16. Januar 2014

Problem Elterntaxi

Wenn Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule fahren und wieder abholen, ist das gut gemeint, doch es bringt auch Probleme mit sich. Die Autos schränken die Übersicht auf dem Schulhof ein und gefährden dadurch Kinder. Schulen im Thurgau versuchen nun Herr der Lage zu werden.




Elterntaxis gefährden Kinder, Bild: Kapo Solothurn

Schulen kämpfen gegen Elterntaxis, St. Galler Tagblatt, 16.1. von Rahel Haag



Die Autos stehen kreuz und quer in der Landschaft – oder besser gesagt vor der Schule. Hinterm Steuer sitzen Eltern, die ihre Kinder abliefern oder wieder abholen wollen. Vielen Schulen im Thurgau ist das ein Dorn im Auge. «Wir weisen Eltern mittels Flyer darauf hin, dass sie ihre Kinder nach Möglichkeit nicht mit dem Auto zur Schule bringen oder sie von dort abholen sollen», sagt Michel Hartmann, Schulleiter im Schulhaus Huben in Frauenfeld.

Gefährliche Wendemanöver

Denn was von den Eltern gut gemeint ist, birgt Gefahren für die Kinder. Die Schulhäuser der Schulanlage Huben liegen beispielsweise in einer Kurve der Thundorferstrasse. «Sowohl Parkieren als auch Wendemanöver sind hier gefährlich», sagt Hartmann. In einer solchen Situation werde schnell einmal ein Kind übersehen oder gezwungen, auf die Strasse auszuweichen. Deshalb würden sie die Eltern auch darum bitten, nicht vor der Zufahrt zur Schule zu halten. «Glücklicherweise wurde noch nie ein Kind verletzt.»
Eine Analyse im Auftrag des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs (ADAC) zeigt, dass die Eltern durch regelwidriges Anhalten oder riskante Wendemanöver oftmals andere Kinder gefährden. Für die Studie wurden Schüler, Lehrer und Eltern an etwa 750 Grundschulen im Bundesland Nordrhein-Westfalen befragt. Laut dem deutschen Bundesamt für Statistik sind zudem im Jahr 2012 gut 10 000 Kinder unter 15 Jahren im Auto ihrer Eltern zu Schaden gekommen. Das Fazit der Studie: je weniger Elterntaxis, desto sicherer. Eine Lösung sei die Einrichtung von Eltern-Haltestellen, diese Zonen sollten etwa 250 Meter von der Schule entfernt liegen und so dem Verkehrschaos am Schuleingang entgegenwirken.
«Wir sprechen Eltern regelmässig auf dieses Problem an», sagt Michel Hartmann. Oftmals seien die sogar gleicher Meinung. Doch die Notwendigkeit, ob ein Kind mit dem Auto zur Schule gebracht beziehungsweise von dort abgeholt werden muss oder nicht, ist eben subjektiv. Die Gründe sind vielfältig, weiss Hartmann: «Wenn beispielsweise ein Kind im Anschluss an die Schule zu einer Sport- oder Musikstunde in die Stadt muss oder wenn es regnet oder kalt ist.»
Es komme auch immer wieder vor, dass Kinder untereinander Probleme hätten und die Eltern die Konfrontation scheuen. «Hierbei handelt es sich wohl um einen Schutzmechanismus», sagt Hartmann. Doch die Schulleitung sei darauf bedacht, vor den Problemen nicht davonzulaufen, sondern diese zu lösen. «In so einem Fall versuchen wir, das Problem mit allen Beteiligten zu besprechen.»

Verantwortung übernehmen

Zudem hebt Michel Hartmann die Vorteile hervor, die der Schulweg für Kinder bereithält: «Die Kinder lernen Verantwortung für sich zu übernehmen und werden selbständiger.»
Auch in Eschlikon sind Elterntaxis ein Problem. An der Blumenaustrasse wurden vor gut vier Jahren im Bereich des Primarschulhauses bauliche Massnahmen ergriffen, um den Verkehr zu beruhigen, und gleichzeitig wurde ein generelles Parkverbot erlassen. «Das Problem mit den Elterntaxis hat sich dadurch leider nicht gebessert», sagt Schulpräsidentin Susanna Koller Brunner. Vielmehr habe es sich verlagert: «Jetzt stehen die Autos auf dem Schulhausparkplatz.» Immerhin laufe das Ganze jetzt koordinierter ab.
Susanna Koller Brunner ist der Meinung, dass der Schulweg elementar für die Entwicklung eines Kindes ist. Am Anfang seien Eltern oft unsicher. «Doch die Kinder sind schnell fähig, den Schulweg allein zurückzulegen», ist sie überzeugt.

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