16. März 2013

Obligatorischer Skitag

Das Thema wurde langsam aufgeköchelt. Die miese Bilanz unserer alpinen Skisportler, der schneereiche Winter, die Idee der olympischen Winterspiele, Förderprogramme für Skisport usw. Jetzt ist das Thema auch in Bundesbern angekommen und SP-Nationalrat Aebischer will die Oberstufen im Lande mit einem obligatorischen Skitag beglücken. Grosszügig subventioniert mit Bundesgeldern.

Von rot-grüner Seite kommt die Wehrpflicht unter Beschuss. Ganz ohne verordnete Erlebnisse in der Natur will aber auch die Linke nicht auskommen. SP-Nationalrat Matthias Aebischer verlangt in einer Motion schweizweit einen obligatorischen Skitag für die Schüler auf der Oberstufe. Dafür soll es Bundessubventionen schneien. Die Idee des ehemaligen Fernsehreporters ist fast schon Schnee von gestern. Das Bundesamt für Sport hat die Piste für Skilager-Förderprogramme bereits gespurt. Der Kanton Graubünden will seinen Kindergärtlern neu Schnee-Erlebnisse verordnen. Auch die Seilbahn-Branche bemüht sich um Sonderangebote für Schulen.
Aebischer argumentiert klassenkämpferisch. Er will verhindern, dass das Skifahren zum Sport der Reichen wird. Wer die Verhältnisse von Familien mit Migrationshintergrund kennt, weiss aber, dass eine stärkere Akzentuierung des teuren Wintersports in der Schule mehr als Belastung denn als Bereicherung empfunden werden dürfte. Braucht es Lösungen für günstige Mietausrüstungen, reicht die Kreativität der Schulen vor Ort, ohne dass in die eidgenössische Schatulle gegriffen werden muss. Auf politische Rückendeckung können solche Vorstösse gleichwohl zählen. Als ein geschäftliches Problem erkennt die Tourismusbranche nämlich den Umstand, dass die Jungen ihre Pisten nicht mehr so oft befahren, während Vater Staat bei der Finanzierung der Bahnen weiter einspringt. Der Staat müsste also nun auch für die Nachfrage zum teuren Angebot sorgen.
Eidgenössisch verordnete Abfahrten können keine Lawine der Begeisterung auslösen. Ohnehin müsste es just für Multikulti-Parteien wie Aebischers SP gut sein, wenn die helvetischen Helden nicht mehr der Pirmin und das Vreni im Steilhang sind, sondern der Gökhan und der Xherdan im Fussballstadion - wo auch das Mitfiebern angenehmer ist.
Quelle: NZZ, 16.3. von Davide Scruzzi

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