Der Spruch «Die Schule wäre
so schön, wenn es die Schüler nicht gäbe» zirkuliert manchmal – ironisch
gedacht – unter Lehrkräften. Durchaus sarkastisch gemeint ist die
bildungsbürokratische Variante: «Bildungspolitik wäre so schön, wenn es die
Lehrer nicht gäbe.»
Der Lehrplan 21 ist ein Staatsstreich im Schulzimmer, Die Weltwoche 14/2014 von Alain Pichard
Zumindest hat dies ein
Schulleiter erfahren, dessen Verdienst es war, mit seinem Kollegium den
Lehrplan 21 zu durchforsten. Die nicht sehr schmeichelhafte Beurteilung der
Praktiker sandte der Vorsteher an die Vernehmlassungsstelle. Dazu brauchte es
einen Code. Ohne es zu wissen, verstiess der gute Mann gegen die Hierarchie und
wurde gemassregelt. Was ihm denn einfalle, die Antwort direkt an die
Lehrplan-Verantwortlichen zu schicken. Die richtige Adresse wäre der Kanton
gewesen, welcher alle Antworten sammeln und zusammengefasst an die
Lehrplan-Zentrale schicken würde. Immerhin konnte der Schulleiter darauf
verweisen, dass er ja den Zugangscode erhalten habe, was – so die Antwort von
oben – natürlich nie hätte passieren dürfen. Die Antwort war die Aktion «550
gegen 550». Sechzehn initiative Lehrkräfte aus verschiedenen Kantonen
formulierten ihre Kritik an dem monumentalen Regelwerk in einem Memorandum, mit
der Absicht – gemäss der Seitenzahl des Lehrplans – 550 Unterschriften zu
sammeln. Innert zweier Wochen waren diese von den Unterstützenden beisammen,
und bald einmal waren es über tausend Lehrkräfte, welche sich der Kritik angeschlossen
hatten. Nun traten die Vertreter dieser aufmüpfigen Praktiker an die
Öffentlichkeit, um mit Nachdruck noch einmal ihre Forderungen für die
Überarbeitungsphase zu formulieren:Sie verlangten einen sofortigen Stopp der
Geheimhaltung zugunsten eines offenen Dialogs, eine effizientere
Organisationsform, in welcher die Verantwortlichkeiten zugewiesen sind, den
Einbezug der Kritiker und eine breite Diskussion über den Paradigmenwechsel,
weg von den Inhalten in Richtung Kompetenzorientierung. Vor allem aber
verlangten sie eine Kostentransparenz. Die Verantwortlichen müssten klarmachen,
welche Neuerung wie viel kostet und woher das Geld kommen soll. Der
Gymnasiallehrer und ehemalige Grossratspräsident von Basel-Stadt, Daniel
Goepfert (SP), formulierte es so: «Das Vorgehen der Lehrplanverantwortlichen
ist geheimbündlerisch, autistisch und einer Demokratie unwürdig.» Dem ist
nichts beizufügen.
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