Die
Harmonisierung der Schule, besonders auch der Ziele der Bildungsstufen, ist als
Auftrag an die Kantone in der Bundesverfassung verankert. Selbst hartgesottene
Föderalisten haben sich diesem Willen unterzuordnen. Dem Lehrplan 21 kommt bei
der Erfüllung des Verfassungsauftrags zentrale Bedeutung zu – und es ist in
diesem Sinne zu hoffen, dass die Implementierung in den Kantonen und Schulen
gelingt.
Die
Lehrplan-Entwickler legen ein sehr umfassendes und modern konzipiertes Dokument
vor. Die Ziele der Volksschule werden benannt. Bisher war ein Lehrplan nicht
das erste Arbeitsinstrument von Lehrpersonen. Das könnte sich ändern. Der
Lehrplan 21 wird die Mobilität von Familien wie Lehrpersonen erleichtern. Das
ist ein weiteres Plus. Ob er die Volksschule an sich besser macht, wird sich
weisen müssen. Immerhin wird die Latte hoch angesetzt. Einige Schülerinnen und
Schüler werden jedoch Mühe haben, die Mindestansprüche zu erfüllen. Offen ist,
was mit ihnen geschehen soll.
Etwas
verfrüht kommen die Lobhudeleien auf die Kompetenzorientierung. Das Wissen an
sich bleibt zwar wichtig, noch wichtiger wird aber dessen Anwendung. Es besteht
die Gefahr, dass das Faktenwissen in den Hintergrund rückt. Die Welt allerdings
wird nicht neu erfunden: Auch in Zeiten des Internets haben jene die Nase vorn,
die sich mehr Wissen – besonders auch Faktenwissen – angeeignet haben. Schlau
und gebildet ist nicht, wer am besten weiss, welchen Knopf er drücken muss.
Das
Thema «Nachhaltigkeit» ist zwar kein tragender Pfeiler des Lehrplans 21. Man
fragt sich trotzdem, ob hier nicht überbordet wird. Sollen die Knirpse schon
von Anfang an auf ein korrektes politisches Verhalten getrimmt werden? Die
Schule soll die Vielfalt des Denkens fördern, nicht die Einheitlichkeit.
Ideologien der Gleichmacherei haben im Lehrplan jedenfalls nichts zu suchen.
Quelle: NZZ, 29.6.
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