26. November 2012

Euphorie für neues Schulmodell vorerst verflogen

Die Grundstufe, ein verkürztes Basisstufen-Modell, wurde gestern in Zürich überraschend deutlich versenkt. Die Verschmelzung von Kindergarten und Primar-Unterstufe ist damit vorläufig kein Thema mehr. Beat Zemp, LCH-Präsident, ist enttäuscht und hofft darauf, dass sich längerfristig die Grundstufe dennoch durchsetzen kann. Dass er sich dabei auf dünnem Eis bewegt, belegt die Tatsache, dass eine Mehrheit der Zürcher Kindergärtnerinnen gegen die Grundstufe ist
Die Bildungspolitiker hoffen nun auf ein anderes Szenario: Der Trend zum altersdurchmischten Unterricht soll sich quer durch alle Jahrgänge fortsetzen. Dank dieser Aufweichung der starren Klassen könnte das Verständnis für neue Schulmodelle nach und nach wachsen.







Missachtet Willen der Kindergärtnerinnen: Beat W. Zemp, Präsident LCH. Bild: Schweizer Fernsehen

Euphorie für Schulmodell "Basisstufe" endgültig verflogen, Rendez-vous Radio DRS, 26.11. von Curdin Vincenz

1 Kommentar:

  1. Kindergarten gerettet - Systemveränderung in der Volksschule geht weiter!

    Der Kindergarten ist im Kanton Zürich (vorerst) gerettet und die vom Volk versenkte Grundstufe kann nicht mehr als Trojanisches Pferd zur Systemveränderung durch Einführung des altersdurchmischten individualisierenden Lernens (AdiL) missbraucht werden. Die Gefahr für die Volksschule ist jedoch keineswegs gebannt, da AdiL direkt durch Umkrempelung der Primar- und Sekundarschule weiter eingeführt wird, wie Frau Aeppli bereits bestätigte (TA 26.11.12 „In der Primarschule gibt es immer mehr altersdurchmischte Mehrklassenschulen. Das ist erlaubt“) und wie das jüngste Beispiel im Zürcher Unterland zeigt. Mit AdiL wird der bewährte Klassenunterricht und der qualifizierte Lehrer - in seiner bisherigen Rolle - abgeschafft. Damit wird der Anfang vom Ende unserer demokratischen Volksschule eingeleitet.

    Das bereits durch die sogenannte Integration hervorgerufene Durcheinander verschiedenster Leistungsniveaus (hausgemachte Heterogenität) wird durch AdiL massiv (Auflösung der Jahrgangsklassen) verstärkt. Der effiziente, gemeinschaftsfördernde Klassenunterricht wird verunmöglicht, weil die Leistungsunterschiede der Schüler zu gross sind, um den Lernstoff gemeinsam zu erarbeiten. AdiL favorisiert das individualisierende Lernen, wo jeder Schüler auf sich gestellt ist und mit individuellen Arbeitsblättern oder Softwareprogrammen lernt, was ihm gerade Spass macht und was er sich zutraut. Der Lehrer wird nicht mehr für die gemeinsame Einführung in ein Thema oder die Erreichung eines Klassenziels benötigt und wird so zum Lernsupportassistenten oder Coach degradiert, was auf die Qualität der Lehrerausbildung und das Lehrersalär Auswirkungen haben dürfte. Das individualisierende Lernen macht die Schulen fit für den Bildungsmarkt (Apple, Bertelsmann & Co. lassen grüssen), nicht aber die Schüler für den Arbeitsmarkt, weil sich bei Lernprogrammen die Lerneffekte nicht einstellen, wie beim zwischenmenschlichen Dialog (Manfred Spitzer: Digitale Demenz).

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