19. August 2013

Ehrgeiz zur Kontrolle

Michael Schoenenberger kritisiert die Ideologie im Lehrplan 21. In seinem Leserbrief stellt Jürg Keller die Entstehung des Lehrplanentwurfs vor und vergleicht ihn mit früheren Lehrplänen.
Alle Lehrpläne sind «historisch», weil sie den Zeitgeist sehr genau spiegeln. Mehr ist meistens nicht drin, musste es aber auch nicht, weil sie meistens hinter einem «heimlichen» Lehrplan verschwanden. Lehrer wussten meist selber, was nötig und bedeutsam war. Das war dann der massgebende Lehrplan, und dieser funktionierte ganz gut. Die teilweise inkompatiblen kantonalen Schulsysteme kollidieren mit der verlangten Mobilität der Arbeitnehmer. Das ist die Quelle der «Harmonisierung», und diese ist Mutter des «Lehrplans 21».
An und für sich entspricht dieser dem Muster seiner Vorgänger: Er ist langfädig, in ungenauem Deutsch geschrieben, hat hehre Vorsätze, die im Detail oft desavouiert werden, und wäre also geeignet, ebenfalls in der Schublade zu landen. Aber die Situation ist anders geworden: Der Erziehungsapparat hat nun die Mittel und den Ehrgeiz, eine wirksame Kontrolle einzurichten. Und deshalb muss man das Papier ganz genau unter die Lupe nehmen und jenes zurückweisen, was zwar in den Köpfen der Bildungswissenschafter steckt, aber am besten auch dort bleiben würde. Michael Schoenenberger hat sich dazu geäussert. Das ist nötig, weil sich die Politiker erstaunlich wenig um eine Stellungnahme bemühen. Vor allem bei den «Bürgerlichen» hat dies Tradition. Man denkt dort eher an die Wirtschaft und glaubt nicht an die Relevanz von Erziehungspapieren. Das war einmal, aber das ist nicht mehr so.
Quelle: NZZ, 19.8. von Jürg Keller

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