3. März 2013

Schulpflegen: ungenügend und ineffizient

Die Schulpflegen in den grossen Städten sollen abgeschafft werden. Dies fordert die Städteinitiative Bildung, die zum Schweizer Städteverband gehört. In einem kürzlich verabschiedeten Grundlagenpapier bezeichnet sie die Schulorganisation, wie sie heute noch vielerorts vorherrscht, als ungenügend und ineffizient. In der Stadt Zürich etwa kümmern sich 175 Schulpflegerinnen und Schulpfleger in sieben Kreisen um die Belange der Lehrpersonen und Schüler von über 100 Schulhäusern.
Geleitet werden die Schulpflegen von vollamtlichen Präsidenten, die in einer Konferenz zusammengeschlossen sind. Dort ist der zuständige Stadtrat Gerold Lauber (cvp.) lediglich Primus inter Pares, hat also keine Weisungsbefugnisse. «Das System muss weiterentwickelt werden, die Durchsetzungsmöglichkeiten des Stadtrates sind beschränkt», sagt Marcel Bachmann, Direktor des Zürcher Schulamtes. Ähnliches fordert auch der Winterthurer Stadtrat Stefan Fritschi (fdp.), wo demnächst die sieben Schulkreise auf vier reduziert werden. «Eigentlich könnte man mittelfristig auf die Schulpflegen ganz verzichten», sagt Fritschi. Diese Zwischenebene erschwere den Kontakt zu den Schulen, den Lehrern und auch den Eltern. «Oft kommen sie mit Anliegen zu mir, und mir sind die Hände gebunden», sagt Fritschi. Er befürwortet die von der Städteinitiative postulierte Führungsstruktur mit nur noch einer politisch legitimierten Behörde, welche auch für die Schulbelange zuständig ist.
Die Städteinitiative ist ein Zusammenschluss von 26 Städten mit zwischen 10 000 Einwohnern (Val-de-Travers) und 400 000 Einwohnern (Zürich). Einige von ihnen haben die Schulpflegen bereits abgeschafft, etwa St. Gallen, wo die Schulen von einem dem Schulstadtrat unterstellten Rektorat geführt werden. In Bern hingegen ist eine ähnliche Reform kürzlich im Stadtparlament gescheitert. Ein erneuter Anlauf ist dort in den nächsten Jahren nicht vorgesehen.
Zürich und Winterthur hingegen wollen etwas ändern. Sie warten auf das neue Gemeindegesetz des Kantons Zürich, das Ausnahmebestimmungen für die Städte vorsieht. Es liegt derzeit beim Regierungsrat. In Zürich wird unter anderem ein System mit Schulkreisleitern diskutiert, wie Schuldirektor Bachmann sagt. «Das Schulamt kann unmöglich 100 Schulen direkt führen.» Die Leitungen würden vom Stadtrat eingesetzt und wären diesem unterstellt. Die Volkswahl der Schulpflege fiele weg. Das stösst jetzt schon auf Widerstand. «Ich bin zwar durchaus einverstanden mit einer schlanken Schulstruktur», sagt Vera Lang Temperli, Präsidentin des Stadtzürcher Schulkreises Glatttal. Sie fürchtet aber um die Verankerung der Behörde im Stadtquartier. «Eine Volksschule soll von lokal gewählten Vertretern geführt werden», sagt sie. «Man würde die Nähe zu den Bewohnerinnen und Bewohnern verlieren», sagt ihre Kollegin Barbara Grisch (Zürich Letzi). Kein Drama wäre die Abschaffung aus Sicht der Präsidentin der Kreisschulpflege Winterthur Töss, Bea Schläpfer. «Mit den Schulleitungen haben die Schulen bereits eine gute Führung, da braucht es uns irgendwann nicht mehr.» In Winterthur und Zürich wäre eine Reorganisation frühestens 2018 denkbar. Sie muss am Ende von den Stimmberechtigten gutgeheissen werden. 
Quelle: NZZaS, 3.3. von René Donzé

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