2. Januar 2014

Unbequeme Fragen

Die Frist der Konsultation zum Lehrplan 21 ist abgelaufen und die eingegangenen Rückmeldungen werden gebüschelt. Die Projektleitung ist überrascht von der massiven Kritik: "Schliesslich waren der Schweizerische Lehrerverband und die Lehrer schon früh eingebunden". Alain Pichard hat genauer hingesehen und fragt sich, wer für dieses Debakel verantwortlich ist und lenkt dabei die Aufmerksamkeit auf die aufgeblähte Projektorganisation. Er stellt diejenigen Fragen, welchen die Medien bisher ausgewichen sind. Fazit: Neue Leute ans Ruder lassen!











Projekt LP21: aufgeblähte Organisation, Bild: www.lehrplan.ch





Noch im Juni 2013 bezeichnete der LCH den Lehrplan als "gelungenen Wurf", als "Meilenstein" und die Kompetenzorientierung als "richtig". Erst als die negativen Rückmeldungen hereinprasselten, besann man sich sowohl auf Seiten der Auftraggeber wie auf Seiten des LCH auf das Relativieren. Der LCH sah sich sogar veranlasst, eine vollständige Überarbeitung zu verlangen. Ein weiterer Punkt ist die Frage nach der Verantwortung. 
Eine Übersicht über die Projektorganisation zeigt die übliche Aufblähung des Projektmanagements:

Die Steuergruppe ist für die Strategie und die Steuerung des Projekts zuständig und bereitet Entscheidungen und Empfehlungen zuhanden der Konferenz der Projektkantone vor. Die Präsidentin oder der Präsident leitet die Steuergruppe und vertritt das Projekt nach aussen. Die Steuergruppe besteht aus sechs Regierungsräten (darunter auch Aeppli und Pulver). Wie kann es sein, dass Herr Pulver jetzt sagt, der LP21 sei zu engmaschig, zu schwer verständlich, die Kompetenzziele seien zu hoch angesetzt usw.?  Er, der ja in der Steuergruppe sass und über alle Zwischenschritte informiert sein müsste?

Der Fachbeirat berät und unterstützt die Steuergruppe fachlich. Die sechs Personen werden von einem Professor der Universität Zürich präsidiert. 
Hat der Fachbeirat die Steuergruppe falsch beraten? Hat man der Steuergruppe zu viel Vertrauen geschenkt?

Die Begleitgruppe unterstützt die Projektleitung in der Kommunikation in den Kantonen und gibt Stellungnahmen zu Planungsunterlagen und Zwischenresultaten ab. Weiter stützt sie das Projekt in den Kantonen und bei der Lehrerschaft ab. Die Begleitgruppe setzt sich zusammen aus Leiterinnen und Leitern der Volksschulämter oder einer entsprechenden, von den Kantonen benannten Vertretung sowie drei Mitgliedern des Dachverbands Schweizer Lehrerinnen und Lehrer (LCH) und einem Mitglied des Berufsverbands Schulleiterinnen und Schulleiter der deutschsprachigen Schweiz (VSLCH). Von 24 Personen sind also drei Mitglieder des LCH dabei. Welches war denn ihre Rolle? Haben sie die vom LCH genannten Bedenken nicht angebracht? Wurden sie permanent überstimmt? Wie kommt es, dass der LCH in seiner Vernehmlassung eine so kritische Stellungnahme schreibt? 

Das Expertenteam Nahtstelle Sekundarstufe II begleitet die Projektarbeit aus der Perspektive der Sekundarstufe II. Einbezogen werden dabei die Berufsbildung sowie allgemeinbildende Schulen, der Berufs- und Gewerbeverbände.

Die Projektleitung ist für die operative Planung und Abwicklung zuständig. Sie wird dabei vom Projektteam unterstützt. War die Projektleitung ihrer Aufgabe gewachsen? Kann und will sie ihre eigene Arbeit überarbeiten? Im Projekt-team finden sich weitere fünf Personen. Weshalb braucht es neben der Projektleitung noch ein fünfköpfiges Projektteam und ein angeschlossenes Sekretariat? Wie funktionierte das Projektmanagement? Wer trägt die Verantwortung für die LP21-Ausgabe mit seinen 557 Seiten?

In den Fachbereichteams werden die Fachbereichslehrpläne entwickelt. In jedem Fachbereichteam arbeiten Lehrpersonen aus der Praxis und Fachdidaktikerinnen und Fachdidaktiker des entsprechenden Fachbereichs mit.
Wie wurden sie ausgewählt? Stimmt die Zahl von 90 Personen?

Es ist angezeigt, auf politischem Weg Fragen nach der Zweckmässigkeit der Projektorganisation zu stellen. Ausserdem muss die Frage der Verantwortlichkeit geklärt werden. Auch der LCH muss seiner Basis Rechenschaft abgeben über die Rolle, welche ihre Vertreter in der Begleitgruppe spielten. Für mich steht daher ausser Frage, dass eine Überarbeitung nicht in diesen Strukturen und auch nicht mit diesem Personal durchgeführt werden kann.



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