28. Januar 2014

Krise bei den Bündner Mittelschulen

Der Geburtenrückgang hat Auswirkungen auf die Bündner Volks- und Mittelschulen. Obwohl die Gymnasien mit ihren Untergymnasien seit Jahren auf dem Terrain der Sekundarschulen grasen, fehlen auch ihnen Schüler und damit die Subventionen für den Betrieb. Doch nun soll der Kanton noch tiefer in die Taschen greifen und alle privaten Gymnasien über Wasser halten.
Die Krise der Mittelschulen, Blogbeitrag für die Südostschweiz, 28.1. von Urs Kalberer


In diesem Beitrag erfahren Sie, was die Förderung der Mittelschulen mit den Realschulen zu tun hat und dass sich die Bünder Schulpolitik bewegt – langsam, aber immerhin.

Ueli Handschin gebührt Dank! Am 24. Januar stellt er in der Südostschweiz die brisante Frage, ob weniger private Mittelschulen nicht bessere Schulen wären. Damit rüttelt Handschin an einem Tabu. Der Begriff „private Mittelschulen“ ist eigentlich ein Etikettenschwindel – 90 Prozent der Kosten trägt der Kanton. Doch durch die geburtenschwachen Jahrgänge sehen sich die Schulen in ihrer Existenz bedroht. Wie immer in schwierigen Situationen – ich erinnere an die Debatte über die Abschaffung des Untergymnasiums – setzt man lieber auf Geld statt auf Qualität. Die Aufblähung der Untergymnasien wurde wirkungsvoll unterstützt durch das Amt für Höhere Bildung und dessen Aufnahmeprüfung. Diese sorgte dafür, dass die Stühle immer gut besetzt blieben. Andererseits schaute man bei gefährdeten Promotionen auch auf den Geldsäckel der Eltern – der Kunde soll ja König sein! Für Schulen, die sich für ihre Bildungsideale loben, eine strategische Todsünde, welche sich herumspricht.  Einige dieser Schulen stehen nun – nicht unverschuldet – mit dem Rücken zur Wand und machen die hohle Hand beim Kanton. Dieser ist bereit, den Pauschalbetrag auf 24‘000 Franken pro Schüler und Jahr zu erhöhen. Das ist viel Geld. Viel, viel mehr als beispielsweise dem Kanton und den Gemeinden ein Oberstufenschüler wert ist. Und dies alles, ohne ein erkennbares Konzept für die Zukunft.

Diese Entwicklung setzt natürlich die Sekundarschulen unter Druck – wer kann, geht ans Untergymnasium, unabhängig davon, ob er wirklich auch dorthin gehört. Doch anders als bei den privilegierten Mittelschulen zeigt man bei der Volksschule weniger Skrupel. Da wird seit Jahren gnadenlos geschlossen, zusammengelegt und auch entlassen. Die gelichteten Reihen in der Sekundarschule werden auch mit guten Realschülern ergänzt. Was zurückbleibt ist dann noch eine durch Förderlehrkräfte gestützte Rest-Realschule. Wir sehen hier exemplarisch, wie fehlende Planung auf Mittelschulstufe auf die Volksschule durchschlägt. In meinem letzten Blogbeitrag forderte ich die Abschaffung oder generelle Überarbeitung des Modells C. Zwei Wochen später macht man in Davos Nägel mit Köpfen und schafft das Modell C ab. Auch dies eine Folge des verheerenden und sinnlosen Konkurrenzkampfes auf der Sekundarstufe I.


Ich gehe davon aus, dass den Verantwortlichen diese Zusammenhänge bekannt sind. Im Oktober kommt das revidierte Mittelschulgesetz vor den Grossen Rat. Es bleibt also noch etwas Zeit, sich zu bewegen und eine vernünftige Standortpolitik mit Zusammenarbeit und Allianzen vorzubereiten. Doch ohne Kratzer kommen unsere „Privaten“ diesmal kaum über die Runden. 

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