Die Geschäftsführerin der "Starken Schule Baselland" präsentiert die 63 Namen des Initiativkomitees, Bild: Michael Nittnaus
Das Komitee "Starke Schule" stösst die Grünen vor Kopf, Basellandschaftliche Zeitung, 27.2. von Michael Nittnaus
63 Namen stehen auf der Liste
des Initiativkomitees. 63 Namen fordern, dass der Kanton Baselland wieder aus
dem Harmos-Konkordat austritt, zu dessen Beitritt das Stimmvolk erst 2010 Ja
gesagt hatte. Die Liste präsentierte das Komitee «Starke Schule Baselland» am
Donnerstag und lancierte gleichzeitig die Unterschriftensammlung für die
entsprechende Volksinitiative.
«Die Initiative ist politisch
breit abgestützt», sagte Starke-Schule-Geschäftsführerin Saskia Olsson nicht
ohne Stolz. Zudem seien zahlreiche Lehrpersonen und mit Michael Weiss auch der
Präsident ad interim des Lehrervereins mit an Bord. «Mit 13 Mitgliedern sind
die Grünen sehr dominant vertreten», betonte Olsson im Liestaler
Regierungsgebäude ausserdem.
Harmos-Schwächen heute
bekannt
Doch kaum war die
Pressekonferenz beendet, flatterte ein Communiqué der Grünen Baselland ins
Haus: «Eine Radikallösung gefährdet die angestrebte Harmonisierung», so der
Titel. Und weiter: «Die Initiative führt zu noch mehr Unsicherheit in der
Bevölkerung. Sie fördert die Bürokratie und gefährdet die Vorarbeiten der
Gemeinden und Behörden zur Einführung von Harmos auf das Schuljahr 2015/16.»
Gegenüber der bz erklärt
Parteipräsidentin Florence Brenzikofer das Vorgehen: «Wir mussten einen Konter
setzen. Sonst könnte man meinen, dass wir alle für den Harmos-Austritt sind. In
Tat und Wahrheit sind von den 13 Mitgliedern auf der Liste aber nur deren zwei
auch kantonale Mandatsträger.» Damit meint sie die beiden Landräte Regina
Werthmüller und Jürg Wiedemann. Bei Letzterem überrascht dies freilich nicht,
war Wiedemann doch lange der Kopf der «Starken Schule».
Für Brenzikofer steht fest:
«Das Baselbieter Stimmvolk hat 2010 Ja gesagt zum Konkordat. Das war ein
demokratischer Entscheid, den es zu respektieren gilt.» Dass die Zustimmung
damals nur 56 Prozent betrug und nicht - wie fälschlicherweise in der
Grünen-Mitteilung stand - 70 Prozent, spiele dabei keine Rolle.
Das sieht Olsson anders.
«Heute weiss man viel mehr über die Auswirkungen von Harmos und den Lehrplan 21
als früher.» So hätten mehrere Initiativkomitee-Mitglieder vor vier Jahren noch
Ja gestimmt. Heute spricht die 21-jährige Olsson, die 2010 selbst noch nicht
abstimmen konnte, von einer «vorgegaukelten Harmonisierung, die gescheitert
ist».
Schliesslich sei die Mehrheit
der Deutschschweizer Kantone dem Konkordat gar nicht beigetreten, nämlich deren
Elf. Zudem seien in gewissen Bereichen die Unterschiede zwischen den Kantonen
durch Harmos sogar gewachsen. Hier nennt Olsson die Wahl der ersten und zweiten
Fremdsprache oder die Einführung der «Sammelfächer», die mehrere klassische
Fächer zusammenfassen, wodurch sie an Gewicht verlören. Nicht einmal zwischen
den beiden Basel stimme zudem die Stundendotation in Mathematik überein.
Konsequenzen von Austritt
unklar
Der gewichtigste Grund für
die Initiative, das wurde am Donnerstag klar, ist allerdings die Kritik am
Lehrplan 21. «Schon die grundlegende Philosophie des Lehrplans ist falsch»,
moniert Olsson. Nämlich, dass nicht mehr Wissen selbst vermittelt werde, sondern
nur, wie man es erlangen könne. Dies könne nicht mit einer simplen
Überarbeitung korrigiert werden. Die Krux: Wer im Konkordat ist, muss den
gemeinsamen Lehrplan in den Grundzügen übernehmen. «Steigen wir aus, sind wir
hingegen frei», sagt Olsson.
Bereits Ende Januar warnte
SP-Landrat Christoph Hänggi in seinem Blog vor den Konsequenzen eines
Austritts: In der Verfassung stehe nämlich, dass der Bund die «notwendigen
Vorschriften» erlässt, wenn die Harmonisierung des Schulwesens unter den
Kantonen misslingt. «Ich hoffe, den Initianten ist klar, auf welch langen und
unsicheren Weg sie unsere Schulen schicken, wenn ihre populistische Initiative
angenommen würde», schreibt Hänggi.
Olsson ist sich derweil
sicher, dass bereits Beschlossenes wie die Aufteilung in 6 Primar- und 3
Sekundarjahre von einem Ausstieg nicht tangiert würde. «Wir wollen korrigierend
eingreifen, stellen aber nicht die ganze Harmonisierung infrage.»
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