse zurückgezogen: Sie bleiben definitiv bestehen.
System als Ganzes stärken
Der Vorstand der Vereinigung aargauischer
Schulpflegepräsidentinnen und -präsidenten (VASP) hat zur Frage «Wie weiter?»
ein erstes Mal getagt. VASP-Präsident Franco Corsiglia (Wohlen) sagt, die
unbedingte Erhaltung der Schulpflegen in ihrer heutigen Form stehe zwar nicht zuoberst
auf der Prioritätenliste.
Aber: «Es geht darum, das Schulführungs-System als
Ganzes zu stärken. Das haben wir schon vor der Sistierung stets betont. Mit der
blossen Herauslösung eines Elementes wird das System nicht gestärkt, sondern
geschwächt. Wir müssen uns fragen: Wie sieht die optimale Schulführung der
Zukunft aus? Im Zentrum sollen nicht Prestige oder Befindlichkeit einzelner
Gremien stehen, sondern das Wohl der Kinder und Jugendlichen.»
Dass das Führungsproblem mit Pensen-Aufstockungen
bei den Schulleitungen gelöst werden kann, glaubt Corsiglia nicht. «Die Debatte
wird im Moment vor allem finanzpolitisch geführt. Wir wollen sie auf die
sachpolitische Ebene zurückführen.»
Bessere Vorlage als Ziel
Wenn die «Optimierungs»-Vorlage nochmals kommt, soll
es nach dem Willen der VASP eine andere, eine klar bessere Vorlage sein. Man
werde, so Corsiglia, Kontakt mit allen involvierten Instanzen suchen, BKS,
Gemeinderäte, Schulleitungen, Lehrerverband. Vieles liege in der bisher
mangelhaften Kommunikation, im Nichtausnützen von Plattformen. «Es stimmt
nicht, wie Gemeinderäte immer behaupten, dass sich die Schulpflegen nicht um
die finanziellen Konsequenzen ihrer Entscheide kümmern wollen.
Man muss sie einfach besser in die politischen
Prozesse in der Gemeinde integrieren.» Corsiglia könnte sich zum Beispiel
vorstellen, dass die Ämter Schulvorstand im Gemeinderat und
Schulpflegepräsident in Personalunion geführt werden, wie es bereits vereinzelt
vorgekommen ist, zum Beispiel in Baden, in Geltwil oder in Rottenschwil.
Angesprochen auf Rekrutierungsprobleme bei den
Schulpflegen, sagt der Präsident. «Das ist nicht nur das Problem der
Schulpflegen, sondern zum Beispiel auch der Gemeinderäte. Es ist generell ein
Miliz-Problem.» Man prüfe deshalb auch Vorschläge, vermehrt regionale oder
Kreis-Schulpflegen zu bestellen.
Abschaffung auf Ende 2021?
Für Christian Aeberli, Chef der Abteilung
Volksschule im Bildungsdepartement, ist klar: «Die Regierung hat die Vorlage
sistiert, nicht beerdigt. Sie hat gesagt: Wenn sich die finanzielle Situation
entspannt hat, nehmen wir die Vorlage wieder auf. Sie rechnet damit, dass dies
im Jahr 2017 der Fall sein wird.»
Damit würde sich eine allfällige Abschaffung der
Schulpflegen gegenüber dem ursprünglichen Plan um eine Amtsperiode, auf Ende
2021, verschieben. Aeberli betont, dass die Vorlage in der Anhörung «im grossen
Ganzen» auf ein positives Echo gestossen sei – mit Ausnahme eben des Punktes
«Bezirksschulräte».
«Keine definitive Beerdigung» signalisiert namens
der Gemeindeammänner-Vereinigung auch Vorstandsmitglied Hans-Ruedi Hottiger,
Stadtammann von Zofingen. Gemeindeammänner und Gemeinderäte arbeiten schon
lange auf die Abschaffung der Schulpflegen hin. Sie sind ihnen als eine vom
Volk gewählte «Nebenregierung» ein Dorn im Auge.
In der Gemeindeammänner-Vereinigung sei man «etwas
frustriert» über die Sistierung, sagt Hottiger. Und zeigt sich überzeugt: «Die
Vorlage muss wieder kommen, sobald als möglich.» Natürlich gebe es Gemeinden,
wo die Zusammenarbeit zwischen den Führungsgremien «menschlich hervorragend»
klappe. Aber darum gehe es nicht: «Der Fehler liegt im System, in der
Struktur.»
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