Kommentar von Mireille Guggenbühler: Mehr Transparenz vermindert Unruhe, Der Bund, 12.3.
Die sieben Schulen in Eggiwil werden ziemlich sicher offen
bleiben. Und viele andere kleine Schulen im Emmental, Oberland oder dem Berner
Jura auch. Zwar hat das Parlament aus Spargründen beschlossen, die
Schülerzahlen pro Klasse zu erhöhen. Erziehungsdirektor Bernhard Pulver will
die Schullandschaft deswegen aber nicht umpflügen. Er hat den Schulinspektoren
den Auftrag erteilt, die vom Parlament beschlossenen Sparmassnahmen mit
Augenmass umzusetzen.
Bürgerliche Grossräte indes forderten im November mit ihrem Ja
zur Erhöhung der Schülerzahl im Prinzip genau das Gegenteil: das Auffahren mit
dem Pflug. Sie bekamen Angst vor ihrem eigenen Mut, als ihnen bewusst wurde,
dass sie damit die Existenz vieler dezentral gelegener, kleiner Schulen
gefährden würden. Deshalb verabschiedeten sie in aller Eile noch eine
Planungserklärung, in der festgehalten ist, wann die Schülerzahlen nicht erhöht
werden dürfen: zum Beispiel eben dann, wenn damit einzelne Schulstandorte
gefährdet würden.
Man kann sich leicht vorstellen, was passiert wäre, hätte Pulver
den Pflug als Arbeitsinstrument gewählt: Jene Politiker, die der Erhöhung der
Schülerzahl pro Klasse zugestimmt haben, wären die Ersten gewesen, die sich
gegen die Schliessung der Schule in ihrer Gemeinde gewehrt hätten. Mit seinem
Entscheid beweist Pulver Umsichtigkeit.
Wenn aber wegen unterschiedlicher Schulstrukturen verschiedene
Ziele für die einzelnen Gemeinden als Sparbeiträge definiert werden, dann muss
dies offengelegt und transparent kommuniziert werden.
Doch genau das macht die Erziehungsdirektion nicht. Die Liste
dieser Zielvorgaben für die einzelnen Gemeinden wird unter Verschluss gehalten
aus Angst, Unruhe zu stiften. Unruhig wird es allerdings nur dann, wenn nicht
klar ist, weshalb ein Kind künftig in einer sehr grossen Klasse sitzt und eines
weiterhin in einer kleinen Klasse unterrichtet wird.
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