Die Krise der Mittelschulen, Blogbeitrag für die Südostschweiz, 28.1. von Urs Kalberer
In diesem Beitrag
erfahren Sie, was die Förderung der Mittelschulen mit den Realschulen zu tun
hat und dass sich die Bünder Schulpolitik bewegt – langsam, aber immerhin.
Ueli Handschin gebührt
Dank! Am 24. Januar stellt er in der Südostschweiz die brisante Frage, ob
weniger private Mittelschulen nicht bessere Schulen wären. Damit rüttelt
Handschin an einem Tabu. Der Begriff „private Mittelschulen“ ist eigentlich ein
Etikettenschwindel – 90 Prozent der Kosten trägt der Kanton. Doch durch die
geburtenschwachen Jahrgänge sehen sich die Schulen in ihrer Existenz bedroht.
Wie immer in schwierigen Situationen – ich erinnere an die Debatte über die
Abschaffung des Untergymnasiums – setzt man lieber auf Geld statt auf Qualität.
Die Aufblähung der Untergymnasien wurde wirkungsvoll unterstützt durch das Amt
für Höhere Bildung und dessen Aufnahmeprüfung. Diese sorgte dafür, dass die
Stühle immer gut besetzt blieben. Andererseits schaute man bei gefährdeten
Promotionen auch auf den Geldsäckel der Eltern – der Kunde soll ja König sein! Für
Schulen, die sich für ihre Bildungsideale loben, eine strategische Todsünde,
welche sich herumspricht. Einige dieser
Schulen stehen nun – nicht unverschuldet – mit dem Rücken zur Wand und machen
die hohle Hand beim Kanton. Dieser ist bereit, den Pauschalbetrag auf 24‘000
Franken pro Schüler und Jahr zu erhöhen. Das ist viel Geld. Viel, viel mehr als
beispielsweise dem Kanton und den Gemeinden ein Oberstufenschüler wert ist. Und
dies alles, ohne ein erkennbares Konzept für die Zukunft.
Diese Entwicklung
setzt natürlich die Sekundarschulen unter Druck – wer kann, geht ans
Untergymnasium, unabhängig davon, ob er wirklich auch dorthin gehört. Doch
anders als bei den privilegierten Mittelschulen zeigt man bei der Volksschule
weniger Skrupel. Da wird seit Jahren gnadenlos geschlossen, zusammengelegt und
auch entlassen. Die gelichteten Reihen in der Sekundarschule werden auch mit
guten Realschülern ergänzt. Was zurückbleibt ist dann noch eine durch
Förderlehrkräfte gestützte Rest-Realschule. Wir sehen hier exemplarisch, wie
fehlende Planung auf Mittelschulstufe auf die Volksschule durchschlägt. In
meinem letzten Blogbeitrag forderte ich die Abschaffung oder generelle Überarbeitung
des Modells C. Zwei Wochen später macht man in Davos Nägel mit Köpfen und
schafft das Modell C ab. Auch dies eine Folge des verheerenden und sinnlosen
Konkurrenzkampfes auf der Sekundarstufe I.
Ich gehe davon aus,
dass den Verantwortlichen diese Zusammenhänge bekannt sind. Im Oktober kommt
das revidierte Mittelschulgesetz vor den Grossen Rat. Es bleibt also noch etwas
Zeit, sich zu bewegen und eine vernünftige Standortpolitik mit Zusammenarbeit und
Allianzen vorzubereiten. Doch ohne Kratzer kommen unsere „Privaten“ diesmal
kaum über die Runden.
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