7. September 2013

Sponsoring umstritten

Unter dem Motto «Bildung und Wirtschaft im Dialog» haben die Dachverbände der Schweizer Lehrerschaft, LCH und SER, am Freitag zum Zweiten Bildungstag nach Bern geladen. Zur Anregung der Diskussion war von den Lehrerverbänden ein Papier verfasst worden, dessen vor allem zur Berufsbildungspolitik verfasste Thesen Zündstoff bergen (NZZ 6. 9. 13). Deren Inhalt ist noch nicht offizielle Verbandspolitik, deshalb kam die Aufregung im Vorfeld - wie sie da und dort zu beobachten war - verfrüht. Man wird sehen, was dann im angekündigten Positionspapier konkret stehen wird. Jedenfalls zeigte sich am Bildungstag, dass es um die Harmonie zwischen «der Schule» und «der Wirtschaft» nicht so schlecht bestellt ist und dass die Vorstellungen der Spitzenvertreter nicht meilenweit auseinanderliegen.
Mehr Verständnis für ihren Beruf und eine stärkere Honorierung, nicht nur pekuniär, erwarten die Lehrer allerdings schon. An die Adresse der Arbeitgeber sagte LCH-Zentralpräsident Beat W. Zemp: «Es würde uns guttun, wenn Sie uns nicht nur kritisieren, sondern auch mal sagen, was die Schule alles leistet.» Und das ist in heutigen Tagen sicherlich eine ganze Menge. Im Zentrum vieler Diskussionen stand aber die Berufsbildung, und es herrschte weitherum fast zu grosse Einigkeit, dass es nichts Besseres als das duale System gibt. Der Arbeitgeberpräsident Valentin Vogt stellte in Abrede, dass das Interesse der Unternehmungen an der Lehrlingsausbildung abnimmt. «Das System lebt, und wir pflegen das System», gab er zu Protokoll.
Einer stärkeren Regulierung etwa in Form einer Abgabe, die jene Firmen zu leisten hätten, die keine Lehrlinge ausbilden, erteilten die Wirtschaftsvertreter erwartungsgemäss eine Absage. Sei die Lehrlingsausbildung nicht mehr freiwillig, steige die Gefahr, dass der Konsens über die duale Berufsbildung verloren gehe, sagte Rudolf Minsch, der Chef ad interim von Economiesuisse. Auch widersprach er der von der Lehrerschaft vorgebrachten Kritik, dass Steueroptimierungen der Unternehmen schädlich seien für die Schule, weil der Staat immer weniger Geld für Bildung ausgeben könne. «In der Summe wächst der Kuchen, den man verteilen kann», meinte Minsch dazu.

Auch im Kontext der Auseinandersetzungen um IT-Produkte an Schulen war das Motto des Bildungstags aktuell. Zweifellos gehören junge Menschen zu den attraktivsten Zielgruppen kommerzieller Anliegen. Schulen können ein günstiges Einfallstor sein. Wo sind aber nun die Grenzen von Werbung und Marketing im Klassenzimmer? Hierüber scheinen sich die Geister zu scheiden. So wurde etwa in einer Gruppendiskussion von Praktikern dezidiert gesagt, viele Lehrer und Schulen seien - auch aus Budgetgründen - froh um Angebote aus der Wirtschaft. Genannt wurde das Engagement des TCS in der Unfallprävention. Ein Versicherungsvertreter sagte, es gebe zuhauf Anfragen von Schulen, zum Beispiel wegen Materialien. Gleichzeitig jedoch gehen Bemühungen dahin, Schulen genau davor zu schützen. Hierzu müssten innerhalb der Lehrerschaft die Standpunkte wohl noch genau geklärt werden.
Quelle: Näher, als man denkt, NZZ, 7.9. von Michael Schoenenberger

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